Hab meine Antworten nochmal überarbeitet mit euren Hinweisen.
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Am Samstag, 25.4.2020, war es der erste schöne warme Tag des Frühlings. Ich habe mein Fahrrad fit gemacht und wollte eine kleine Runde damit fahren. Ungeplant habe ich Freunde getroffen, an deren Haus ich vorbeigekommen bin, was ca. 1,4 km von mir zu Hause entfernt ist. Diese haben mich fahren gesehen und riefen mich herbei.
Aufgrund des Corona-Lockdowns hatten wir uns schon seit längerem nicht mehr gesehen. Sie haben mich eingeladen mich zu ihnen zu setzen und was zu trinken. Das war so gegen 14:00 Uhr. Aufgrund des schönen Wetters und weil es viel zu erzählen gab, wurde die Runde gemütlich und aus einem Bier wurden einige mehr. Ich wollte das Treffen auskosten, da man ja nicht wusste, wie lange der Lockdown noch geht und wann man sich mal wieder sehen würde.
Gegen 22:30 Uhr machte ich mich auf den Heimweg. Da ich stark angetrunken war, fühlte ich mich unsicher auf den Beinen und mein Gleichgewichtssinn war stark beeinträchtigt. Ich beschloss nach Hause zu gehen und stützte mich dabei auf mein Fahrrad.
Nach ca. 700 m kam ich an eine Stelle, wo ein Fahrradweg beginnt. Da dieser durch einen Grünstreifen und Bäume von der Straße getrennt ist, dachte ich mir da kann ich ja jetzt doch probieren zu fahren, dann wäre ich die letzten 700 m schneller zu Hause. Ich stieg also aufs Fahrrad überquerte die Straße und kam am Bordstein zum Radweg, den ich von der Höhe falsch eingeschätzt habe, zu Sturz. Dabei habe ich mir schwere Verletzungen zugezogen und konnte nicht mehr aufstehen. Ein Auto das einige Zeit später vorbeikam blieb stehen und verständigte den Rettungsdienst sowie meinen Ehemann. Nach Eintreffen des Rettungsdienstes wurde ich ins Krankenhaus in die Notaufnahme gebracht, da ich mein Bein nicht belasten konnte und die Sanitäter bereits den Verdacht auf einen Bruch hatten. Mein Ehemann ist auch zur Unfallstelle gekommen um das Rad nach Hause zu bringen und dann ins Krankenhaus zu kommen. Der Rettungsdienst war bereits weg und mein Mann verlud das Rad ins Auto als plötzlich Polizei eintraf. Diese wird standardmäßig von der Rettungsleitstelle informiert bei Unfällen. Nachdem die Polizei das Fahrrad überprüft hat auf Schäden, jedoch nichts feststellen konnte, fuhren diese ins Krankenhaus um mich zu vernehmen. Dort wurde von der Polizei dann die Blutentnahme angeordnet, welche um 23:59 Uhr gemacht wurde und ein Ergebnis von 1,88 ‰ ergab.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Trinkzeit von 14:00 Uhr bis ca. 22:15 Uhr
Insgesamt 7x 0,5 l Helles Bier (140 g Alkohol), 2x 0,5 l Bockbier (60 g Alkohol), 3x 0,02 l klare Schnäpse (21 g Alkohol)
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Ca. 5 Meter (überqueren der Straße) gefahren, geplant waren 700 Meter
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
nein, zuerst habe ich mich nicht fahrtüchtig gefühlt und daher das Fahrrad geschoben. Ich wollte dann die letzten 700 m schneller nach Hause kommen. Ich fühlte mich sicher, da ein Fahrradweg, der mit einem von Bäumen gesäumten Grünstreifen getrennt ist, vorhanden war. Im Nachhinein ist mir klar geworden, dass ich das Risiko aufgrund meiner starken Alkoholisierung total unterschätzt hatte. Ich war übermütig, leichtsinnig und wollte einfach schnell nach Hause. Rückblickend habe ich meine Fähigkeiten aufgrund der starken Alkoholisierung überschätzt. Erschreckend finde ich auch meinen hohen Promillewert an diesem Tag. Die Trunkenheitsfahrt ist bestimmt auch zustanden gekommen, weil sich im letzten halben Jahr meine Konsummengen erheblich gesteigert haben und sich aus meiner Sicht ein problematischer Umgang mit Alkohol entwickelt hat.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Da es ja nicht weit bis nach Hause war (1,4 km) wollte ich zu Fuß gehen. Zuerst bin ich gegangen und das Rad war meine Stütze, da ich ziemlich unsicher auf den Beinen war und so meine Probleme mit dem Gleichgewicht hatte. Dann wollte ich jedoch schneller nach Hause kommen und bin aufgrund meiner Überschätzung der Fähigkeiten dann doch aufgestiegen, jedoch bereits nach 5 Metern Fahrt zu Sturz gekommen.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Mit dem Auto bin ich nie gefahren, wenn ich etwas getrunken habe. Hier hatte ich immer meinen Ehemann der sich als Fahrer zur Verfügung stellte und früher wurde mit Eltern oder Freunden ausgemacht, wer Fahrer ist und somit nichts trinkt.
Mit dem Fahrrad kam es schon vor, dass ich bei einer Radtour mit meinem Mann wo eingekehrt bin und dabei 1-2 Radler oder 1 Weißbier getrunken habe und danach die Tour noch fortgesetzt habe. Da ich früher direkt in der Stadt gewohnt habe und in 10 Gehminuten im Ausgehviertel war, bin ich da immer zu Fuß gegangen. Auch am jetzigen Wohnort ist es so, dass der Wirt mit dem Stammtisch nur ca. 800 m von der Wohnung entfernt ist und ich somit da immer zu Fuß hingehe oder mich bei schlechtem Wetter hinfahren lasse.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Als Kind ist mir bei Familienfeiern schon aufgefallen, dass die Erwachsenen Alkohol trinken.
Mit 16 Jahren habe ich zu Silvester im Familienkreis 1 Glas Sekt 0,2 l getrunken
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ja, am Wochenende im Freundeskreis/am Stammtisch. Früher war es ca. 2x im Monat am Wochenende. In den Monaten vor dem Corona-Lockdown war es 1x pro Woche und die Menge wurde ab dem Tod meines Patenonkels im Sommer 2019 stetig mehr.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Mit 18 Jahren begonnen am Wochenende mit Freunden auszugehen. Ca. 2 x im Monat jeweils am Samstag. Trinkmenge 1-4 Weinschorlen 0,25 l
Mit ca. 18 ½ Jahren den 1. Vollrausch erlebt. (Geburtstagsfeier eines Freundes im privaten Kreis) Mischkonsum (Wein 3 x 0,25 l, 2-3 Cocktails,4 verschiedene Schnäpse 0,02) Danach aufgrund der schlechten Erfahrungen ca. ½ Jahr keinen Alkohol getrunken.
Mit 19 – 22 Jahren ca. 2 x im Monat jeweils am Samstag mit Freunden ausgegangen. Trinkmenge ca. 1-4 Weinschorlen 0,25 l. An besonderen Anlässen (Silvester, Geburtstage, Hochzeiten,) mehr Konsum ca. 3 x im Jahr, Trinkmenge ca. 3-6 Weinschorlen 0,25 l, 2 Glas Sekt 0,2 l. Je nach Anlass unterschiedlich.
Mit 22 Jahren Umzug nach Bayern. Begonnen von Wein auf überwiegend Bier (Weißbier) umzusteigen. Ca. 3 x im Monat jeweils am Freitag (Stammtisch). Trinkmenge 1-3 0,5 l Weißbier/Weinschorle.
Mit 22 bis 35 Jahren ca. 3 x im Monat zum Wirt (Stammtisch) jeweils am Freitag. Trinkmenge 1-3 0,5 l Weißbier/Weinschorle. In den Sommermonaten beim Grillen, nach Radtouren, bei Bergwanderungen ca. 2 x im Monat Trinkmenge 1-2 Radler 0,5l od. 1 0,5l Weißbier. Bei Restaurantbesuch mit Ehemann Weinbegleitung. An besonderen Anlässen (Silvester, Geburtstage, Hochzeiten, Dorffeste) mehr Konsum ca. 3 x im Jahr. Trinkmenge 3-6 Standartgläser (Weißbier, Wein, Schnaps) Je nach Anlass unterschiedlich.
Am 29 Aug. 2019 war der Tod meines Onkels, der eine besondere Bezugsperson für mich war. Ab dem Zeitpunkt habe ich begonnen den Konsum zu steigern.
Sep. 2019 1 x pro Woche jeweils am Freitag (Stammtisch). Trinkmenge ca. 3-4 0,5 l Weißbier.
Okt. 2019 1 x pro Woche jeweils am Freitag (Stammtisch). Trinkmenge ca. 4-5 0,5 l Weißbier.
Nov. 2019 1 x pro Woche jeweils am Freitag (Stammtisch). Trinkmenge ca. 5-6 0,5 l Weißbier.
Am 11. Dez. 2019 kam dann auch noch der Tod meiner Oma im Alter von 94 Jahren.
Dez. 2019 – Mitte März. 2020 1 x pro Woche jeweils am Freitag (Stammtisch). Gleichbleibende Konsummenge. Trinkmenge ca. 6 x 0,5 l Weißbier.
Bei einer Faschingsfeier am Freitag 21.02.2020 (Stammtisch), Trinkmenge ca. 8 0,5 l Weißbier, 3 0,02 l Schnäpse.
16. März 2020 bis 24. April 2020 abstinent (Corona, Wirte hatten geschlossen)
25.4.2020: Insgesamt 7x 0,5 l Helles Bier (140 g Alkohol), 2x 0,5 l Bockbier (60 g Alkohol), 3x 0,02 l klare Schnäpse (21 g Alkohol)
Nach Trunkenheitsfahrt: abstinent
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Mit Freunden beim Ausgehen am Wochenende oder in den letzten Jahren am Stammtisch des Dorfwirts mit Freunden und Bekannten immer freitags (ca. 3x im Monat).
Bei Festen wie Hochzeiten, Geburtstag, Dorffest etc.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Ich habe aus einer guten Stimmung heraus getrunken, beim wöchentlichen Stammtischbesuch, bei Anlässen wie Silvester, Geburtstagen, Hochzeiten, Dorffesten … Nachdem ich Alkohol getrunken hatte, wurde ich noch redseliger, enthemmter, lockerer und lustiger
Der Auslöser dafür, dass ich mehr getrunken habe war der Tod meines Onkels, der mir sehr viel bedeutet hat und für mich eine wichtige Bezugsperson war. Ich war nach dem Tod sehr traurig und niedergeschlagen. Bevor ich Alkohol getrunken hatte, musste ich viel über den Tod/Verlust grübeln. Ich fühlte mich traurig, niedergeschlagen und habe mit Gott gehadert. Nachdem ich Alkohol getrunken hatte, lies der Grübelzwang nach, ich wurde unbeschwerter und meine Stimmung wurde positiver. Ich konnte durch den Alkoholkonsum meine negativen Gedanken ausblenden.
In dieser Situation hätte ich unbedingt vermehrt und intensiv mit meinem Ehemann sprechen müssen. Ich habe das allerdings vermieden, da mein Ehemann zu dieser Zeit beruflich unter großen Druck stand und ich ihn nicht noch weiter belasten wollte. Zur damals noch laufenden Psychotherapie bin ich nicht gegangen, weil ich nur noch sehr wenige Stunden hatte, die von der Krankenkasse genehmigt waren. Diese Stunden wollte ich „aufsparen“ für wirklich „schlimme“ Situationen. Mir ist es zu Beginn der Psychotherapie ja bedeutend schlechter gegangen als zu der Zeit nach dem Tod meines Onkels. Da es damals von der Krankenkasse eine Regelung gab, dass man nach zwei Verlängerungen der Verhaltenstherapie erstmal keine Therapie mehr genehmigt bekommt und eine Wartezeit von 2 Jahren hat bis man wieder einen Antrag stellen kann, wollte ich die laufende Therapie so lang wie möglich hinausziehen, um in schlechten Phasen zur Psychotherapeutin gehen zu können. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass diese Regelung der Krankenkasse inzwischen aufgehoben wurde und man durchaus sofort wieder einen Antrag auf Therapie stellen kann. (Verhaltenstherapie lief von 10/2014 – 07/2020)
In der Therapie habe ich gelernt über belastende Situationen immer sofort zu sprechen und diese nicht mit mir selbst auszumachen. Ich habe mir bereits als Kind immer über viele Dinge Gedanken gemacht und damals wohl schon die Neigung zum Grübeln entwickelt. Ich war immer schon jemand der über seine Gefühle schlecht sprechen konnte und habe immer eher versucht Probleme mit mir selbst auszumachen. Durch den Tod meines Onkels und den damals vorherrschenden Umständen, bin ich wieder in dieses alte Verhaltensmuster verfallen.
Unterbewusst hat sich durch das trinken mit Sicherheit auch Stress und Ärger abgebaut. Stress war allerdings kein bewusstes auslösendes Trinkmotiv.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Nachdem ich Alkohol getrunken hatte, wurde ich noch redseliger, enthemmter, lockerer und lustiger.
Wenn es viel Alkohol war, war ich tags darauf Körperlich unfit, hatte Verdauungsprobleme, Übelkeit, Müdigkeit. Emotional war ich dann niedergeschlagen, unmotiviert, verfiel in verstärktes Grübeln, hatte schwache Nerven, meine Depression war schlechter
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Mein Ehemann hat mich in den letzten Monaten vor der TF schon darauf hingewiesen, dass der gesteigerte Alkoholkonsum nicht gut für mich ist. Wir haben darüber gesprochen und auch erörtert warum es mehr wurde (wegen des Tods meines Onkels). Ich habe es schon eingesehen, dass das nicht gesund ist, konnte aber auch nicht recht über die Trauer hinwegkommen und nutzte den Alkohol Woche für Woche dazu, zumindest für ein paar Stunden nicht über den Tod/Verlust nachzudenken.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Im Rückblick betrachtet hatte der Alkoholkonsum Einfluss auf meine Psyche. Ich leide an einer rezidivierenden leicht- bis mittelgradigen Depression und habe deshalb auch eine Verhaltenstherapie (80 Stunden von 10/2014 – 7/2020) bei einer Psychotherapeutin gemacht. Der „normale“ Alkoholkonsum (1x pro Woche 2-3 Bier) wurde dabei schon auch angesprochen, hatte aus Sicht der Therapeutin jedoch keinen wesentlichen Einfluss, da sie diesen im üblichen Maß sah.
Seit ich abstinent bin, habe ich gemerkt, dass es mir psychisch bedeutend besser geht. Es ist mir gelungen meine Medikamente endgültig erfolgreich auszuschleichen.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
NEIN.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
JA, einmal 18,5 Jahren
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nach dem Vollrausch mit 18,5 Jahren habe ich erstmal ein halbes Jahr lang keinen Alkohol mehr getrunken.
19. In welcher Kategorie eines Alkoholtrinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Früher habe ich meinen Alkoholkonsum als risikoarm/gesellschaftsüblich gesehen.
Im Rückblick würde ich mich in die Kategorie Alkoholgefährdung einstufen, da sich mein Alkoholkonsum nach dem Tod meines Onkels stetig und deutlich gesteigert hat. Es hat sich eine gewisse Toleranz und Gewöhnung an den Alkohol entwickelt. Nach intensiver Auseinandersetzung mit diesem Thema, ist mir bewusst geworden, dass ich den Alkohol dazu benutzt habe um meine Trauer zu bewältigen.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein, abstinent seit 26.4.2020
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
25.04.2020 (Tag der TF)
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich bin nun seit dem Unfall abstinent, da mir bewusst geworden ist, wie schnell ein Unfall unter Alkoholeinfluss passieren kann und man sich oder andere Verkehrsteilnehmer dadurch in Gefahr bringt. Das möchte ich nicht mehr herbeiführen.
Außerdem habe ich seither bemerkt, dass es mir psychisch (Depression, generalisierte Angststörung, soziale Phobie) bedeutend besser geht. Mir ist es in dieser Zeit (nach mehreren gescheiterten Anläufen) auch gelungen meine Medikamente endgültig erfolgreich auszuschleichen. Die Zeit der Abstinenz hat mich psychisch gestärkt. Ich möchte nun auf keinen Fall, durch eine Rückkehr zu altem Konsumverhalten, meine wieder erlangte psychische Stabilität/Stärke aufs Spiel setzen.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Wie schon geschildert möchte ich keinen Alkoholbedingten Unfall mehr herbeiführen. Meine davongetragenen Verletzungen waren sehr schmerzhaft und schwerwiegend. Sie haben mich für eine lange Zeit und auf Dauer in meiner Mobilität beeinträchtigt. Meine verbliebenen Narben werden mich mein Leben lang an den Unfall und die Ursachen dafür erinnern. So etwas möchte ich nicht mehr erleben. Durch die eingeschränkte Mobilität war ich nicht in der Lage zum Stammtisch zu gehen und kam somit nicht in die Versuchung Alkohol zu konsumieren und zu Hause habe ich in der Zeit auch nichts getrunken wie sonst evtl. mal beim Grillen.
Durch diese Abstinenz habe ich in den ersten Monaten bereits bemerkt, dass es mir psychisch (Depression, Angststörung, soziale Phobie) bedeutend besser geht. Auch wenn ich mich früher nur als risikoarmer Gelegenheitstrinker gesehen habe (1x pro Woche 1-3 Bier), hatte wohl durchaus auch schon diese Alkoholmenge Auswirkungen auf meine psychische Gesundheit. Mir ist es in der weiteren Zeit (nach mehreren gescheiterten früheren Anläufen) auch gelungen meine Medikamente (Antidepressiva) endgültig erfolgreich auszuschleichen. Die Zeit der Abstinenz hat mich psychisch gestärkt und verhilft mir das Erreichte stabil zu halten.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Da ich ja nur einen Trinkanlass pro Woche hatte (Stammtisch am Freitagabend), fiel mir der Verzicht erstmal nicht schwer. Ich war knappe 3 Wochen im Krankenhaus, anschließend in der Mobilität eingeschränkt (komplizierter Trümmerbruch des Schienbeinkopfs, Spaltfraktur des Schienbeins und Kompartmentsyndrom der Wade mit Nervenschädigungen an Ferse und Zehen als Folge), so dass ich gar keinen Drang hatte den wöchentlichen Stammtisch zu besuchen. Nach REHA und anschließender Physiotherapie war ich ca. 4 Monate nach der TF körperlich wieder dazu fähig.
Da ich nach einigen Wochen Abstinenz bemerkt habe, dass sich meine psychische Gesundheit bedeutend verbessert hat, erkannte ich einen Zusammenhang. Dies hat dazu geführt, dass ich mich entschieden habe weiterhin keinen Alkohol zu konsumieren.
Am Anfang fiel es mir schwer wieder zum Stammtisch zu gehen und meine neue Einstellung dem Alkohol gegenüber offen anzusprechen, weil ich befürchtete diese würde nicht akzeptiert werden. Das Gegenteil war jedoch der Fall. Ich habe meine Entscheidung begründet und bin auf großes Verständnis bei meinen Freunden und Bekannten gestoßen.