Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nach der TF trank ich 3 Monate lang keinen Schluck Alkohol. Seit August betreibe ich kontrolliertes Trinken. Ich führe einen Trinkkalender, in welchem die Trinkanlässe genau geplant und eingetragen sind. Maximal 10-12 Stück pro Jahr gibt es und ich achte darauf, dass mindestens vier Wochen dazwischen liegen. An einem dieser Trinkanlässe trinke ich max. 2 Gläser Sekt oder eine kleine Weinschorle (0,25). Ich beginne nie mit einem alkoholischen Getränk, sondern nur mit einem antialkoholischen Getränk. Zudem trinke ich beide Gläser über den kompletten Abend verteilt. Nach dem ersten Glas trinke ich mindestens ein Glas mit antialkoholischen. Harten Alkohol gibt es für mich nicht mehr.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
22.02.2014 Staatsexamensfeier von meinem bruder, ein Glas Sekt zum Anstoßen
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Nach der TF trank ich erst einmal 3 Monaten keinen Schluck Alkohol, da ich viel zu geschockt von dem Vorfall war, aber auch von mir selbst. Ich konnte nicht verstehen wie ich so unverantwortlich handeln konnte. Zudem wurde mir deutlich bewusst, dass mein Alkoholkonsum auf keinen Fall normal war. Mir war damals nicht bewusst, dass ich überhaupt eine Promillegrenze von 1,72 erreichen kann, aber damit noch in der Lage sein Fahrrad fahren zu können, machte mir sehr schnell deutlich, das ist nicht normal und ich muss definitiv etwas ändern. Durch meinen unbedachten Alkoholkonsum habe ich andere gefährdet. Ich bin froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Deshalb war der Alkoholkonsum für mich zunächst kein Thema. Mir war zusätzlich bewusst, dass ich in meinem Leben etwas ändern muss. Ich musste ehrlich zu mir selbst sein und habe erkannt, dass ich meine Erfahrungen aus der Leistungssport zeit auf mein weiteres Leben projizierte. Ich habe nicht realisiert, dass es jetzt nicht mehr nur Erfolg gibt und Trainer, die sich nicht für meine Gefühle interessieren, sondern tolle Freunde und eine Familie habe mit denen ich jederzeit hätte reden können. Zudem war ich durch den Erfolgsdruck von früher viel zu ehrgeizig in manchen Dinge gewesen und habe deshalb oft meine eigenen bedürfnisse zurückgestellt. Wenn ich nicht so verbissen gewesen wäre, hätte ich sicherlich Zeit für Sport gehabt, doch ich erkannte nicht, dass mir dieser Ausgleich einfach fehlte.
Ich muss jetzt ehrlich zu mir selbst sein und handeln. Ich trennte mich von meinem Freund, was nicht leicht war. Die Zeit nach Trennung war emotional natürlich sehr schwer. Da ich mich endlich öffnete und mit Familie und Freunden und sogar lange Gespräche mit meinem Exfreund führte, konnte ich die schwierige Situation gut verarbeiten, ohne einen Schluck Alkohol zu trinken. Hier wurde mir klar, wenn ich schon früher die offenen Gespräche gesucht hätte, hätte ich nicht den Alkohol zur Verdrängung benutzen müssen.
Ich setze mich intensiv mit den Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum auseinander und entschied mich für das kontrollierte Trinken. Es ist schwierig in so einem jungen Alter eine Entscheidung für sein ganzes Leben zu treffen, indem man sagt man trinkt nie wieder Alkohol. Ich habe gemerkt, dass es mir absolut nichts ausmacht keinen Alkohol zu trinken, dennoch würde ich gerne zu feierlichen Anlässen, wie Geburtstag, Hochzeiten… mit Sekt oder Wein anzustoßen, dabei halte ich mich an die im Trinkkalender eingetragene Anlässe. Seit einem Jahr betreibe ich nun das kontrollierte Trinken und kann selbst sehen wie gut es klappt.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Die TF war ein Schock für mich. Ich wurde gezwungen mich meinem Alkoholkonsum und deren Folgen auseinanderzusetzen. Die TF hat mich zum Nachdenken gebracht. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich mein Alkoholkonsum sei völlig normal. Heute weiß ich, dass ich insbesondere in der Phase vor der TF missbräuchlichen Alkoholkonsum betrieben habe. Erst nach der TF habe ich erkannt wie leichtsinnig und fahrlässig ich mit dem Alkohol umgegangen bin. Ich habe mir keine Gedanken gemacht was alles passieren kann wenn man die Kontrolle über den Alkohol verliert. Ich habe erkannt, dass ich versucht habe offene Gespräche durch Alkohol zu ersetzen und Problem einfach verdrängt, um ausgelassen Spaß mit meinen Freunden zu haben.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Nach der TF trank ich ersteinmal 3 Monaten keinen Schluck Alkohol, da ich viel zu geschockt war von dem Vorfall, aber auch von meinem eigenen Verhalten. Ich konnte nicht verstehen wie ich so unverantwortlich handeln konnte. Zudem wurde mir deutlich bewusst, dass mein Alkoholkonsum auf keinen Fall normal war. Der unbedachte Alkoholkonsum machte mich so leichtsinnig, dass ich sogar am Straßenverkehr teilnahm und damit andere in Gefahr brachte.
Ich fing an zu handeln. Zunächst trennte ich mich von meinem Freund. Mir war klar, dass die beziehung nicht mehr funktionierte. Ich wusste auch wenn ich nicht den gleichen Fehler nochmal machen wollen würde, muss ich jetzt lernen die offenen Gespräche zu suchen. Ich setze mich mit meinen Freunden auseinander und sprach offen darüber, dass ich das Gefühl hätte wenn ich mich trennen würde, wären sie enttäuscht gewesen und wollten lieber ihn im Freundeskreis behalten. Doch dies war gar nicht so, sie mochten ihn, aber mehr weil er eben mein Partner war. Mir wurde klar, dass ich mir viel selbst eingeredet hatte, weil ich die Anerkennung suchte und dachte sie zu enttäuschen. Ich habe gemerkt, dass meine Freunde keine Trainer sind, die nur den Erfolg sehen, sondern jederzeit für mich da gewesen wären und ich ihnen wichtig war, egal ob mit Freund oder ohne, oder mit Abschluss oder ohne.
Außerdem versuchte ich auch zum ersten Mal die Ursachen und Gründe zu erforschen, warum ich selbst so zielstrebig war und dabei oft mich selbst vergaß. Zum einen lag es natürlich daran, dass im Leistungssport gelernt hatte, Erfolg ist das einzige was zählt und dafür muss man einiges tun und auch viele Entbehrungen in Kauf nehmen. Zum anderen sprach ich viel mit meiner Familie und erkannte, dass ich insgeheim auch die Anerkennung meiner Eltern suchte, für das was ich tat. Da ich immer mit meinem bruder verglichen wurde, war ich doch etwas eifersüchtig und enttäuscht, dass meine sportlichen Leistungen nicht so gewürdigt werden, wie die schulischen meines bruders. Ich glaubte, dass bei meinen Eltern, wie bei meinen Trainern nur der Erfolg zählte und den wollte ich erbringen. Zum einen weil ich selbst den Ehrgeiz hatte und zum anderen wollte ich sie Stolz machen.
In unserer Familie wurde offen über die TF und die möglichen Ursachen für mein Verhalten gesprochen. Meine Eltern erklärten mir, dass sie immer sehr stolz auf mich und meine sportlichen Leistungen waren, aber mich immer nur davor bewahren wollten, dass ich vor lauter Sport die schulischen Leistungen vernachlässige. Natürlich waren meine Eltern nicht begeistert von meinen verantwortungslosen Verhalten, dennoch wollten wir gemeinsam einen Weg finden wie wir mein geändertes Verhalten stabilisieren. Da ich nie über meine Gefühle und Ansichten mit ihnen redeten, hatte sie auch nie gesehen, dass ich dachte sie sind auf mein bruder mehr stolz. Wir beschlossen allesamt dass wir wieder intensiver Zeit in der Familie verbringen, sodass gar keine Missverständnisse aufkommen können und Probleme offen angegangen werden. Zu diesem Zweck gibt es ein- zweimal im Monat einen Familientag, an welchem wir unterschiedliche Sachen unternehmen (Wandern, Schwimmen, Kino). Auf diese Weise intensivierte sich das Verhältnis und ich habe das Gefühl einen starken Rückhalt in meiner Familie zu haben, der mich jederzeit auffängt.
Zudem merkte ich, dass mir der Sport als Ausgleich zu meinem stressigen Alltag einfach fehlte. Ich wollte mich jedoch nicht mehr mit dem übermäßigen Druck im Leistungssport aussetzen und begann deshalb für mich selbst zu laufen. Zusätzlich gehe ich ins Fitnessstudio. Die Sportzeit war mir wichtig, diese Zeit war ausschließlich für mich, in der ich nur Zeit für mich hatte und in Ruhe über alles nachdenken konnte. Dies fehlte in den stressigen Jahren leider viel zu oft. Deshalb wusste ich glaub ich oft selbst nicht, was ich eigentlich will bzw. hatte nie wirklich Zeit darüber nachzudenken. Im Juli lief ich den ersten Turnierlauf, den ich erfolgreich absolvierte. Dieses Jahr laufe ich den JP Morgan Lauf in Frankfurt mit. Ich stecke meine Ziele nicht mehr zu hoch, sondern mache wirklich nur das was ich mir realistisch zu traue und setzte mich damit nicht mehr so Druck. Durch das Joggen und das Pilates im Fitnessstudio gelingt es mir entspannter und relaxter durchs Leben zu gehen. Das wichtigste für mich bei allem was ich tue, mich selbst nicht mehr in so starke Drucksituation zu Versetzen und meinen Ehrgeiz nicht wieder so krankhaft werden zu lassen. Neben dem Laufen besuche ich regelmäßig Pilates Kurse, die mich trotz stressigen Momenten herunterkommen lassen. Die beste Art zum Druckabbau, wenn das Joggen mal nicht hilft. Alles was ich jetzt tue, tue ich für mich und nicht mehr um Anerkennung von Außenstehenden zu erhalten. Ich habe auch einfach gelernt, dass Erfolg nicht das Wichtigste im Leben ist, sondern tolle Freunde und eine tolle Familie viel wichtiger sind.
Klar gibt es im berufsleben auch Phasen in denen mal mehr zu tun ist oder eine Drucksituation entsteht. Aber mittlerweile habe ich ein Ventil gefunden diesen rauszulassen. Wenn mir alles zu viel wird zieh ich meine Sportschuhe an und laufe los. Zudem habe ich gelernt über Probleme offen zu reden, Gefühle nicht zu verdrängen, sondern mich offen mit ihnen auseinander zusetzen. Das hilft mir, dass ich nicht in mir drin über Wochen hinweg Druck aufbaue sondern jederzeit die Möglichkeit habe Druck abzulassen, entweder bei meinen Freunden oder bei meiner Familie. Die Tf hat mich dazu bewegt endlich mal offen zu sprechen, dabei habe ich gemerkt, dass ich in den letzten Jahren meine Freunde oder Familie einfach falsch eingeschätzt habe. Ich hatte immer einen guten Rückhalt und eine stolze Familie, da ich jedoch viel zu lange mit mir selbst beschäftigt war erkennte ich das alles nicht.
Wenn ich im Job mal mit der Arbeit nicht hinterher komme, sage ich einfach, ich schaffe es nicht. Jeder muss sich ab und zu Schwächen eingestehen und einen Gang zurück zu schalten. Denn wie sagt mein Chef immer nur ein gesunder und fitter Körper ist ein erfolgreicher Körper. Dazu gehört für mich auch der private Ausgleich. Ich arbeite nicht mehr zielstrebig auf ein Ziel hin und geh mit Scheuklappen durchs Leben, sondern genieße zum beispiel ausgiebig die Wochenenden oder auch unter der Woche ist ein Treffen mit Freunden drin, um einfach mal abzuschalten.
Ich bin mit meinem Job rundum zufrieden und gut darin was ich tue, falls es wieder schwierige Zeit gibt, rede ich darüber und treibe Sport.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich freue mich, wenn ich von Parties heimgehe und einen schönen Abend hatte und weiß, dass morgen zum beispiel ein kompletter Sonntag ohne Kater vor mir liegt. So habe ich heute beides eine tolle Party und einen kompletten Sonntag zur freien Verfügung. Zudem gefällt es mir abends weg zu gehen und dabei nüchtern zu bleiben. Ich führe viele interessantere und tiefgründigere Gespräche. Die Gespräche früher im betrunkenen Zustand waren völlig unnötig, doch heute nehme ich aus Party-Abenden wirkliche tolle Gespräche und Erfahrungen mit. Wenn ich jetzt auf eine Party gehe, steht das gesellige Miteinander im Vordergrund und nicht der Alkohol.
Ich mache viel mehr Sport und die Wochenende nutze ich jetzt wirklich zum entspannen und für Unternehmungen mit meiner Familie oder mit Freunden. Sonntags gehen wir jetzt öfters wandern. Dadurch hat sich auch das Verhältnis zu meinen Eltern intensiviert, zum einen durch die offen Gespräche und zum anderen die gemeinsamen Unternehmungen am Wochenende.
Zusätzlich fühle ich mich ausgeglichener durch den Sport und die regelmäßigen Unternehmungen mit Freunden auch unter der Woche. Ich glaube ich habe dieses Auspowern durch den Sport unbewusst schon sehr vermisst. Ich fühle mich insgesamt einfach viel ausgeglichener und zufriedener mit meinem Leben. Ich bin nicht mehr gereizt und habe das Gefühl größeren Anforderungen standhalten zu können. Ich kann nach einem Jahr kontrolliertem Trinken wirklich sagen, ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben und froh, dass ich die Chance hatte etwas zu verändern.
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nach der TF trank ich 3 Monate lang keinen Schluck Alkohol. Seit August betreibe ich kontrolliertes Trinken. Ich führe einen Trinkkalender, in welchem die Trinkanlässe genau geplant und eingetragen sind. Maximal 10-12 Stück pro Jahr gibt es und ich achte darauf, dass mindestens vier Wochen dazwischen liegen. An einem dieser Trinkanlässe trinke ich max. 2 Gläser Sekt oder eine kleine Weinschorle (0,25). Ich beginne nie mit einem alkoholischen Getränk, sondern nur mit einem antialkoholischen Getränk. Zudem trinke ich beide Gläser über den kompletten Abend verteilt. Nach dem ersten Glas trinke ich mindestens ein Glas mit antialkoholischen. Harten Alkohol gibt es für mich nicht mehr.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
22.02.2014 Staatsexamensfeier von meinem bruder, ein Glas Sekt zum Anstoßen
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Nach der TF trank ich erst einmal 3 Monaten keinen Schluck Alkohol, da ich viel zu geschockt von dem Vorfall war, aber auch von mir selbst. Ich konnte nicht verstehen wie ich so unverantwortlich handeln konnte. Zudem wurde mir deutlich bewusst, dass mein Alkoholkonsum auf keinen Fall normal war. Mir war damals nicht bewusst, dass ich überhaupt eine Promillegrenze von 1,72 erreichen kann, aber damit noch in der Lage sein Fahrrad fahren zu können, machte mir sehr schnell deutlich, das ist nicht normal und ich muss definitiv etwas ändern. Durch meinen unbedachten Alkoholkonsum habe ich andere gefährdet. Ich bin froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Deshalb war der Alkoholkonsum für mich zunächst kein Thema. Mir war zusätzlich bewusst, dass ich in meinem Leben etwas ändern muss. Ich musste ehrlich zu mir selbst sein und habe erkannt, dass ich meine Erfahrungen aus der Leistungssport zeit auf mein weiteres Leben projizierte. Ich habe nicht realisiert, dass es jetzt nicht mehr nur Erfolg gibt und Trainer, die sich nicht für meine Gefühle interessieren, sondern tolle Freunde und eine Familie habe mit denen ich jederzeit hätte reden können. Zudem war ich durch den Erfolgsdruck von früher viel zu ehrgeizig in manchen Dinge gewesen und habe deshalb oft meine eigenen bedürfnisse zurückgestellt. Wenn ich nicht so verbissen gewesen wäre, hätte ich sicherlich Zeit für Sport gehabt, doch ich erkannte nicht, dass mir dieser Ausgleich einfach fehlte.
Ich muss jetzt ehrlich zu mir selbst sein und handeln. Ich trennte mich von meinem Freund, was nicht leicht war. Die Zeit nach Trennung war emotional natürlich sehr schwer. Da ich mich endlich öffnete und mit Familie und Freunden und sogar lange Gespräche mit meinem Exfreund führte, konnte ich die schwierige Situation gut verarbeiten, ohne einen Schluck Alkohol zu trinken. Hier wurde mir klar, wenn ich schon früher die offenen Gespräche gesucht hätte, hätte ich nicht den Alkohol zur Verdrängung benutzen müssen.
Ich setze mich intensiv mit den Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum auseinander und entschied mich für das kontrollierte Trinken. Es ist schwierig in so einem jungen Alter eine Entscheidung für sein ganzes Leben zu treffen, indem man sagt man trinkt nie wieder Alkohol. Ich habe gemerkt, dass es mir absolut nichts ausmacht keinen Alkohol zu trinken, dennoch würde ich gerne zu feierlichen Anlässen, wie Geburtstag, Hochzeiten… mit Sekt oder Wein anzustoßen, dabei halte ich mich an die im Trinkkalender eingetragene Anlässe. Seit einem Jahr betreibe ich nun das kontrollierte Trinken und kann selbst sehen wie gut es klappt.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Die TF war ein Schock für mich. Ich wurde gezwungen mich meinem Alkoholkonsum und deren Folgen auseinanderzusetzen. Die TF hat mich zum Nachdenken gebracht. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich mein Alkoholkonsum sei völlig normal. Heute weiß ich, dass ich insbesondere in der Phase vor der TF missbräuchlichen Alkoholkonsum betrieben habe. Erst nach der TF habe ich erkannt wie leichtsinnig und fahrlässig ich mit dem Alkohol umgegangen bin. Ich habe mir keine Gedanken gemacht was alles passieren kann wenn man die Kontrolle über den Alkohol verliert. Ich habe erkannt, dass ich versucht habe offene Gespräche durch Alkohol zu ersetzen und Problem einfach verdrängt, um ausgelassen Spaß mit meinen Freunden zu haben.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Nach der TF trank ich ersteinmal 3 Monaten keinen Schluck Alkohol, da ich viel zu geschockt war von dem Vorfall, aber auch von meinem eigenen Verhalten. Ich konnte nicht verstehen wie ich so unverantwortlich handeln konnte. Zudem wurde mir deutlich bewusst, dass mein Alkoholkonsum auf keinen Fall normal war. Der unbedachte Alkoholkonsum machte mich so leichtsinnig, dass ich sogar am Straßenverkehr teilnahm und damit andere in Gefahr brachte.
Ich fing an zu handeln. Zunächst trennte ich mich von meinem Freund. Mir war klar, dass die beziehung nicht mehr funktionierte. Ich wusste auch wenn ich nicht den gleichen Fehler nochmal machen wollen würde, muss ich jetzt lernen die offenen Gespräche zu suchen. Ich setze mich mit meinen Freunden auseinander und sprach offen darüber, dass ich das Gefühl hätte wenn ich mich trennen würde, wären sie enttäuscht gewesen und wollten lieber ihn im Freundeskreis behalten. Doch dies war gar nicht so, sie mochten ihn, aber mehr weil er eben mein Partner war. Mir wurde klar, dass ich mir viel selbst eingeredet hatte, weil ich die Anerkennung suchte und dachte sie zu enttäuschen. Ich habe gemerkt, dass meine Freunde keine Trainer sind, die nur den Erfolg sehen, sondern jederzeit für mich da gewesen wären und ich ihnen wichtig war, egal ob mit Freund oder ohne, oder mit Abschluss oder ohne.
Außerdem versuchte ich auch zum ersten Mal die Ursachen und Gründe zu erforschen, warum ich selbst so zielstrebig war und dabei oft mich selbst vergaß. Zum einen lag es natürlich daran, dass im Leistungssport gelernt hatte, Erfolg ist das einzige was zählt und dafür muss man einiges tun und auch viele Entbehrungen in Kauf nehmen. Zum anderen sprach ich viel mit meiner Familie und erkannte, dass ich insgeheim auch die Anerkennung meiner Eltern suchte, für das was ich tat. Da ich immer mit meinem bruder verglichen wurde, war ich doch etwas eifersüchtig und enttäuscht, dass meine sportlichen Leistungen nicht so gewürdigt werden, wie die schulischen meines bruders. Ich glaubte, dass bei meinen Eltern, wie bei meinen Trainern nur der Erfolg zählte und den wollte ich erbringen. Zum einen weil ich selbst den Ehrgeiz hatte und zum anderen wollte ich sie Stolz machen.
In unserer Familie wurde offen über die TF und die möglichen Ursachen für mein Verhalten gesprochen. Meine Eltern erklärten mir, dass sie immer sehr stolz auf mich und meine sportlichen Leistungen waren, aber mich immer nur davor bewahren wollten, dass ich vor lauter Sport die schulischen Leistungen vernachlässige. Natürlich waren meine Eltern nicht begeistert von meinen verantwortungslosen Verhalten, dennoch wollten wir gemeinsam einen Weg finden wie wir mein geändertes Verhalten stabilisieren. Da ich nie über meine Gefühle und Ansichten mit ihnen redeten, hatte sie auch nie gesehen, dass ich dachte sie sind auf mein bruder mehr stolz. Wir beschlossen allesamt dass wir wieder intensiver Zeit in der Familie verbringen, sodass gar keine Missverständnisse aufkommen können und Probleme offen angegangen werden. Zu diesem Zweck gibt es ein- zweimal im Monat einen Familientag, an welchem wir unterschiedliche Sachen unternehmen (Wandern, Schwimmen, Kino). Auf diese Weise intensivierte sich das Verhältnis und ich habe das Gefühl einen starken Rückhalt in meiner Familie zu haben, der mich jederzeit auffängt.
Zudem merkte ich, dass mir der Sport als Ausgleich zu meinem stressigen Alltag einfach fehlte. Ich wollte mich jedoch nicht mehr mit dem übermäßigen Druck im Leistungssport aussetzen und begann deshalb für mich selbst zu laufen. Zusätzlich gehe ich ins Fitnessstudio. Die Sportzeit war mir wichtig, diese Zeit war ausschließlich für mich, in der ich nur Zeit für mich hatte und in Ruhe über alles nachdenken konnte. Dies fehlte in den stressigen Jahren leider viel zu oft. Deshalb wusste ich glaub ich oft selbst nicht, was ich eigentlich will bzw. hatte nie wirklich Zeit darüber nachzudenken. Im Juli lief ich den ersten Turnierlauf, den ich erfolgreich absolvierte. Dieses Jahr laufe ich den JP Morgan Lauf in Frankfurt mit. Ich stecke meine Ziele nicht mehr zu hoch, sondern mache wirklich nur das was ich mir realistisch zu traue und setzte mich damit nicht mehr so Druck. Durch das Joggen und das Pilates im Fitnessstudio gelingt es mir entspannter und relaxter durchs Leben zu gehen. Das wichtigste für mich bei allem was ich tue, mich selbst nicht mehr in so starke Drucksituation zu Versetzen und meinen Ehrgeiz nicht wieder so krankhaft werden zu lassen. Neben dem Laufen besuche ich regelmäßig Pilates Kurse, die mich trotz stressigen Momenten herunterkommen lassen. Die beste Art zum Druckabbau, wenn das Joggen mal nicht hilft. Alles was ich jetzt tue, tue ich für mich und nicht mehr um Anerkennung von Außenstehenden zu erhalten. Ich habe auch einfach gelernt, dass Erfolg nicht das Wichtigste im Leben ist, sondern tolle Freunde und eine tolle Familie viel wichtiger sind.
Klar gibt es im berufsleben auch Phasen in denen mal mehr zu tun ist oder eine Drucksituation entsteht. Aber mittlerweile habe ich ein Ventil gefunden diesen rauszulassen. Wenn mir alles zu viel wird zieh ich meine Sportschuhe an und laufe los. Zudem habe ich gelernt über Probleme offen zu reden, Gefühle nicht zu verdrängen, sondern mich offen mit ihnen auseinander zusetzen. Das hilft mir, dass ich nicht in mir drin über Wochen hinweg Druck aufbaue sondern jederzeit die Möglichkeit habe Druck abzulassen, entweder bei meinen Freunden oder bei meiner Familie. Die Tf hat mich dazu bewegt endlich mal offen zu sprechen, dabei habe ich gemerkt, dass ich in den letzten Jahren meine Freunde oder Familie einfach falsch eingeschätzt habe. Ich hatte immer einen guten Rückhalt und eine stolze Familie, da ich jedoch viel zu lange mit mir selbst beschäftigt war erkennte ich das alles nicht.
Wenn ich im Job mal mit der Arbeit nicht hinterher komme, sage ich einfach, ich schaffe es nicht. Jeder muss sich ab und zu Schwächen eingestehen und einen Gang zurück zu schalten. Denn wie sagt mein Chef immer nur ein gesunder und fitter Körper ist ein erfolgreicher Körper. Dazu gehört für mich auch der private Ausgleich. Ich arbeite nicht mehr zielstrebig auf ein Ziel hin und geh mit Scheuklappen durchs Leben, sondern genieße zum beispiel ausgiebig die Wochenenden oder auch unter der Woche ist ein Treffen mit Freunden drin, um einfach mal abzuschalten.
Ich bin mit meinem Job rundum zufrieden und gut darin was ich tue, falls es wieder schwierige Zeit gibt, rede ich darüber und treibe Sport.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich freue mich, wenn ich von Parties heimgehe und einen schönen Abend hatte und weiß, dass morgen zum beispiel ein kompletter Sonntag ohne Kater vor mir liegt. So habe ich heute beides eine tolle Party und einen kompletten Sonntag zur freien Verfügung. Zudem gefällt es mir abends weg zu gehen und dabei nüchtern zu bleiben. Ich führe viele interessantere und tiefgründigere Gespräche. Die Gespräche früher im betrunkenen Zustand waren völlig unnötig, doch heute nehme ich aus Party-Abenden wirkliche tolle Gespräche und Erfahrungen mit. Wenn ich jetzt auf eine Party gehe, steht das gesellige Miteinander im Vordergrund und nicht der Alkohol.
Ich mache viel mehr Sport und die Wochenende nutze ich jetzt wirklich zum entspannen und für Unternehmungen mit meiner Familie oder mit Freunden. Sonntags gehen wir jetzt öfters wandern. Dadurch hat sich auch das Verhältnis zu meinen Eltern intensiviert, zum einen durch die offen Gespräche und zum anderen die gemeinsamen Unternehmungen am Wochenende.
Zusätzlich fühle ich mich ausgeglichener durch den Sport und die regelmäßigen Unternehmungen mit Freunden auch unter der Woche. Ich glaube ich habe dieses Auspowern durch den Sport unbewusst schon sehr vermisst. Ich fühle mich insgesamt einfach viel ausgeglichener und zufriedener mit meinem Leben. Ich bin nicht mehr gereizt und habe das Gefühl größeren Anforderungen standhalten zu können. Ich kann nach einem Jahr kontrolliertem Trinken wirklich sagen, ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben und froh, dass ich die Chance hatte etwas zu verändern.