Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein. Seit der TF habe ich keinen Alkohol mehr getrunken.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Zuletzt am 02.10.2024 gegen 21:50 Uhr
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe mich aus mehreren Gründen für einen Alkoholverzicht entschieden:
- Ich habe schlicht und ergreifend Angst. Im Rahmen der Aufarbeitung, Rückrechnung der Alkoholmenge(n), mit der ich mich belastet und was ich meinem Körper angetan habe, bin ich überzeugt, dass ich die erträgliche Menge für mein Leben erreicht habe. Auch hatte ich einige Erlebnisse, die mir klargemacht haben, dass ich so nicht enden möchte. Ich kann diese klar benennen, will hier aber jetzt nicht langweilen. Falls gewünscht führe ich diese gerne weiter aus.
- Ich sehe mich gefährdet, in die Abhängigkeit abzurutschen, wenn ich meinen Konsum in dieser Art und Weise fortführen würde. Die TF hat mich erstmals zum Nachdenken gezwungen. Ich habe bemerkt, dass es mit ohne Alkohol besser geht, ich zusammenfassend ein besseres Lebensgefühl und auch mehr Lebensqualität habe.
- Ich habe seit der TF bis zum heutigen Tage 9kg abgenommen. Ich habe meinen Alltag so organisiert, dass ich mir Zeit für Sport nehmen kann und diesen auch durchziehe. Das wurde auch von anderen bemerkt, dass ich besser aussehe, und das spornt mich weiter an.
- Die gewonnene Lebenszeit nutze ich für Unternehmungen mit meiner Partnerin. Mir machen Arbeiten zuhause wieder Spaß, ich fühle mich nicht mehr überfordert oder erledigt.
- Ein weiterer Grund für mich ist meine Partnerin. Mit allen Tiefen, die wir jetzt durchgestanden haben, möchte ich Ihr ein zuverlässiger Partner sein. Wenn ich an meine weitere Lebensplanung (Heiraten, Kinder, etc.), hat Alkohol dafür keinen Platz
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon
eher?
Ich habe mich und mein Verhalten nie ernsthaft reflektiert. Ich habe den Überblick über die Menge, die ich getrunken habe, verloren. Ich habe diese als „normal“ und „gesellschaftsfähig“ gesehen, habe die Gründe, warum ich getrunken habe, nicht so wahrgenommen, wie ich das heute tue.
Ich weiß heute dass es mir wichtig war, wie mich andere sehen. Ich war nicht in der Lage, über die Trennungen zu reden, meine Sorgen und Nöte anzusprechen. Ich habe mich deswegen schon „gedemütigt“ und „ungenügend“ gefühlt, und hätte es nicht ertragen, wenn noch jemand über mich denkt, dass ich „schwach“ bin.
In der Gruppe wollte ich dazugehören, wollte nicht negativ auffallen, indem ich „Nein“ sage und mich dadurch vermutlich ausgrenzen könnte.
Ich habe viele Gespräche mit den Personen aus meinem Umfeld geführt. Dabei wurde mir von vielen gesagt, wie ich wahrgenommen werde, und dass es keinen Unterschied macht, dass ich nicht mittrinke.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich fühle mich fitter, treibe wieder mehr Sport. Ich schlafe besser, bin entspannter, und habe wieder mehr Spaß an vielen Dingen. Ich habe wieder gelernt „Nein“ zu sagen. Dadurch ist mein Selbstbewusstsein wieder gestiegen, da ich es nicht mehr als Schwäche sehe, um Hilfe zu bitten oder Arbeiten abzulehnen. Im Gegenteil, ich sehe es als Stärke, sich diese Schwäche einzugestehen und vor allem auch zu kommunizieren.
Anderen ist aufgefallen, dass ich Gewicht verloren habe, besser aussehe, fröhlicher und lebensfroher bin.
Meine Partnerin hat auch bemerkt, dass ich die Dinge, die ich verändert habe und verändern möchte, ernst meine. Sie gibt mir den Vertrauensvorschuss, der mich anspornt, diese Veränderungen jeden Tag mehr zu festigen.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich habe mir jetzt den Satz zu Herzen genommen „Die wahre Stärke liegt darin, sich seine Schwächen selbst und nach außen einzugestehen und darüber zu reden“.
Ich sage wieder öfter „Nein“, wenn ich merke, dass ich meine Belastungsgrenze vor Augen habe, um nicht in die Gefahr zu kommen, diese Grenze zu überschreiten. Ich nehme Hilfe an, und versuche nicht mehr zwanghaft alles selbst zu bewältigen. So habe ich seit Januar eine Haushaltshilfe, die mir die Hausarbeit abnimmt. Ein- bis zweimal im Monat nehme ich mir einen Tag frei, um andere Dinge zu erledigen, die liegen geblieben sind, für die ich keine Zeit hatte. Dadurch nehme ich mir viel „Geschwindigkeit“ in meinem Leben, ich habe wieder mehr Freude an z.B. Gartenarbeit, die ich im Jahr der TF mehr als belastend als entspannend empfunden habe. Auch habe ich meinen Nebenjob auf zweimal im Monat begrenzt, da meine Angst, mir das nicht mehr leisten zu können, unbegründet sind. Der Nebenjob macht mir Spaß, ich sehe es nicht als „Muss“, es belastet mich nicht mehr (auch wenn es natürlich auch anstrengend werden kann).
Ich habe wieder meinen Ausgleich im Sport gefunden. Nicht jeder Tag läuft super, das wäre gelogen. Bei jedem Dämpfer, der bisher kam, habe ich meinen Ausgleich im Sport gefunden. Ich habe mir Ziele gesteckt, die ich erreichen will, und auch erreichen kann. Ich möchte dieses Jahr einen Halbmarathon laufen, im nächsten oder übernächsten Jahr einen Marathon. Hier gehe ich mit einem Freund laufen, und ich habe gemerkt, wie ich es vermisst und auch gebraucht habe.
Ich lebe jetzt in einer stabilen Partnerschaft, die in den letzten Monaten viele Tiefen, aber auch Höhen durchlaufen hat. Im Februar hatte sich meine Partnerin getrennt, da ihr das zuviel wurde, sie mit der Situation nicht umgehen konnte. Das hat mich wieder in die gleiche Situation gebracht wie früher, mein Selbstwertgefühl ging wieder nach unten…… wieder bin ich ungenügend. Allerdings habe ich hier die Hilfe von anderen angenommen, mit meinen engsten Freunden darüber geredet, die haben mich aufgefangen. Mir gesagt, was für ein toller Kerl ich bin, mir meine guten Seiten aufgezeigt, und mich daran erinnert, was ich bisher alles geleistet habe und das jetzt nicht wegwerfen soll.
Wir haben wieder zueinander gefunden, wir haben einige lange Gespräche geführt. Meine Partnerin steht hinter mir, da auch sie für sich meine Stärken schätzt, meine Fehler akzeptiert, so wie ich selbst auch. Mir ist bewusst, dass eine Partnerschaft Höhen und Tiefen haben kann und auch wird. Aber ich blicke optimistisch in die Zukunft, und weiß, dass wir alles schaffen können, und ich in schlechten Zeiten Freunde habe, die für mich da sind.
Im April habe ich nun erfahren, dass mein Arbeitgeber aufgrund des Vorfalls meinen Vertrag nicht verlängern wird. Auch das hat mich wieder runtergezogen, und auch hier habe ich darüber reden können, meinen Frust ablassen. Ich habe mittlerweile die Sache akzeptiert, auch hier haben Freunde und auch meine Partnerin mir zugeredet, mich an meine Stärken erinnert. Ich schaue mich nun nach einer neuen Stelle um, ich sehe es weniger als Rückschlag, mehr als Chance, mich weiterzuentwickeln. Ich weiß was ich kann, ich weiß wer und was ich bin, ein (wieder) selbstbewusster und gestärkter Mann, und auch dieser Rückschlag hat mich mehr motiviert als heruntergezogen.
Nach der TF, als ich noch im Oktober und November auf Geburtstagen war, habe ich mich „komisch“ gefühlt, nichts zu trinken. Ich wollte doch dazugehören, und jetzt trinke ich nicht mit?!? Ich habe mich zurückgezogen, und habe diese Trinkgelegenheiten vermieden, ich wollte ja nicht negativ auffallen oder mich abgrenzen. Ich hatte mir eingeredet, es falle mir leicht darauf zu verzichten. Ja, den Alkohol habe ich nicht gebraucht, aber das Gefühl, nicht dazuzugehören, war unangenehm.
Mittlerweile gehe ich damit gut um. In meinem Freundeskreis weiß jeder, dass ich nichts mehr trinke. Ich bin bei Feiern dabei, habe meinen Spaß, ich grenze mich nicht aus. Ich genieße es mehr, nehme diese Gelegenheiten anders wahr, gehe nach Hause, wenn es mir dann doch zuviel und zu anstrengend wird, wenn um mich herum einige zu viel getrunken haben. Ich habe solche Abende positiver in Erinnerung, insbesondere meine Geburtstagsfeier, die bis zwei Uhr nachts ging, ich aber am nächsten Morgen wach wurde, gut gelaunt aufgeräumt habe und eben schöne Erinnerungen an diesen Abend hatte. Und so auch an die ersten Abende in der neuen Grillsaison, die ich mehr genieße und mich selbstbewusster fühle, wenn ich der eine oder einer der wenigen bin, die nichts trinken.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Niemand kann zu 100% ausschließen, dass es absolut unwahrscheinlich ist, in alte Muster zurückzufallen. Aber ich sehe mich jetzt gestärkt und selbstbewusster, ich kann wieder „Nein“ sagen, und ich bin von mir und meinem Willen überzeugt, dass ich alles Mögliche versuchen werde, dies zu vermeiden.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Indem ich weiterhin auf Alkohol verzichte.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein