Und darauf bezieht sich deine gesamte Aufarbeitung!
- Warum hast du getrunken?
- Was hast du daran verändert?
- Wie war die Umstellung?
- Wie gehst du damit in Zukunft um?
- Wie stellst du sicher, dass das nicht nochmal passiert.
Das ist der Kern der MPU!
Zur Person
Geschlecht:m
Größe:1,91
Gewicht: 105 kg jetzt 97 kg
Alter: 59
eventl. Bundesland: Bayern
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit:27.4.18/28.4.18 früher 15.3.2013 stand in der Aufforderung ÄG
sowie 5/2013 4-wöchige Alkohohlentzug aus gerichtlicher Verhandlung
BAK: keine
Trinkbeginn: 15 Uhr / 14 Uhr
Trinkende: 22.30 Uhr / 20.30 Uhr
Uhrzeit der Blutabnahme: verweigert am 27.4.18, am 28.4. nur Personenkontrolle
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am 27.04.18 fuhr mich meine Ehefrau zu meinem Neffen. Nach Ehestreitigkeiten und den Worten, ich solle mir eine neue eigene Bleibe suchen, war ich sehr frustiert an diesem Tag.
Nachdem ich meinen Neffen ½ Jahr nach einem längeren Auslandsaufenthalt nicht gesehen hatte, wollten wir auf das Wiedersehen anstoßen. Um 22 Uhr verließ ich die Wohnung um in einer unweit gelegen Bar einen Döner zu essen. Dort habe ich Gäste angepöbelt/angesprochen woraufhin der Wirt die Polizei gegen 22.30 Uhr rief. Im Zuge des Polizeieinsatzes würde ich mit zur Wache genommen. Dort sollte mir Blut genommen werden, was ich verweigerte, da ich ja Fußgänger war. Es kam auch zu Beleidigungen gegenüber den Beamten/Anzeige, die Nacht habe ich in der Ausnüchterungszelle verbracht.
Am 28.04.18 habe ich mich im Bereich des Bahnhofs in einer Pension eingemietet. Um 14 Uhr ging ich in den Gastraum, dort saß eine gesellige Runde beisammen, ein früherer Bekannter war anwesend. Wir begannen zu trinken, bis ca. 18.30 Uhr. Danach ging ich zum Bahnhof, da ich Hunger hatte und aß dort ein Baguette. Dort schloss ich mich einer Gruppe an die zusammen saßen und sich unterhielten. Ca. 2 Stunden später im Bereich des Bahnhofvorplatzes wurde ich um 20.30 Uhr mit einem Pärchen von der Bundespolizei kontrolliert, worüber ich mich aufregte und sie anpöbelte.(Anzeige)
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Am 27.04.18 von 15 Uhr bis 22 Uhr 7 Bier 0,5l Bier, von 22 Uhr bis 22.30 1 Bier 0,5l.
Am 28.04.18 von 14 Uhr bis 18.30 Uhr 5 Bier 0,5l, von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr 2 Bier 0,5l.
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
keine, da Fußgänger, Polizeimeldung an Führerscheinstelle, siehe meine Vorgeschichte
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
Entfällt
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Entfällt
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Ich denke in 40 Jahren ca. 200 mal, die Folge das ich mir nicht bewusst war welchen Gefahren man sich und Anderen aussetzt. Folgerung unverantwortlich.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mit 10 Jahren habe ich bei einem Geburtstag meines Vaters die Gläser nach der Party ausgeschleckt. Mit 16 Jahren, ein Bier 0,5l im Sportverein hat mir nicht geschmeckt, da es sehr bitter für meine Geschmacksnerven schmeckte.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Bis 2 Jahr vor dem Vorfall mit der Polizei habe ich Alkohol wie folgt konsumiert.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Bis zu meinem 51. Lebensjahr unregelmäßig, 1-2 Bier 0,5l 3x unter der Woche, an den Wochenenden 3-4 Bier 0,5l ca. 12 mal im Jahr
Zwischen dem 51. Und und April des 53. Lebensjahr, 1-2 Bier 0,5l 3x unter der Woche, an den Wochenenden 5-8 Bier 0,5l ca. 24 mal im Jahr (Entzug 5/2013 bis 12/2013 kein Bier)
Zwischen dem 54. und 56. Lebensjahr, 1-2 Bier 0,5l 3x unter der Woche, an den Wochenenden 3-4 Bier 0,5l ca. 24 mal im Jahr
Zwischen dem 57. und April des 58. Lebensjahr, 3-4 Bier 0,5l 3x unter der Woche, an den Wochenenden 5-8 Bier 0,5l 24 mal im Jahr
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Ich habe überwiegend mit Freunden, Sportkameraden, bei Familienfeiern, beim Grillen, zu Festlichkeiten getrunken, beim Weggehen.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
In meiner Zeit bis zu meinem 56. Lebensjahr habe ich in Gesellschaft getrunken, zu Familienfeierlichkeiten um lockerer zu werden, mit Arbeitskollegen um dazu zu gehören, sich nicht ausgegrenzt zu fühlen. Früher nachdem Sport, im Verein, um den Gruppenzusammenhalt zu stärken und Kameradschaft zu pflegen.
Da ich früher sehr schüchtern war und immer sehr ehrgeizig, wollte ich es immer mir und andern zeigen, das ich dazugehöre und auch dazu gehöre. Um meine Schüchternheit und mangelndes Selbstbewussten zu überwinden habe ich den Alkohol missbraucht um in Stimmung zu kommen, mein Ego zu stärken und selbstbewusster rüber zu kommen. Negative Gedanken zu unterdrücken und zu vergessen was alles schief geht im Leben.
Ab meinem 56. Lebensjahr habe ich Alkohol getrunken bei auftretenden Problemen, rund um einen Hauskauf sowie darauffolgenden Hausverkauf, mit einer anstehenden Auswanderung mit 57 Lebensjahren nach Spanien. Da sprachliche Probleme auftraten nach Behördengängen, die oft negativ verliefen, war ich frustriert. Mein überbordender Ehrgeiz es alleine schaffen zu wollen war ein Fehler, ich hätte mir Hilfe suchen sollen.
Als im März 2018 meine Ehefrau Spanien verließ und wieder eine Wohnung in unserem Heimatort bezog, wollte ich eine drohende Scheidung und Trennung nicht wahr haben, dies nagte sehr an meiner Lebensvorstellung und Lebensplanung auch an meinem Ego. In diesem Monat habe ich öfters getrunken, da ich alleine war und es um unsere Ehe nicht gut aussah. Aus diesen negativen Gefühlen heraus bin ich öfter in eine Bar um Anschluss zu finden und abzuschalten.
Als ich Mitte April 18 in unsere gemeinsame Wohnung zurückkehrte, nach organisiertem Rückumzug, lief alles erstmal wieder in geregelten Bahnen, bis zum 27.04.18.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol wurde meine Stimmung lockerer, die Hemmschwelle auch gegenüber Fremden sank, Heiterkeit und Fröhlichkeit überwog.
Bei viel Alkohol hatte ich am nächsten Tag heftige Kopfschmerzen, mir schmeckte kein Essen, belegte Zunge, mürrische Laune, zu nichts Lust, antriebslos.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Ja, meine Frau hat mich zu verschieden Anlässen darauf hingewiesen, das ich zu viel getrunken habe und Sie deshalb heimfahren muss. Von Außenstehenden kamen keine Äußerungen.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich habe sehr viel Sport betrieben, bis 34 Jahren habe ich höherklassig Fußball gespielt, immer das Deutsche Sportabzeichen bis ich 50 Jahre alt war abgelegt. Durch eine Knieverletzung könnte ich nicht mehr so viel Sport treiben, deshalb nahm ich zu und bekam Übergewicht. Um Aufgaben die zu erledigen waren habe ich mich gedrückt und mehrere Tage liegen lassen und eigene Interessen vernachlässigt. Meine Ehefrau war traurig wenn sie sah, dass ich vermehrt Alkohol trank.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Heute trinke ich keinen Alkohol mehr, aber vermehrt getrunken habe ich ab 2016 bis April 2018. Dies wie beschrieben auf Grund von Hausankauf, Umbau, Hausverkauf, Wegzug nach Spanien, April 2018 Rückzug aus Spanien.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Früher sehr selten, seit 2016 bis 2018 mehrmals.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ja, im Mai 2013 während des Entzug bis Dezember 2013.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Wie bereits erwähnt sah ich mich bis zu meinem 51. Lebensjahr als Gesellschaftstrinker, oder Genusstrinker, ab 2011 und ab 2016 erneut als Problemtrinker.
2011 verstarb meine Mutter und 2012 verstarb mein Vater 10 Monate später. Dieser schnelle Verlust 2er wichtiger Menschen in meinem Leben hat mich destabilisiert und ich wollte den Schmerz mit Alkohol verdrängen oder vergessen. Dabei spielte meine bipolare Störung sicherlich eine nicht unwesentliche Rolle, ich befand mich in einem Tief einer Depression, die ich mit Alkohol bekämpfte. Dies mündete in meiner Entzugsbehandlung 2013, einem 4 wöchigen Krankenhausauenthalt mit Neueinstellung von Medikamenten meiner bipolare Störung.
Ab 2016 hatte das Gefühl mit der Vielzahl an Anforderungen nicht mehr gerecht zu werden, Hauskauf, 1 Jahr Haus hergerichtet, Ende 2017 Hausverkauf mit gleichzeitigen Wegzug nach Spanien.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
Nein
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
31. Mai 2018
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute keinen Alkohol?
Weil mir die negativen Folgen des Alkohol sehr bewusst wurden. Ich habe eine Einstellung zum Leben gefunden, das ich das negative Leben mit Alkohol dem neu gewonnen Leben von heute nie mehr eintauschen möchte.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Mir war die Wirkung des Alkohol bewusst, bin aber trotzdem wieder in alte Trinkmuster verfallen. Durch die Aufarbeitung mit 2 Psychologen und in der Suchtberatung habe ich es geschaft mir zu verinnerlichen das die Probleme des Alltags durch Alkohol nicht verschwinden eher zunehmen. Mir wurde klar wie schädlich Alkohol ist und meiner Gesundheit schadet.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Erstmal war ich nach dem Vorfall in eine Art Schockstarre verfallen und ich habe mir immer wieder selbst eingeredet, das mir so etwas nicht mehr passieren darf. Durch diesen Umstand habe ich extrem auf Alkohol verzichtet. Mit meiner Psychologin habe ich erarbeitet, das mir meine Ehe sehr wichtig ist und ich an einer stabilen Ehe arbeiten muss um dauerhaft glücklich zu sein. Eventuelle Konsequenzen durch ein Strafverfahren hielt mir negativ vor Augen, wie wenig Sinn es macht Alkohol weiter zu trinken und erneut aufzufallen. Beim weggehen/essen gehen war es schon schwer zu sehen wie andere Paare zum Essen ein Glas Wein oder Bier tranken, aber ich bin standhaft geblieben und hab eine Cola getrunken, das ist bis heute so geblieben, aber überwiegend trinke ich Wasser. Es gab Tage da dachte, ach wie schön es wäre jetzt ein kühles Bier zu trinken , dann erinnerte mich an die negativen Folgen was alles negatives durch Alkohol passieren kann, dann verflogen solche Gedanken recht schnell.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Sehr positiv, ich gehe Dinge viel entspannter und mit mehr Gelassenheit an, Probleme sehe ich als Aufgaben an. Ich gehe gern spazieren oder mache Walking. Besuche die umliegenden Wälder und Seen zum entspannen. Für 1 Jahr von August 2018 bis Juni 2019 habe ich die A-Junioren meines Fußballvereins trainiert, es hat viel Spaß gemacht mit den Jungs zu trainieren, dabei wollte ich auch immer ein Vorbild sein. Seit dem habe ich stark abgenommen habe, von vormals 105 kg auf 97 kg, ich fühle mich sehr wohl mit diesem Gewicht und kann damit wieder verschiedene Sportarten betreiben die mir früher schon immer Spaß gemacht haben.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Durch mein gestärktes Selbstbewusstsein, Freude am Leben und der Natur, einer inneren Ausgeglichenheit und Zufriedenheit bleibe ich im Gleichklang, dies sensibilisiert einen für viele Dinge des Lebens. Ich lese viel und bin an vielen Dingen interessiert, ich bin ein Sportfan in vielen Sportarten. Im letzten August 2018 hatten wir eine Grillparty, meine ganzen Schwager und Schwägerinnen waren zu Gast, ebenso meine Schwestern, alle fanden gut, das ich für die Zukunft auf Alkohol verzichten werde, nachdem ich Ihnen erzählte was vorgefallen war. Wenn ich merke das ich anfange mich unwohl zu fühlen, nervös zu werden, mich unwohl zu fühlen, wechsel ich den Raum oder gehe an die frische Luft, rufe ich meine Schwester an und bespreche unumwunden mit ihr meine Probleme um schnell sich mitzuteilen, denn geteilte Sorgen sind halbe Sorgen. Mit meiner Frau bespreche ich mittlerweile auch alle Themen des Alltags, früher habe ich mich oft zurückgehalten und mich nicht geroutet wie ich denke, jetzt diskutieren wir viel.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
Ja, theoretisch schon, niemand kann in die Zukunft schauen. Sollte dies der Fall sein werde ich mein ganzes Netzwerk einsetzen, meine Ehefrau, die Suchberatung, meinen Psychiater/Hausarzt um gegen zu steuern. Darüber hinaus habe ich mehrere Telefonnummer meiner Schwestern, Schwagern, Freunde gespeichert, die ich sofort anrufen kann um mit Ihnen zu sprechen, sie haben immer ein offenes Ohr für mich und kann mit Ihnen über meine Probleme reden. Das habe ich gelernt, mir Hilfe zu holen.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Die Frage stellt sich mir nicht, ich lebe abstinent.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein