Ich habe den Fragebogen kopiert und füge ihn jetzt hier ausgefüllt ein:
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
1. 1984, April, abends 20.00 bis 02.00 Uhr, Discothek, allein, 0,7 ltr. Rotwein und 3 Gläser Vodka/Orange, Unfall in einer Baustelle, ausgebremst und zu spät reagiert, Beinbruch, 1,37 Promille.
2. 1987, Mai, nachmittags 17.00 bis 23.00 Uhr, Alveslohe, ehem. Freund, 3 ltr. Bier und Vodka pur (6 Gläser doppelte 0,4 cltr.), Heimfahrt Tankstelle Altona, Anzeige durch Tankwart. 1,97 Promille.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
siehe oben
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
Zu 1. 3 km Unfall, weitere 3 km zur Garage
Zu 2. 25 km Alveslohe bis Altona, 8 km bis zur Wohnung.
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Zu 1. Ja, durch Ausweichmanöver in einer Baustelle (vorausfahrendes Fahrzeug bremst, aufgrund verengter Fahrbahn) habe ich eine rot-weiße Barke umgefahren und mir das Bein gebrochen (Fahrzeug: Harley-Davidson Trike).
Zu 2. Start-Phase: Ja, zunehmende Ermüdung und Unkonzentriertheit, an der Tankstelle völlige Unfähigkeit weiterzufahren (Fahrzeug: Wohnmobil Ford-Transit)
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
In beiden Fällen wollte ich nur nach Hause, das Fahrzeug stehen lassen, habe ich als „Schwäche“ gesehen.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Ja, in mehreren Fällen hatte ich eine TF und bin zu Geldstrafen verurteilt worden.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
In vielen Fällen bin ich alkoholisiert gefahren. Zum Teil waren es geringe Mengen, in anderen Fällen hatte ich Glück/Pech nicht erwischt worden zu sein. Aus der Gewohnheit verringerte sich mein Problembewusstsein (es ging vorher gut, also wird es weiter gutgehen).
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Im Alter von 14 Jahren trank ich mein erstes Bier.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Ich habe immer in Gesellschaft getrunken, auch Quartalssäufer, das Umsteigen auf andere nicht alkoholische Getränke wurde von mir immer weiter nach hinten verschoben. Seit 20.03.2005 abstinenter Alkoholiker
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Täglich min. 2 Glas Wein (rot),
WoEnde 1 Fl. Wein (rot) und Apperetiv (Pastis oder Pernod) vor dem Essen (mittags)
Bei guten Geschäftsabschlüssen zur Belohnung min. 1x monatlich Whisky/Wasser 0,35 ltr.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Zu Hause mit der Familie vor dem Essen,
Im Restaurant mit Freunden beim Essen,
In Gaststätten mit Fremden.
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Aus Geltungsbedürfnis, im Mittelpunkt stehen, Anerkennung,
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
bei wenig Alkoholgenuss: enthemmende Wirkung, zunehmend Kommunikativ
bei viel Alkoholgenuss: Konzentrationsschwierigkeiten, Übelkeit, aggressiv
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein, ich wurde immer dahingehend bestärkt, das viele Menschen mehr trinken als ich.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Alltägliche Probleme wurden von mir nicht mehr angesprochen, ich musste als Vater und Partner immer funktionieren. Sogenannte Freunde besuchten mich nur um zu trinken. Ich ging auf Feiern, nur um zu trinken.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ich trinke seit 20.März 2005 keinen Alkohol mehr. Es gab Zeiten in denen ich sehr viel mehr Alkohol getrunken habe. Z.B. bei Verlust der Arbeitsstelle, Enttäuschungen im zwischenmenschlichen Bereich.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja, einmal und habe dann mit meiner Familie (Partnerin und meiner Tochter) darüber gesprochen. Ab dem Tag habe ich beschlossen kein Alkohol mehr zu trinken.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Erst nachdem ich mein Problem in der Familie angesprochen hatte, habe ich auf Alkohol verzichtet. Einen Rückfall hatte ich bei der Trennung von meiner 27-jährigen Beziehung. Ich hatte aber sofort Schuldgefühle und bin seit dem Trocken.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Ich habe mich früher als Quartalssäufer gesehen. Heute stelle ich fest, das meine Vergangenheit permanent mit Alkoholkonsum zu tun hatte.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein, abstinent nachweislich durch Haaranalysen seit 24 Monaten, sonst seit 20.03.2005
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Silvester 2004 / 2005
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein, es gibt kein alkoholfreies Bier. Ich verzichte auch auf Weinessig, Schwarzwälder Kirschtorte, Süßigkeiten (Mon-Chery) oder andere alkoholhaltige Zusatzstoffe.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich habe meinen Bekannten und Verwandten meine Alkoholsucht mitgeteilt. Seit dem geht es mir besser (Problembewusstsein). Gesundheitliche Probleme (Sodbrennen) reduzierten sich. In meinem neuen Freundeskreis sind viele abstinente Alkoholiker, das gibt mir Kraft und die Sicherheit, das ich auf dem richtigen Weg bin.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Nach dem Black-out stand für mich der Entschluss fest aufzuhören. Immer mehr Menschen in meinem privaten und beruflichen Umfeld trinken keinen Alkohol.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Ich habe nicht unter Entzugserscheinungen gelitten. In der ersten Zeit meiner Abstinenz musste ich mich immer rechtfertigen. Bei Restaurantbesuchen (z.B. Griechische Restaurants) habe ich gern auf den Gratis-Ouzo verzichtet und dankend abgelehnt.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich lege sehr großen Wert auf eine ausgewogene Ernährung, Entdecke immer neue Rezepte für alkoholfreie Fruchtsäfte (ohne Konservierungsmittel), habe mich im Fitness-Studio angemeldet und gehe 2 x die Woche zum Training. Ich habe neue Freunde kennengelernt, denen ich aber von vorn herein meine Alkoholproblematik mitteile. Ich werde als Mensch mit allen positiven und auch negativen Verhaltensweisen akzeptiert.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Ich bin sehr zufrieden mit mir. Ich möchte als Opa, Vater und als Lebenspartner den Rest meines Lebens glücklich sein. Alle Kontakte bekräftigen meine Abstinenz und finden es besser als vorher. Probleme werden nicht im Alkohol ertränkt sondern angesprochen.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Es wird sicherlich Situationen geben, in denen eine hohe Rückfallgefahr lauert. Ich muss mir jeden Tag vornehmen, abstinent zu bleiben. Im weiteren werde ich mich immer wieder an meine pers. Probleme (Minderwertigkeitsgefühl, Mittelpunkt- und Geltungsbedürfnis, Arroganz und Eitelkeit) erinnern müssen.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Als abstinenter Alkoholiker stellt sich die Frage nicht mehr.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Auch wenn meine Einsicht sehr spät kommt, bedaure ich alle Menschen, die diesen Absprung nicht schaffen. Daher engagiere ich mich aktiv für ein Leben ohne Drogen/Alkohol.