Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am 23.04.20 (Ein Donnerstag) verabredete ich mich mit einem Freund, den ich aufgrund von Ausgangssperren und der Corona-Pandemie im Vergleich zu "normalen" Zeiten lange nicht gesehen hatte. Hinter mir lagen drei fast Wochen Betriebsurlaub, der seitens meines Arbeitgebers spontan Ende März verkündet wurde. Auch mein Freund hatte am nächsten Tag frei. Ich fuhr mit dem Fahrrad (5 km) zu ihm, es war sehr schönes Wetter und ich hatte zuvor mein Fahrrad mal gründlich überholt. (Reifen erneuert, neue Bremsen, etc.) Kurz nachdem ich Platz genommen hatte, fragte er mich, ob ich ein Bier mit ihm trinken wollte. Ich bejahte und wir tranken das erste Bier. Nach und nach tranken wir weitere Biere. Ca. 2 x 0,33 Liter pro Stunde. Gegen 20 Uhr vernahmen wir Gelächter, Geräusche, Stimmen vom Balkon schräg unter uns. Auch da saßen zwei Leute (Studenten) aus dem selben Haus zusammen. Mein Freund rief herunter und die anderen beiden kamen nach kurzem Austausch hoch. Auch sie hatten bisher schon Alkohol getrunken. Sie hatten eine angebrochene ca. halb volle Flasche Grappa und einen angebrochenen Kasten Bier dabei. Ein wenig Zeit später, nachdem die Gäste Platz genommen hatten, holte mein Freund Schnapsgläser (4 cl) und wir alle tranken zusätzlich zum Bier noch Grappa, jeder die gleiche Menge in Abständen von 20-30 Minuten bis die Flasche leer war. Es waren sehr witzige Gespräche, wir lachten viel, hatten viele gemeinsame Gesprächsthemen. (Ich kannte die beiden anderen Personen bisher nicht.) So nahm der Abend seinen Lauf, die Runde löste sich ca. 1:00 auf. Auch ich verabschiedete mich und ging nach unten (Wir saßen im 4. Stock). Ich spürte deutlich, dass ich betrunken war und wankte stark. Ich rief drei Taxi-Unternehmen an. Entweder es nahm niemand ab oder sie sagten, dass ich mindestens 20 Minuten warten müsse, denn die wenigen Fahrer die derzeit aktiv sind, seien voll ausgelastet. Etwas desillusioniert und leichtsinnig unter dem Motto "wird schon gut gehen" und dem Verlangen ins zu Bett gehen, setzte ich mich auf mein Fahrrad. Ich tat mich sehr schwer in der Spur zu bleiben, ich hoffte, nach einiger Fahrt "in den Tritt zu kommen" und dass es sich bessert. Dazu kam es aber nicht, nach 800 - 1000 m stoppte mich die Polizei.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Von 18:00 bis 01:00 4,0 - 4,5 l Bier, ab 20:30 bis 22:30 noch 100 bis 150 ml Grappa.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Nein! Wie oben beschrieben, ich fuhr in Schlangenlinien und konnte nur knapp Kollisionen mit z.B. Straßenlaternen oder Stürze vermeiden.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Wie oben beschrieben, wollte ich zunächst ein Taxi bestellen, jedoch kam es nicht dazu.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ich bin früher häufig mit dem Auto zu Parties und anschließend nach Hause gefahren, wenn ich am nächsten Tag Fußball spielen musste. Dann und auch sonst hielt ich mich daran, niemals mehr als 1 Bier à 0,33 l pro Anlass zu trinken, wenn ich noch Auto fahren musste. Vor der Kombination aus Alkohol und dem Führen eines Autos hatte ich riesigen Respekt. Aber mit dem Fahrrad sah es leider anders aus. Zwar vermied ich es damit zu fahren, was ich aber nicht immer einhielt. Gewöhnlich treffe ich mich mit meinen Freunden in den Kneipen der Stadt, da ist der Weg für mich 1-2 km, die ich dann zu Fuß gehe. Taxis sind dort dann in Hülle und Fülle oder ich gehe auch zu Fuß nach Hause. Einige Male (2-5 Mal pro Jahr) bin ich aber doch mit dem Fahrrad unterwegs. (z.B. zu Parties, die nicht im Stadtzentrum sind und somit weiter weg) Wenn ich es aus heutiger Sicht reflektiere, könnten auch hier unzulässig hohe BAKs vorgekommen sein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Zu meiner Jugendzeit im Elternhaus war das Fahrrad genau das Mittel, das legitimiert war wenn Alkohol im Spiel war. Es benutzen dann eigentlich alle, die keine andere Möglichkeit (Mitfahrgelegenheit, Taxi) hatten. Es galt als legal. (Sehr ländliche Gegend.) Einmal waren wir in einer Gruppe von fünf Leuten unterwegs auf dem Heimweg und alle waren betrunken. Weil zwei Leute ohne Licht unterwegs waren, hielt uns die Polizei an. Die zwei Leute bekamen eine Geldstrafe und die Weiterfahrt wurde untersagt. Es wurden keine AAK unternommen noch sonstwas.... Das Fahrradfahren unter Alkohol zog sich auch noch weiter, als ich im Studienort war, jedoch seltener, da hier eine relativ enge Taktung der S-Bahnen bis tief in die Nacht war.
Ich schätze durchschnittlich ca. 10 mal pro Jahr unter Alkoholeinfluss > 0,8 Promille Rad gefahren zu sein in der Zeit von 1998 bis 2010. Seit 2010 (bin ich im jetzigen Ort) ca. 5 mal pro Jahr. Seit 1998 kommen noch sehr viele Radfahrten mit < 0,8 Promille hinzu, orts- und altersabhängig.
Ich folge daraus, dass ich beim Autofahren die aus dem Volksmund stammende, verbreitete Regel "maximal ein Bier wenn man Auto fährt" zwar eingehalten habe, im Zusammenhang mit dem Fahrrad nachträglich betrachtet jedoch äußerst fahrlässig und verantwortungslos gehandelt habe!
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mit knapp 16 Jahren im Mai 1998.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ich fange mal 2017 an, weil es dort ein einschneidendes Erlebnis gab: Ende April 2017 trennte sich meine damalige Freundin von mir. Dies zeichnete sich aus meiner Sicht nicht ab, eigentlich wollten wir heiraten, ein Haus kaufen, Kinder haben, etc. Dies verarbeitete ich 2-3 Monate lang ohne nennenswerten Anstieg meines Alkoholkonsums. Ich schloss mich dann einer neuen, trinkfreudigen Clique an, und intensivierte den Kontakt zu den 6, 7 Leuten sehr. Zum einen mochte ich deren Gesellschaft sehr, es war für mich auch am Wochenende eine willkommene Möglichkeit mit ihnen loszuziehen um eine neue Partnerin kennen zu lernen. Nicht jedes Wochenende hatte sich dies ergeben, jedoch ca. 40 mal im Jahr.Meist Samstags. Wir trafen uns nachmittags zum Fußball gucken und später ging es meist in die gängigen Örtlichkeiten dieser Stadt oder sonstige Parties. Außerdem pflegten wir eine Art Stammtisch am Donnerstag, bei dem ich es aber wie erwähnt bei max. 1,5 Liter Bier beließ. (Das war mein Limit um am nächsten Tag fit zu sein)Freitags ähnlich (1,0 - 1,5 Liter Bier, "mal kurz raus.."), um für Samstag die "volle Energie" zu haben. Samstags konnte es dann passieren, dass von 15:00 an bis morgens um 4:00, 5:00 getrunken wurde. (Mal ging es auch früher nach Hause, wenn die Woche zu anstrengend war und/oder eine anstrengende vorauszusehen war) Dabei wurde dann schätzungsweise 5-6 Liter Bier getrunken. Seit Spätsommer 2019 habe ich eine neue Partnerin und der Alkoholkonsum hat sich auf ca. 2-4 Liter Bier pro Woche reduziert, inklusive dem Donnerstag-Stammtisch. Noch 1 mal pro Monat bin ich durchschnittlich bei "Wochenendzügen" dabei, trinke dann aber auch nicht weniger als vor der Beziehung. Ich habe 30 Urlaubstage im Jahr und in längeren Urlauben, z.B. im dreiwöchigen Sommerurlauben, habe ich noch mehr getrunken. Dieses Jahr wurden ich wie auch die gesamte Belegschaft spontan von einer Woche auf die andere aufgrund eines Auftragseinbruchs durch die Corona-Pandemie in Betriebsurlaub geschickt. Mit Arbeitskollegen (die auch frei hatten) oder meiner Freundin habe ich an 3-4 Tagen pro Woche getrunken, 2-4 Liter Bier pro Anlass. Am letzten Tag des Urlaubes (Donnerstag auf Freitag, montags ging es wieder los) geschah die Trunkenheitsfahrt.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
Bis September 2019: Typische Woche, also Arbeit von Mo - Fr, Wochenende komplett frei:
Von Sonntag bis inklusive Mittwoch keinen Alkohol, weil ich schon weiß, dass ich zu viel trinke. Donnerstags i.d.R 1 bis 1,5 l Bier. Freitags auch 1 - 2 Liter Bier, samstags dann 5-6 Liter Bier, wie oben beschrieben. Samstags kamen selten auch mal einige Schnäpse à 0,2 oder 0,4 cl dazu.
Ab 2019 dann Sonntag bis Donnerstag wie zuvor, am Wochenende noch 1 (zum Essen/Kino) -3 Liter Bier dazu (Parties oder Spieleabend) Noch ca. einmal im Monat aber einen Tag mit 5-6 Litern Bier und manchmal einzelnen Schnäpsen mit meiner Clique.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Mit Freunden. Im Rahmen meiner Familie wird zwar auch Alkohol konsumiert, allerdings in wesentlich kleineren Mengen.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Innere Motive: Aus der Sicht vor der TF Geselligkeit. Ich bin sehr gerne unter Leuten. Wenn z.b. Wochenende ist und am nächsten Tag kein "Termin", dann liebe ich es mit Freunden durch die Örtlichkeiten der Stadt zu ziehen. Und ein großes Stück weit ist es Selbstdarstellung, das Lebemann-Sein mit dem Bier in der Hand. Die Männlichkeit und die Darstellung des "lustigen" Begetrunkenen, das Ich-bin-der-lustige-Partytyp darstellen zu wollen. Das Weggehen machte mir sehr viel Spass, ich kam z.B. viel mit dem anderen Geschlecht ins Gespräch, galt weitgehend für das andere Geschlecht als attraktiv. Bildete mir aber ein, dass zu mir und meinem Stil auch einfach das Bier in der Hand gehört.
Weniger als Grund die Einbildung (vom Volksmund abgeleitet und somit für mich persönlich akzeptiert) das "muss auch mal sein", "mal rauskommen", "den Arbeitsstress verarbeiten".
Äußere Motive: In meinem Umfeld wurde meist viel Alkohol getrunken (z.B. Dorfjugend zu Elternhauszeiten, Bundeswehr, Studium einer Ingenieurwissenschaft, bis 2017 aktiver Fußballer). Das ist meine Vita und das sind eben typische "Viel-Alkohol-Gesellschaften". Einerseits habe ich mich durch die Gesellschaft legitimiert ("Macht doch jeder!") und ich habe lieber angestoßen um Diskussionen aus dem Weg zu gehen oder gar Schwäche zu zeigen, als aufzuhören/abzulehnen, wenn ich keinen triftigen Grund hatte wie z.B. ("ich muss morgen früh raus"). Mir hat der Alkohol bis zur TF auch niemals etwas mich persönlich "wachrüttelndes" oder Negatives angetan, verkaterte Tage im Anschluss nahm ich billigend in Kauf. Über die gesundheitlichen Folgen habe ich mir niemals Gedanken gemacht, anders war es z.B. bezüglich des Rauchens.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Wenig: höchst gesellig, höchst kommunikativ, sehr lustig.
Viel: Trunkenheit deutlich anzumerken, schläfrig, sehr unkoordiniert in der Motorik, Gesprächen konnte ich nicht mehr folgen.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Ja, aber eher mal im jüngeren Jahren (<25 Jahre), weil dann auch meine Familie es mitbekam, wenn ich mal sehr betrunken nach Hause kam. Da aber immer alles im Leben recht gut lief (z.B. erfolgreiche abgeschlossenes Studium einer Ingenieurwissenschaft in angemessener Zeit an einer TU, recht guter Amateurfußballer bis 2015, im Grunde im Alltag sehr diszipliniert, auch das Arbeitsleben läuft gut,...) wurde der Konsum nicht kritisch genug vom Umfeld und erst recht nicht von mir betrachtet, da ich zumindest bis 2017 mit mir selber absolut im Reinen war.