18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ja, im Rahmen meiner Kreuzbandverletzung im Jahre 2009. Musste starke Medikamente nehmen und war sehr an meiner Genesung interessiert. Hatte hier eine Pause von drei Monaten.
19. In welcher Kategorie eines alkoholtrinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? (mit Begründung)
Früher habe ich mir diesbezüglich keine ernsthaften Gedanken gemacht. Vielmehr lebte ich durch mein soziales Umfeld, in dem ein ähnlicher Konsum vorherrschte, in dem Glauben, mein Trinkverhalten entspräche dem eines normalen Heranwachsenden. Mit der infolge der TF gewonnenen kritischen Distanz schätze ich meinen damaligen Konsum als missbräuchlich ein. Ich trank, um mich anderen zu beweisen oder persönliche Probleme wie eine zäher werdende Weiterbildungsphase zu verdrängen. Insbesondere die sich immer weiter steigernden Mengen führen mich zu dem Schluss, dass mein Konsum die geläufigen Ausmaße überschritten hatte.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft? (Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am Samstag (04.09.2022) nach meiner TF, ich habe dort auf einem Geburtstag meines Freundes 2 Gläser Apfelweinschorle 0,5L getrunken.
Seit diesem Tag lebe ich Abstinent. Nachweißlich Abstinent lebe ich seit 19.02.2023-> 1. HA 19.05.2023.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe mich mit der Frage, ob für mich das KT in Frage käme, ausführlich beschäftigt, gerade auch wegen meines mittleren Alters. Im Laufe der zunächst auf ein Jahr angelegten Trinkpause habe ich mich entschieden, dass mir der konsequente Alkoholverzicht gut gefällt, und ich kein Bedürfnis nach KT mehr ausmachen konnte. Für die Zwecke des FBs würde ich für die Vorteile, die ich durchs Nichttrinken erlebt habe, einmal auf Frage 25 verweisen, statt hier alles zu wiederholen. Ich habe durch die Abstinenz so viele positive Erfahrungen gemacht, dass ich mir nicht mehr vorstellen kann, Alkohol zu trinken. Zu diesen Vorteilen kommt, dass mich die Gründe, die man für KT anführen könnte, nicht überzeugen. Insofern wird regelmäßig vorgebracht, dass man Alkohol wieder als Genussmittel entdecken oder ihn als Geste der Geselligkeit zu besonderen gesellschaftlichen Anlässen trinken könnte. Der einzige Alkohol, den ich zuvor geschmacklich wirklich als Genussmittel betrachtet habe, war das Weizenbier. Den Genusseffekt kann ich aber problemlos mit anderen Getränken ersetzen, wenn ich ihn denn einmal haben will. Für mich scheitert es hier schon am Begriff des Genießens. Denn so toll, dass ich auf ihn nicht komplett verzichten könnte, habe ich Alkohol geschmacklich nie gefunden. Andere entscheiden sich für KT, um zu besonderen Anlässen eine kleine und eher symbolische Menge Alkohol trinken zu können. Meine Erfahrung mit Abstinenz ist mittlerweile so umfangreich, dass ich sagen kann, an allen typischen Anlässen, die dafür in Frage kämen, ohne Alkohol teilgenommen zu haben. Diverse auch runde Geburtstage, alle Feiertage, eine Hochzeit samt selbst organisiertem Junggesellenabschied, sogar eine Geburt. Grundsätzlich meine ich, dass die Leute an diesen Anlässen Alkohol trinken, um durch seine Wirkungen die Stimmung zu lockern und selbst mehr Spaß haben zu können. Bei der Befolgung der KT-Regeln soll aber gerade ausgeschlossen werden, dass die enthemmenden Wirkungen des Alkohols auftreten. Dass Alkohol wirklich ausschließlich als Geste in geringen Mengen getrunken wird, ist meiner Beobachtung nach ein Mythos oder zumindest entspricht es nicht dem Verhalten der Leute um mich. Ich selbst sehe keinen Sinn darin und kann einen Augenblick oder Anlass auf andere Weise genügend würdigen. Für das KT sprechen damit keine Gründe, die mich von seiner Sinnhaftigkeit überzeugen konnten.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Der bei der TF festgestellte Promillewert löste bei mir zunächst einen gewissen Schockeffekt aus. Es war das erste Mal, das mir mein Konsum in so greifbarer, numerischer Art vor Augen geführt wurde. Ich habe mich daraufhin entschlossen, meine alten Trinkmuster zu rekapitulieren und es zu lassen. Ein Argument, das ich ebenfalls sofort hinzufügen konnte, waren die gesundheitlichen Implikationen meines Trinkverhaltens. Lange hatte ich Alkohol in meinen Lebensstil integriert. Nun hatte ich eindeutig gesehen, zu welchen Ausmaßen es herangewachsen war. Zunächst nicht bedacht, mit der Zeit aber schätzen gelernt, habe ich die zusätzliche Qualitätszeit an Wochenenden und die Geldersparnisse. Ich habe mein Trinkverhalten vorher nie ernsthaft und ausführlich überdacht, sondern lebte in der Meinung, mein Konsum sei sozial- und gesundheitsverträglich, behindere mich nicht an der Erfüllung meiner Verpflichtungen und mehr oder weniger im Rahmen dessen, was im Umfeld noch als normal gilt.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Ich lebe seit dem 04.09.2022 ohne Alkohol. Ich hatte zunächst geplant, eine einjährige Trinkpause einzulegen und danach KT zu praktizieren. Von diesem Plan habe ich im Laufe der Trinkpause Abstand genommen und mich dafür entschieden, dauerhaft auf Alkohol zu verzichten. Das Tatgeschehen habe ich nicht geheim gehalten, sondern meinen sozialen Kontakten bekanntgemacht. Diese zeigten Verständnis für meine Situation und unterstützten mich bei dem Erreichen des Ziels zum Beispiel dadurch, dass sie mich gar nicht erst auf die Möglichkeit eines Biers ansprachen. Die Phase der Trinkpause habe ich je länger sie dauerte, umso positiver erlebt. Die TF hat mir insofern den entscheidenden Grund geliefert, diesen Plan mit der notwendigen Disziplin umzusetzen. Ich gehe mit besserer Laune durch meinen Alltag. Die Trinkpause hat mich nicht daran gehindert, weiterhin an Veranstaltungen teilzunehmen und regelmäßig Freunde zu treffen, auch zu Anlässen, zu denen diese trinken und ich früher ebenfalls getrunken hätte. Ich habe bemerkt, dass auch ohne Alkohol nichts von der Qualität des Abends für mich verloren geht. Im Gegenteil habe ich regelmäßig mit der fortschreitenden Alkoholisierung anderer festgestellt, dass ich mit der Nüchternheit sehr zufrieden war. Seitens meines Freundeskreises habe ich nicht bemerkt, dass ich aufgrund der Trinkpause zu einem Anlass nicht eingeladen worden wäre. Ich konnte auch sportlich wieder Leistungsfortschritte erkennen. Insgesamt ist mein allgemeines körperliches Befinden dadurch seit der TF spürbar besser geworden. Letztlich muss ich sagen, dass ich Mitte/Ende 2022 bis heute als ausgesprochen gute Jahre in Erinnerung halte.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Die Änderung meines Trinkverhaltens hat auf meine sozialen Kontakte und vor allem auf mich enorme Auswirkungen gehabt, mittlerweile bin ich mit einer ganz anderen Art von Menschen unterwegs als es 2019-2022 der Fall war. Es herrschen ganz andere Wertvorstellungen und Ansichten vom Leben viele haben Kinder und ihre Familie und stehen fest im Leben.
Meine zwischenmenschlichen Beziehungen sind stärker und tiefer geworden, es ist absolut nicht schlimm mal einen schlechten Tag zu haben oder sich schwäche einzugestehen. Ich rede mit auserwählten Personen über allerlei Probleme und brauche mich nicht zu verstellen.
Ich fühle mich körperlich, mental und physisch in einer viel besseren Verfassung als es damals war. Mein Schlaf ist wesentlich besser geworden, ich gehe meinem, Sport nach und begeistere mich fürs Kochen. Ich setze mir erreichbare Ziele und Belohne mich zwischendurch immer wieder mal mit Thermenbesuchen oder Entspannungsphasen.
Ich habe gelernt auch mal alleine sein zu können und auch öfter mal NEIN zu sagen um gewissem Stress aus dem Wege zu gehen.
Ich schreibe mittlerweile sogar Tagebuch und kann sagen, dass es das Beste ist was ich mir nur vorstellen kann, falls mal einer keine Zeit hat oder ich akut niemand anderen hab zum Sprechen oder eben einfach auch über gewisse Dinge nicht mit einem anderen Sprechen möchte, kann ich hier komplett aus mir rausgehen und alles Ablassen was mich irgendwie beschäftigt.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Mich überzeugen die gesundheitlichen Vorteile und die Erkenntnis der Verantwortung mir und anderen gegenüber von der Richtigkeit und Beständigkeit der Änderung des Trinkverhaltens. Dazu weiß ich, dass ich von meiner Familie und meinen engsten Freunden Unterstützung erwarten kann und bei Problemen ein offenes Ohr finde. Dass ich mittlerweile mit Gewissheit sagen kann, einen sehr guten Freundeskreis um mich zu haben, und außerdem über eine hilfsbereite Familie verfüge, versichert mich in der Annahme, dass die oben genannten Aspekte der Vergangenheit angehören. Es bereitet mir heute weniger Mühe, mein Selbstbewusstsein unabhängig von den Meinungen anderer auf einem gesunden Niveau zu halten. Indem ich mich darauf besinne, kann ich mich in der Richtigkeit meiner Abstinenzentscheidung bestärken. Stress, der durch meine Weiterbildung oder die Arbeit aufgetreten ist, gleiche ich durch Kraftsport und möglichst viel Zeit in der Natur aus, oder ist gar nicht mehr vorhanden. Ich habe zudem im Laufe der letzten 21 Monate einen regelrechten Ekel vor Betrunkenen entwickelt, der mich bestärkt, nie wieder in diesen Zustand zu geraten. Die Absicherungsmechanismen sind damit vor allem innerer Natur, da es meiner Ansicht nach in erster Linie einer starken Eigenüberzeugung bedarf, um den Entschluss, keinen Alkohol mehr zu trinken, dauerhaft umzusetzen. Dass ich das leisten kann, hat mir die Zeit seit der TF gezeigt. Als Absicherungsmechanismus von außen kommt hinzu, dass mittlerweile alle in meinem Umfeld wissen, dass ich nicht trinke, und mir niemand mehr Alkohol anbietet. Ich habe meine Trinkgründe einer Anzahl von Freunden so offengelegt, wie ich es hier in Schriftform tue. Mit diesen Leuten ist vereinbart worden, dass sie von sich aus auf mich zu sprechen kommen würden, wenn sie vergleichbare Probleme oder Entwicklungen bei mir wahrnehmen sollten.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen? (mit Begründung)
Ich bin mir in dieser Hinsicht sehr bewusst, ich kenne mittlerweile meine Risikosituationen sehr gut (Trennung, Todesfälle, alte Clique, alkoholfreies Bier…).
Ich habe die Ursachen meines Alkoholmissbrauchs, aufgearbeitet, habe durch meine mittlerweile vorhandenen Weiterbildungen keine Zukunftsängste mehr.
Ich habe gewisse Vertrauenspersonen an die ich mich wenden kann, wenn ich Probleme egal welcher Art habe.
Ich weiß, dass ich mir bei der Caritas oder auch anderen Anbietern professionelle Hilfe holen kann.
Ich habe den Kontakt zu gewissen Menschen Abgebrochen die mich an meinen Zielen stören könnten.
Ich habe mir in diesen 21 Monaten ein stabiles Leben aufgebaut, mit festen Freizeiten und finanzieller Sicherheit.
Ich habe Angst vor einem Kontrollverlußt, da ich weiß nicht kontrolliert Trinken zu können und ich habe Strategien entwickelt um einen Rückfall zu vermeiden.
Ziele: Familie, Arbeitgeber werden
Konsequenzen: Fehler und Unzuverlässigkeit, Trennung
Ablenkung: Sport, Zeit mit Freunden, Kochen
Vermeidung: von alkoholfreiem Bier, alte Bekannte, alte Kneipe
Soziale Kontakte: Freundin, Familie, engste Freunde
Belohnung, gutes Essen, schöner Urlaub, Sport einfach Quality Time...
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Da ich auf Alkohol verzichte, bin ich jederzeit fahrtüchtig.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein.