Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Wenn ich wirklich mein Leben Revue passieren lasse, glaube ich mit ungefähr 8 Jahren das erste Mal, allerdings unbewusst Alkohol zu mir genommen zu haben.
Ich hatte damals als Kind sehr oft Zahnschmerzen und meine liebe Oma hat mir mein Zahnfleisch mit ihrem für sie Wundermittel, Klosterfrau Melissengeist eingerieben.
Bewusst das erste Mal getrunken habe ich mit 15 zwei Gläser Lambrusco und habe mich dann auch, kaum zu Hause gewesen, übergeben.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Angefangen, regelmäßig Alkohol zu trinken habe ich ab Ende 2013.
Ich war Arbeitslos, hatte Zeit und habe dann oft Kollegen zu Besuch gehabt. Am Anfang waren es 2 – 3 Flaschen Bier ca. 3 – 4 Mal die Woche. Dann kamen ab und zu noch ein paar Kräuterschnäpse dazu. Mit der Zeit erhöhte sich der Konsum bis auf 5 Flaschen Bier 3 – 4 Mal in der Woche oder auch mal 2 Flaschen Wein. Ca ein Jahr vor meiner Trunkenheitsfahrt, also ca ab März 2018 war es so, dass ich fast an jedem We jeweils Freitag und Samstags 3 – 5 Flaschen Bier und dazu manchmal bis zu einer Flasche Grappa 500ml getrunken habe
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
In der Woche bis zu 20 Flaschen Bier und am We oft noch 1 Flasche Grappa 500ml 40 %
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Entweder mit Freunden, mit Arbeitskollegen die meistens zu mir nach Hause kamen, weil ich wegen meiner Mutter, die ein paar Mal gestürzt war, nicht gerne raus gegangen bin, beim schrauben in der Garage oder auch alleine.
12. Warum haben Sie getrunken?
Angefangen, ca 1 Jahr vor meiner TF so übermäßig Alkohol zu konsumieren, habe ich zum einen, weil mich mein neuer Job zeitlich total aufgefressen hat, und ich mich nicht mehr so wie gewohnt um meine Mutter kümmern konnte. Sie hat in meinem Leben eine sehr wichtige Rolle gespielt, obwohl ich schon so alt bin. Sie hat sehr viel für mich getan, war immer für andere da, und hat meinen Vater bis zu seinem Tod zu Hause gepflegt. Darum war es für mich einfach sehr wichtig, jetzt für sie da zu sein. Sie hatte es einfach verdient. Ich habe für sie gewaschen, eingekauft, zum Teil gekocht und habe ihr Gesellschaft geleistet. Ich war mehrere Jahre nicht im Urlaub, weil ich sie nicht alleine lassen wollte. Aber der Hauptgrund für meinen Konsum war wohl, dass ich innerlich gespürt habe, dass meine Mutter mir nicht im Wege stehen wollte und ich langsam mal an mich denke und mein Leben lebe. Sie hat angefangen immer weniger zu essen, hat immer mehr abgenommen, ich hatte einfach das Gefühl, sie wollte gehen und mir keine Last sein. Im Sommer 2018, ich hatte am Sonntag gekocht, meine Freundin war da, sagte meine Mutter, dass sie einen großen Wunsch hat. Sie möchte, dass ich mit meiner Freundin mal in Urlaub fahre. Anfangs für mich undenkbar, haben wir dann geregelt, dass sie eine Woche versorgt war. Eine Freundin, meine Tante und eine Nachbarin kümmerten sich um sie. So habe ich 5 Tage von Montag bis Freitag Holland an der See gebucht. Es war ein sehr schöner Ort, dass Hotel war toll und unser Hund hatte riesigen Spaß, das erste Mal am Meer. Ich jedoch habe mindestens 2 Mal am Tag meine Mutter angerufen und konnte nicht abschalten. Meine Freundin hat das auch gemerkt und so sind wir am Donnerstag wieder nach Hause gefahren. Das war der 30. August 2018. Zu Hause angekommen, schloss ich die Tür der Wohnung meiner Mutter auf, und sah nur eine riesige Blutlache in der Küche. Dann bin ich in die Wohnung gestürmt und habe meine Mutter schwer verletzt im Wohnzimmer gefunden. Sie muss in der Küche gestürzt sein, mit dem Kopf auf die Heizung gefallen und hat sich dann noch ins Wohnzimmer geschleppt. Der Notarzt sagte, dass sie ca 10 Stunden dort so gelegen hat. Dann wurde sie ins Krankenhaus gebracht, dort war sie 2 Wochen, dann in die Geriatrie und dann schließlich, weil sie nicht mehr alleine sein konnte ins Pflegeheim. Für mich ist eine Welt zusammen gebrochen. Jeder Tag, an dem ich sie besucht habe und wusste, sie kommt nicht mehr zurück, hat mich, wenn ich wieder zu Hause war, zum trinken gebracht. Ich war nervlich am Ende. Teilweise habe ich schon ein Glas Wein oder eine Flasche Bier getrunken, bevor ich ins Pflegeheim gefahren bin. Es war dort so schrecklich, schreiende alte Leute, der Geruch von Urin und die dauernde Frage meiner Mutter, wann sie wieder nach Hause darf. Dann zu sagen bald, obwohl man weiß, nie mehr. Ich habe oft zu Hause geweint. Dann ist sie schließlich am 17. Dezember gestorben. Obwohl ich zu meiner Freundin oder zu Freunden hätte kommen können, war ich die ganzen 3 Weihnachtstage allein zu Hause, bin rüber in Ihre Wohnung, habe in Ihrem Sessel gesessen, Fotos angesehen , geweint und getrunken. Die Zeit nach ihrem Tod war schrecklich. Ich habe sie so vermisst, und dann die Aufgabe, die Wohnung aufzulösen.
Was ich da in den Schränken gefunden habe, alte Fotos, Schulhefte von mir, da hat mir der Alkohol, wie ich damals dachte, einfach geholfen. In dieser Zeit hat mich auch meine Patentante sehr unterstützt und schlimmer weise ist auch sie dann, 3 Tage vor meiner TF gestorben.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol war ich angeheitert und hatte irgendwie erhöhten Redebedarf, da ich sonst sehr introvertiert bin. Bei viel Alkohol wurde ich müde, lustlos und habe auch ab und an erbrochen.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Es gab manchmal eine gewisse Trägheit, ich war oft lustlos und bin manchmal gar nicht ans Telefon gegangen oder wenn es an der Haustür geklingelt hat, habe ich gar nicht aufgemacht.
Ab und an habe ich auch vergessen, dass Wäsche in der Waschmaschine ist, und habe sie erst am nächsten Tag aufgehängt.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Ja , die Zeit eben, bis zu meiner Trunkenheitsfahrt. Heute lebe ich abstinent, und das aus absoluter Überzeugung, weil ich in den letzten Monaten begriffen habe , dass Alkohol nicht zu meinem Leben gehört.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert? Ja, am Tag der Trunkenheitsfahrt
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ja von Dezember 1999 bis Dezember 2008 habe ich nebenberuflich ein Fitness – Center betrieben und keinen Alkohol getrunken.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? (mit Begründung)
Früher habe ich mich in keiner Kategorie von Trinker gesehen, da ich mir bei den Mengen, die ich konsumiert habe, keine Gedanken darüber gemacht habe. Die letzten grob 2 Jahre bis zu meiner TF sehe ich mich absolut als Gelegenheit und Problemtrinker.