Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaü Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Ja, zu besonderen Anlässen. Diese habe ich für mich wie folgt festgelegt: Zu Geburtstagen von meinen Eltern, meinem Bruder, meiner Freundin und mir selber; zu Hochzeiten und zu Sylvester. So komme ich im Jahr auf 6 bis 7 Trinkanlässe. Zu diesen Anlässen trinke ich max. 3 Bier à 0,2 l oder 2 Bier à 0,33l.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Zur Hochzeit meiner Cousine 3 Bier à 0,2 l am 4.08.2012.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Für mich ist Alkohol wieder zum Genussmittel geworden und ich genieße ihn zu feierlichen Anlässen um beispielsweise ein gutes Essen abzurunden.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Früher habe ich mir nie ernsthafte Gedanken über meinen Alkoholkonsum gemacht, geschweige denn ihn reflektiert. Ich habe meinen Blick immer auf Personen gelegt, die genauso viel wie ich, oder sogar noch mehr Alkohol konsumiert haben. Dass es mehr Leute gab die weniger getrunken haben, wollte ich nicht sehen oder habe es ausgeblendet. So dachte ich immer, dass mein Alkoholkonsum noch im Rahmen des normalen wäre. Ich habe das Problem verdrängt. Für mich hat bis zur TF immer die positive Wirkung, zumindest habe ich sie so empfunden, des Alkohols überwogen und der anschließende Kater war nach einer Woche auch wieder vergessen.
Durch die TF wurde ich wach gerüttelt und habe zum ersten Mal begonnen, mir über meinen Alkoholkonsum Gedanken zu machen und meine gesamte Situation zu reflektieren. Ich begann mich zu fragen wie es dazu kam, dass ich so viel getrunken habe. Ich stellte ziemlich schnell fest, dass es was mit meinem Selbstbewusstsein zu tun haben musste, da ich mich früher als selbstbewusste und selbstsichere Person erlebt habe und sich dies aber in der Zeit von 2010-2011 zum Negativen hin geändert hatte. Diese Veränderung kam nicht von jetzt auf gleich, sondern ging langsam und schleichend vonstatten, sodass sie mir in der Phase vor der TF nicht bewusst war. Erst als ich mir begann meinen Alkoholkonsum zu überdenken, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass ich nicht mehr dieselbe Person bin, die ich vor meinem Studium war. Mit dieser Erkenntnis bin ich dann zu meiner Freundin gelaufen und habe sie gefragt, wie sie das sieht. Sie bestätigte mir meinen Verdacht, dass sie mich früher als wesentlich selbstsicherer, selbstbewusster, aber auch locker, fröhlicher und aufgeschlossener erlebt hat. Nun wollte ich den Grund dafür herausfinden und mir fiel auf, dass es einen Zusammenhang mit meinem persönlichen Auftreten und den Menschen gibt, die mich umgeben. War ich mit meinen neün Bekannten in meiner Studentenstadt unterwegs war ich unsicher und ohne Selbstvertraün, war ich hingegen mit meinen Freunden aus meiner Heimatstadt unterwegs, war ich wieder ganz der „Alte“, also selbstsicher und selbstbewusst. So kam ich zu dem Entschluss, dass mir meine neün Bekanntschaften nicht gut tun und ich von denen nicht das gewünschte positive Feedback bekomme, welches ich brauche um mein Selbstbewusstsein zu stärken. Dies ist auch eine neü Erkenntnis die ich gewonnen habe. Früher dachte ich immer, dass es mir egal ist was Andere von mir denken und sagen und ich unabhängig bin. Heute weiß ich jedoch, dass ich auch ein gewisses Maß an positives Feedback brauche. Zwar nicht von jedem, aber von den Leuten, die mir nahe stehen.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Falsch erlerntes Verhalten ist nie einfach zu ändern und so fiel es mir auch schwer mein falsch erlerntes Trinkverhalten zu ändern. Kurz nach der TF war ich erstmal geschockt über das was passiert ist und Ungewissheit machte sich breit. Als sich der erste Schock gelegt hatte, kam eine Phase des Trotzes, in der es Rückschläge gab und es nicht bei 3 Bier blieb. Ich habe nicht eingesehen wieso ich mein Verhalten ändern sollte und warum ich es mir von irgendwelchen Leuten vorschreiben lassen sollte. Ich vergleiche mein Abwehrverhalten in meiner Trotzphase immer mit einer Maür die ich mir aufgebaut habe, um mein Selbstbild zu schützen. Mit Blick auf die MPU musste ich mich trotzdem mit meinem Alkoholkonsum beschäftigen, sodass ich mich nicht abschotten konnte und mich den Fakten stellen musste. Dies war alles andere als einfach, da es in so einer Situation auch mal weh tut ehrlich zu sich selber zu sein. Ich meine tief in meinen Inneren wusste ich wohl, dass ich zu viel getrunken habe und mein Umgang mit Alkohol nicht normal war. Ich beschloss, dass ich aufhören sollte mich selber zu verarschen und mein Trinkverhalten radikal zu ändern. Dazu machte ich mir erstmal klar, dass ich Alkohol missbraucht habe, um meine Probleme zu verdrängen! Diese Einsicht war hart, aber notwendig. Von da an Begriff ich den Umstand der MPU und dass ich betrunken auf dem Fahrrad angehalten wurde, nicht mehr als eine Verschwörung der Behörden und der Polizei, sondern als eine Chance mein Leben zu ändern. Ich dachte mir, was habe ich schon zu verlieren außer ein paar unbedeutende Alkoholrausche, die einem bewussten Leben mit einer selbstbewussten, anerkannten und zu sich und anderen ehrlichen Persönlichkeit. Das Gefühl, welches man hat wenn man ehrliche Anerkennung von Freunden und Familie aufgrund seiner Persönlichkeit bekommt und nicht durch eine, durch Alkoholrausch vorgegaukelte, Anerkennung ist wie Balsam für die Seele! Das durfte ich allerdings erst später erleben. Vorher musste ich erstmal in Erfahrung bringen, wie ich wirklich auf Andere gewirkt habe, wenn ich alkoholisiert war. Dazu habe ich mal in einem Gespräch mit einer Freundin aus Spaß gesagt, dass ich jetzt nüchtern so langweilig und schüchtern bin und besoffen so lustig, charmant und gebildet war. Natürlich mit einem Augenzwinkern. Darauf meinte sie nur: „Ja klar…“, woraufhin ich nachgehackt habe und meinte: „Wie, etwa nicht?“ Sie teilte mir dann mit, dass ich besoffen nur Ka*** gelabert habe und mich äußerst peinlich aufgeführt habe und ich ihr nüchtern lieber sei. Ich war erstmal, zugegebener Maßen, geschockt, da ich so eine deutliche und unverblümte Antwort nicht erwartet hätte, aber auch glücklich, dass ich ihr nüchtern lieber war. Das Gespräch war zwar im Spaß gehalten, aber ich denke, dass ihre Aussagen trotzdem ehrlich und ernst gemeint waren und für mich äußerst hilfreich, da ich früher immer davon ausgegangen bin, dass ich wirklich betrunken der bessere Mensch bin. Oder besser gesagt, dass meine positiven Seiten durch den Alkohol noch verstärkt werden.
Eine andere Situation war, dass ich Karneval in meinem Heimatort mit Freunden von mir gefeiert habe und zwar nüchtern. Als wir alle auf der Tanzfläche am Tanzen waren und die Stimmung unglaublich ausgelassen war, sagte eine Bekannte einer Freundin zu mir: „Du brauchst gar keinen Alkohol, du bist immer so, ne?“, da sie gerade über meinen Tanzstil lachen musste. Ich freute mich und fasste ihre Aussage als Kompliment auf, da ich auch ohne Alkohol anscheinend lustig und offen sein konnte. Das Gefühl ohne Alkohol ausgelassen zu feiern kannte ich schon, da ich vor meiner Studentenzeit auch öfters mal der Fahrer zu Diskotheken gewesen bin und trotzdem meinen Spaß hatte. Mit den Freunden die ich in meiner Heimatstadt habe, war das auch kein Problem, da die Grundstimmung durch die Leute so gut war, dass ich den Alkohol nicht benötigte um Spaß zu haben. Ich brauchte mich bei ihnen nicht verstellen, da ich wusste, dass sie mich so mögen wie ich bin. Dieses Gefühl habe ich in meiner Studentenstadt und mit meinen Bekannten dort vermisst und auch vergessen, sodass ich es mir gar nicht mehr vorstellen konnte ohne Alkohol in einer Diskothek Spaß zu haben.
Diese positiven Erlebnisse halfen mir sehr dabei, an meinem neün Lebensstil festzuhalten und bestärkten mich darin und auch in meiner Persönlichkeit. Da ich nun wieder in der Nähe meiner Heimatstadt lebe und wieder mehr mit meinem alten Umfeld unternehme, nimmt meine Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit wieder zu und ich bin auf einem guten Wege zu einer starken Persönlichkeit ohne Alkohol zu kommen.