17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja. Einmal.
Mit 18. Da habe ich auf einem Fastnachtsumzugswagen zum ersten Mal Schnaps ausprobiert und sogleich meine Kontrolle über meine Trinkmenge dabei verloren. Ich glaube es war Cognac, aber genau weiß ich das nicht mehr.
Ich war volltrunken und weiß bis heute nicht, wie ich von diesem Fastnachtswagen hinunter und ins Bett gekommen bin. Ich war todkrank. Das war mein erster und auch gleich mein letzter Filmriss den ich hatte. Das Ganze war mir so peinlich, dass ich bestrebt war diese Situation nicht mehr hinauf zu beschwören, und erst wieder mit 23 angefangen habe, Alkohol zu trinken.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ja.
Von 18 - 23/24. Da habe ich viel gearbeitet. War neu in Deutschland. Kam sofort von der Schule nach Deutschland und habe hier angefangen unter großen Schwierigkeiten zu arbeiten. Da konnte ich mir keine Alkoholfahne leisten. Ich musste hochkonzentriert arbeiten.
1977 - 1981
19. In welcher Kategorie von Trinkern haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Ich habe mich früher nie als Trinkerin eingeschätzt.
Heute stufe ich mich rückblickend anfangs als Gesellschaftstrinkerin ein. Später ab 2014 war ich als Entspannungstrinkerin bzw. Stresstrinkerin, war auch wohl alkoholgefährdet. Ich habe den Alkohol zum Entspannen, bzw. zum Abbau meines Stresses missbraucht.
In dem Sinne habe ich also auch Alkoholmißbrauch begangen. Heute weiß ich, dass ich dazu vielen anderen Möglichkeiten nutzen kann und auch heute mache.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am Abend meiner TF, die am 29. September 2015 statt fand.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein, ich habe noch nie alkoholfreies Bier getrunken und weiß gar nicht, wie das schmeckt.
23. Warum trinken Sie heute keinen Alkohol?
Weil ich keinen Alkohol mehr brauche, um Stress abzubauen.
Zwischenzeitlich kenne ich keine finanziellen Engpässe mehr und habe somit auch keinen Stress mehr. Heute kann ich jeglichen Stress sofort eliminieren, indem ich z.B. Mängel am Haus sofort behebe. Heute kenne ich mich mit meinem Haus und den dazu gehörenden Dingen wie Versicherung usw. aus.
Schon nach meiner halbjährlichen Trinkpause wusste ich, dass ich für immer auf den Alkohol verzichten wollte. Heute ist mir bereits der Geruch von Alkohol zum Beispiel sehr unangenehm.
Nancy: Mein Schlüsselerlebnis lass ich nunmehr vollends unter den Tisch fallen.
24. Warum haben Sie das Trinken nicht schon eher aufgegeben?
Bis zu meiner TF habe ich mir keine großen Gedanken über meinen Alkoholkonsum gemacht. Obwohl ich im Prinzip über die ernsten Folgen meines Konsums Bescheid wusste, habe ich die möglichen negativen Auswirkungen von Alkohol einfach ignoriert.
Ich wusste innerlich schon, dass ich weniger Alkohol trinken sollte - was ich im Prinzip auch wollte -, habe das aber so nicht geschafft. Ich brauchte wirklich einen Schuss vor den Bug und dafür hat Gott gesorgt. Er hat mich an die Hand genommen und hat mich in die MPU gesteuert, damit ich mein Trinkverhalten ändere.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Ich war zunächst nach der TF so sehr darüber schockiert, dass ich mit einem Promillewert von 1,60 noch gefahren bin, dass ich sofort aufgehört habe, Alkohol zu trinken. Ich habe mich damals völlig in mich selbst zurückgezogen und war wie gelähmt.
Nachdem die erste Lähmung vorbei war, wurde ich aktiv und habe ich einen Anwalt eingeschaltet, der dann aber meinte, dass ich erst mal abwarten sollte, ob ich mehr als 1,60 o% hätte und eine MPU machen müsste. Diese Aussage war für mich aber nicht relevant und habe weiterhin nicht getrunken. Leider habe ich leider Ende November erst mit dem Abstinenzprogramm angefangen.
Ende November habe ich dann meinen Hausarzt aufgesucht, um mit ihm über mein Problem zu sprechen und mich komplett durchchecken zu lassen. Es war soweit alles i. O., auch meine Leberwerte lagen noch in einem Normbereich. allerdings war der GPT-Wert mit 37 U/l ( siehe beigefügten Leberwerten), allerdings riet mir mein Hausarzt definitiv dazu mein Leben umzustellen, da durch mein jetzigen Lebensstil „dauerhafte Folgeschäden nicht auszuschließen“ waren. Diese Aussage bestärkte mich dann in meiner Absicht, weiterhin kein Alkohol zu trinken. Das war dann umso Grund mehr, ich keinen Alkohol mehr zu trinken.
Später nahm ich dann auch mit dem Caritasverband Kontakt auf, die Begleitung zur MPU angeboten hatten. Ich habe bis Juni 2016 bei Caritas Gespräche u. a. darüber geführt, warum ich gerade an dem Abend soviel getrunken hatte und warum ich gefahren bin. Daraufhin
besprachen wir die Möglichkeit, wie ich eine gleiche Situation mit meiner Tochter in Zukunft vermeiden könnte.
Der Grund, warum meine Tochter am TF-Abend keinen Haustürschlüssel hatte, war dass ich damals nicht gewollt habe, dass sie allein im Haus sein und dann meine Scheidungsunterlagen sichten könnte. Bis dahin hatte ich - aufgrund der Stresssituation mit dem Haus - keine Zeit gehabt, diese Unterlagen auszusortieren, teilweise zu vernichten und ordentlich abzuheften. Ich wollte nicht, dass sie sich damit belastet. Darauf hin habe ich alle Unterlagen, die mit der Scheidung zusammen hingen, aussortiert, teilweise vernichtet und abgeheftet. Heute hat meine Tochter den Haustürschlüssel und hat jederzeit Zugang zu ihrem Elternhaus.
Dennoch hatten diese Gespräche leider nicht zu meiner vollständigen Einsicht geführt.
Ich führte alles auf die Tatsache zurück, dass meine Tochter mich brauchte und ich deshalb gefahren bin. Der Schuld lag also bei meiner Tochter und nicht bei mir.
Daher habe ich es auch mit der Angabe der genauen Menge meines Alkoholkonsums habe ich es nicht so genau genommen.
Erst nach negativem Ergebnis meiner ersten MPU - Ende Juni 2016 - wurde mir klar, dass ich doch viel tiefer in mich hinein hören musste. Ich ging weiter zum Caritasverband , wo ich die theoretischen Kenntnissen des Alkoholkonsums beigebracht bekam, und nahm Kontakt zu einem Selbsthilfegruppe im Internet auf, die mir sehr geholfen hat.
Ich fing an, über meine Probleme bezüglich meiner Trinkproblematik in den letzten anderthalben Jahren nach zu denken und zu verarbeiten. Ich stellte fest, dass ich immer versucht hatte, alles alleine zu schaffen. Ohne überhaupt Hilfe von draußen (mein gewesener Ehemann nicht mit berücksichtigt) anzunehmen. Zusammen mit meinen Freundinnen (4 Stück) habe ich nach den Gründen hierfür gesucht. Wir sprachen über meine Kindheit, meine Ehe und meine Scheidung. Sie sind alle viel älter als ich und verfüge daher über mehr Lebenserfahrung als ich.
In diesen Gesprächen wurde mir klar, dass ich immer bestrebt war, perfekt zu sein, damit meine Mutter und später mein Mann mich liebte, was natürlich Unsinn war. Ich konnte damals den Gedanken nicht vertragen, dass ich womöglich erneut abgeschoben werden wurde. (Grund erzählen….)
Dadurch habe ich mich nicht mehr geliebt gefühlt von meinen Eltern und war ab da immer bestrebt, durch Fleiß die Liebe meiner Eltern - vor allem die von meiner Mutter - zu „erarbeiten“, was mir bei meiner Mutter nie gelungen ist. Ich war ihr immer eine Last. Mein Vater hat mich geliebt, aber er hatte wenig in seiner Ehe zu sagen.
Das war auch der Grund, warum ich mit 11 Jahren beschlossen hatte, so schnell wie möglich das Haus zu verlassen. Mit 20 Jahren habe ich dann geheiratet. Ich musste damals zum Heiraten sogar die Genehmigung meiner Eltern dazu haben.
Mir wurde dann auch klar, dass meine Ehe dadurch gescheitert ist, weil ich durch mein Bestreben perfekt sein zu wollen, viel, viel, viel gearbeitet habe und dadurch mein Mann mental und intelligenzmäßig haushoch überlegen wurde.
Auch mit meiner Tochter habe ich eine Aussprache gehabt. Wir haben offen über meine Trennung von ihrem Vater und über ihre Trennung von ihrem Lebenspartner sprechen können. Das hat uns beide gut getan. Denn auch meine Tochter hat mich - was ich nicht wusste - als zu stark eingeschätzt. Sie fühlte sich immer nicht auf gleicher Ebene mit mir. Im Gespräch mit ihr habe ich dann die Möglichkeit wahrgenommen, ihr der Grund für mein Bestreben nach Perfektionismus zu erklären. Ich konnte ihr darlegen, dass sie eine tolle Person ist mit vielen - anders gelagerten - Stärken und dass ich sehr stolz auf sie bin.
Durch diese Gespräche sowohl mit meinen Freundinnen als auch mit Hilfe der Selbsthilfegruppe im Internet weiß ich heute, dass ich mich öffnen muss und mich nicht in meinem Schneckenhaus verstecken darf. Ich muss nicht alles alleine im Leben schaffen und alles muss nicht perfekt sein. Man kann mich auch so lieben, ohne dass man mich verlässt.
Spät gelernt, aber lieber spät als nie!
Nach der Umstellungsphase habe ich heute kein Bedürfnis mehr, Alkohol zu trinken und fühle mich sehr gut dabei.
Wie ich die Umstellungsphase erlebt habe?
Nun, am Anfang habe ich den Alkohol mitunter am Wochenende schon etwas vermisst. Darüber hinaus war es schon ein seltsames Gefühl, zum Abendessen im Restaurant als einzige Person mit Wasser da zu sitzen, wenn alle anderen ihren Wein oder ihr Bier trinken. Am Anfang habe ich dann gesagt, dass ich abnehmen wollte und daher auf den Alkohol verzichtete. Das hat man mir auch abgenommen, zumal ich ja wirklich bereits vor meiner TF in September bereits mit meinem angefangen hatte. Seit meiner TF habe ich 10 kg abgenommen habe. Heute kann ich ohne Umschweifen sagen, dass ich inzwischen keinen Alkohol mehr mag. Das wird nach einem anfänglichen Staunen akzeptiert und somit habe ich auch in Zukunft keine Schwierigkeiten mehr, meine Abstinenz zu vertreten.
So war das auch Ende Juli während meinem Urlaub, wo jeder in der Gruppe (18 Frauen) Alkohol getrunken hat, der Fall. Ich glaube sogar, dass manch einer mich heimlich bewundert hat. Ich bin auf jeden Fall stolz darauf.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Auswirkung auf heute
Durch die Abstinenz bedingt denke und handele ich heute anders. Dies wirkt sich positiv auf mich, mein Umfeld und Leben aus.
Ich bin klar im Kopf. Sehe wieder gut aus. Bekomme sogar deswegen Komplimente. Zumal ich seitdem insgesamt über 10 kg abgenommen habe. Zurzeit der TF wog ich 73 kg. Kann offen und spontan auf Leute zugehen und kann vor allem wieder offen und klar das Wort ergreifen. Ich verstecke mich nicht mehr.
Ich gehe Sachen in meinem Leben mit Elan an. Habe auch bis jetzt viel im Haus bewegt (Garten, Badezimmer usw.) .
Auch gehe ich jetzt wieder meine Hobbies nach: Ich spiele wieder Klavier, habe wieder angefangen zu malen usw. Ich gehe viel spazieren und habe sogar angefangen, Bücher zu lesen und das nach ungefähr 40 Jahren!
Darüber hinaus habe ich mir Anfang des Jahres eine finnische Sauna nebst Lichttherapie einbauen lassen, in der ich jeden Abend gehe. Es tut meine Gesundheit sehr gut, werde dadurch abgehärtet, und die Lichttherapie beruhigt mich sehr stark.
Ich merke aber auch jetzt schon, dass ich durch die Arbeit im Garten immer fitter geworden bin. Die Werte meiner Lunge sind noch nie so gut gewesen. Der Lungenfacharzt meinte neulich, dass ich so 100 Jahre alt werden könnte. Anmerkung am Rande: ich bin ohne Abzüge ohne Abzüge vorzeitig in Rente gehen können, da ich „gehbehindert„ bin.
Dies alles bestätigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin und verschafft mir eine tiefe Zufriedenheit. Heute kann ich mein Leben wieder in vollen Zügen genießen. Vor allem habe ich wieder meine innere Ruhe gefunden.
Kurzum: Ich bin stolz darauf, mein Leben wieder so umgestellt und gefestigt zu haben, und bin zufrieden mit meiner aktuellen Situation, die ich nicht mehr missen möchte.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich weiß, dass ich immer wieder mit negativen Gegebenheiten im Leben konfrontiert werden kann. Aber ich weiß heute auch, dass Alkohol nie die Lösung dafür sein kann.
Ich habe gelernt, mit diesen negativen Gegebenheiten umzugehen und diese gezielt zu lösen, indem ich mich nicht verstecke, sondern das Problem sofort beim Schöpf packe und auch - wenn erforderlich - Rat bei anderen Personen hole.
Darüber hinaus weiß ich, dass meine Freundinnen mir immer zur Seite stehen werden.
Sie sind alle älter als ich und verfügen über große Lebenserfahrungen. Somit weiß ich, dass ich bei ihnen sehr gut aufgehoben bin und ich weiß vor allem, ich brauche mich nicht zu schämen, sie anzusprechen.
Darüber hinaus kann ich jeder Zeit auf die professionelle Hilfe meines Arztes und meiner Bezugsperson beim Caritasverband zurückgreifen
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(Ja/Nein + Begründung)
Theoretisch kann ich es mir vorstellen, aber immer wenn ich das dann tue, erfüllt mich das dann immer wieder mit Angst und Schrecken, vor allem, wenn ich mir vorstelle, was alles hätte passieren können. Doch ich bin der Meinung, dass gerade diese Vorstellung eine wichtige Motivation ist, nie wieder in die alten Verhaltensmuster zurückzufallen.
Ich denke immer an ein Beispiel, das ich mal im Internet gelesen habe.
Bei der Alkoholfahrt handelt es sich grundsätzlich um eine Talfahrt und geht immer nach unten. Steigt man aus, bleibt man auf diesem Niveau, wo man aussteigt, stehen. Es geht nie mehr aufwärts.
Aber … sobald man wieder einsteigen sollte, geht die Talfahrt weiter nach unten und das möchte ich nun wirklich nicht. Ich möchte da stehen bleibe, wo ich ausgestiegen bin.
Und den Weg weiter nach unten will ich nie wieder gehen, dazu ist der Weg, den ich jetzt eingeschlagen bin, viel zu schön.
Ich genieße mein neues gesundes und ausgefülltes Leben. Ich erkenne, dass ich viel in meinem Leben erreicht habe. Ich habe nach meiner Scheidung das Haus für mich und mein Kind und Enkelkinder behalten können. Gehe meinen Hobbies wieder nach und vor allem ich kann offen auf andere Leute zugehen, ohne irgendwelche Hemmungen. Ich bin weit gekommen und setze das nicht für Alkohol aufs Spiel. Das würde die ganze Arbeit, mich zu bessernd vernichten und das ist es mir nicht Wert.
Und was für mich sehr wichtig ist, ist die Gewissheit, dass Gott mich in meinem Leben begleitet und in meinem Vorhaben unterstützt. Ich muss nur auch immer auf ihn hören und vor allem nicht überhören. Auch das habe ich gelernt.
Im Nachhinein sehe ich es so, dass ich mit Gottes Hilfe den Anstoß bekommen habe, Abstinenzlerin zu werden. Den Zeitpunkt dazu hat er ausgesucht. Den Lernprozess mit seinen jeweiligen Einstufungen musste ich aber selbst durchlaufen um mich letztendlich offiziell zu meiner Abstinenz zu bekennen. Ich weiß, dass ich nunmehr die Fähigkeit entwickelt habe, meinem verwirklichten Ziel treu zu bleiben. Und darauf bin ich auch stolz. (Nancy: sagen oder weglassen?)
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Durch mein abstinentes Trinkverhalten bewahre ich zu jeder Zeit einen klaren Kopf und brauche mir keine Gedanken über eine Rückfahrt zu machen.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein.
Liebe Nancy,
ich hoffe, Du hast die Möglichkeit, meine letzte Version nochmals zu sichtigen und zu korrigieren, bevor ich am kommen Donnerstag /20. Oktober/ in Urlaub fahre, damit ich die
korrigierte Fassung mit nehmen kann und
nichts Verkehrtes "verinnerliche".
Liebe Grüße und vielen Dank schon mal von
orage