@Limbojoe: Vielen Dank für deine aufmunternden Wort. Ich werde es vermutlich so halten, wie du vorschlägst und nebenbei Haarproben sammeln bis es klappt und es recht bald mit einem ersten Anlauf probieren.
Inzwischen liegt mir die Führerscheinakte in schriftlicher Kopie vor.
So ich habe nun meinen Fragebogen aktualisiert und den Explorationsbogen erstellt.
FB Alkohol
Zur Person
Geschlecht: m
Größe: 175 cm
Gewicht: 93kg
Alter: 34 (jetzt), bei Auffälligkeit 31
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 10.05.2017
BAK: 1,95 Promille
Trinkbeginn: 19:00
Trinkende: 3:00
Uhrzeit der Blutabnahme: 3:41
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: abgeschlossen
Strafbefehl schon bekommen: bezahlt
Dauer der Sperrfrist: keine
Führerschein
Hab ich abgegeben: Juni 2018
Hab ich neu beantragt: noch nicht
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Ja
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Ja (Autofahren mit Smart-Phone in der Hand)
Genaue Fragestellung der FSSt (falls bekannt): keine
Bundesland: wohnhaft in Thüringen, Verstoß in Bayern
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: kontrolliertes Trinken, einmal im Monat 1 Bier seit Anfang Januar (Beginn des 100 Tage Lernplans für M2)
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: ja, habe ich am 3.7.2020 die erste abgegeben
Urinscreening ja/nein: nein
Leberwerte ja/nein seit wann, wieviele: Gamma-gt, GOT, GPT im Sept. 2019 alles ok
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: nein
Selbsthilfegruppe (SHG): nein
Psychologe/Verkehrspsychologe: aufgesucht einmalig im Mai 2017
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: keine
Ambulante/stationäre Therapie: keine
MPU -> noch nicht wieder geplant
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten: ein weiterer Punkt durch Fahren mit Smartphone
Tathergang
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
Nach einem ziemlich anstrengenden Nachmittag im mikrobiologischen Institut (Kursus Mikrobiologie), habe ich beschlossen mit meinen Mitbewohner (Praktikant bei einem örtlichen Unternehmen aus Finnland) zu fragen, ob er mit mir etwas am Abend trinken wollte (er hatte am nächsten Tag frei). Darauf habe ich im nahen Supermarkt Bier und Gin gekauft. Es war ein äußerst warmer Frühlingsabend im Mai. Wir haben dann mehrere Bier miteinander getrunken, geredet und Musik gehört. Um ca. 0:00h kamen wir dann auf die Idee mit dem Fahrrad zu einem Studentenclub zu fahren und da noch etwas zu „feiern“… Dort haben wir v.a. Long-Drinks getrunken. Mein Mitbewohner wurde dann müde und ist heimgegangen oder heimgefahren. Während ich noch zu einem anderen Club wollte, der noch offen war, wo gewöhnlich ein Studienkollege von mir an der Bar arbeitet. Auf dem Weg dorthin bin ich von der Polizei aufgegriffen worden.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
Versuch einer Rekonstruktion
1900h – 2400h: 4 Bier 0,5L , 4x Gin Tonic (16cl Gin)
0-3h: fünf Gin-Tonics (20cl Gin)
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
2,5 km WG -> Club 1
1 km Club 1 -> Club 2
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
In dieser Nacht hab ich meine Fahrtüchtigkeit nicht in Frage gestellt. Die Promillegrenze für Fahrräder war in meiner Vorstellung so hoch, dass ich diese niemals erreichen konnte. Ich habe mich bewusst dafür entschieden nicht mit dem VW-Polo meiner Eltern zu fahren, den ich an dem Tag in der Uni-Stadt mit dabei hatte. Als ich dann von Club 1 zu Club 2 gefahren bin, hatte ich schon Probleme mich auf dem Fahrrad halten zu können, jedoch fand ich das in meinem Zustand amüsant, da ich stark euphorisiert war.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Bin Fahrrad gefahren. Das war nach meiner damaligen Meinung „vorbildlich“, da ich nicht das Auto genommen habe, welches mir auch zur Verfügung an dem Abend stand. Heute weiß ich, dass ich mit dem Fahrrad im erheblichen Maße den Straßenverkehr gefährdet habe.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Vermutlich bin ich häufiger mit Restalkohol am Folgetag einer Feier (Familie im ländlichen Raum) gefahren. Gelegentlich auch nach Club-Besuchen in der Universitätsstadt bin ich mit Fahrrad heimgefahren. Polizeilich aufgefallen bin ich vorher nie.
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Diese Restalkoholfahrten am nächsten Tag, fanden gelegentlich nach Familienfeiern oder nach Treffen mit Freunden statt. Ich schätze im Durchschnitt alle zwei Wochen in 11 Jahren. Mit 20 Jahren trank ich das erste Mal größere Mengen Alkohol. Daher komme ich auf eine Zahl von ca. 290 Restalkoholfahrten mit dem Auto oder Fahrrad, je nachdem, wo ich mich gerade befand. Ländlicher Raum eher Auto.
Uni-Stadt eher Fahrrad.
Exploration
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Ersten Kontakt in der Schulzeit -> dort aber nur geringe Mengen („Streberpersönlichkeit“)
Max 2*0,3L auf einer Kolleg-Stufenfeier… klassisches kontrolliertes Trinken
Erste größere Menge Alkohol mit 20 Jahren auf einem Weinfest.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
20J: Zivildienst: wenig, evtl. einmal im Monat 4 Bier, erster Exzess Weinfest 2005
21-23J: Physikstudium Deutschland: langsame Steigerung durch Studentenverbindung evtl. 4-6 Bier einmal in der Woche mit gelegentlich mehrwöchigen Trinkpausen
24-25J: Physikstudium USA: 6 Bier (je 12oz) Freitags, mit gelegentlich mehrwöchigen Trinkpausen
26-27J: Medizinstudium 1. Teil: Steigerung auf einmal wöchentlich 6-7 Bier einmal in der Woche am Abend
28-30J: Arbeit in einer IT-Firma (Vollzeit) Reduktion der Häufigkeit-> gelegentlich „Feiern“ mit 6-7 Bier, oder 1,4 L Wein
Ab 31J: Medizinstudium 2. Teil: einmal wöchentlich 7-8 Bier oder 1,7L Wein an einem Abend
Spitzen konnten an einigen Anlässen auch höher sein…. Gab auch Feiern, an denen ich weniger getrunken habe
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
Trinkverhalten sehr abhängig davon ob ich zur Zeit eher hohe Anforderungen an mich gestellt werden ( Arbeit, Studium) oder eher geringer. In Zeiten hoher Anforderung Reduktion des Alkoholkonsums (Examensphase, Masterphase, Projekt in der IT) … in ruhigeren Phasen „Belohnung“ mit häufigen Feiern…
Bei der Art des Getränkes hohe Variabilität … gelegentlich werden Bier und Wein auch durch Long-Drinks und Cocktails ersetzt
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Mit Schwager und Schwester (Herkunftsort)
Studentenverbindung (Uni-Stadt)
Clubs (Uni-Stadt)
Mitbewohner (Uni-Stadt)
Arbeitskollegen (Arbeits-Ort)
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Innerer Motive -> generelle Unzufriedenheit mit meinen Leben, ausgelöst durch das ständige Infragestellen meiner Person durch das Umfeld (v.a. Studienentscheidung, Karriereentscheidungen) -> hab mir häufig die Tiraden meines Vaters am Wochenende angehört und bin daraufhin etwas Trinken gegangen… Vater war schon mit 17 Jahren Zahntechniker (ausgebildet und konnte in den 70er und 80er Jahren damit schon in jungen Jahren ein gutes Gehalt mit damals hoher Kaufkraft erwirtschaften) -> ich hingegen lebe trotz höherer Bildung in finanziell schlechterer Lage
Äußere Motive -> will kein Spielverderber sein, genieße die soziale Anerkennung in einer verschworenen und fröhlichen Gemeinschaft von Zechern zu sein
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Wenig Alkohol: Entspannung, Erhöhung der Redseligkeit, Überwinden der Schüchternheit
Viel Alkohol: Euphorisierung, Gefühl des Einklangs mit sich und der Welt
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Mein Umfeld hat es in der Regel als positiv empfunden, dass ich offener wurde und fröhlicher, auch einmal lustig war und mich rege an Gesprächen und Diskussionen beteiligt habe.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Bisher sehr wenige, da ich in Phasen, in denen ich Leistung bringen muss, wenig oder gar nichts trinke. Jedoch ist der Alkohol dafür verantwortlich, dass ich deutlich an Gewicht zugenommen habe, meine Fitness abegenommen hat, insbesondere weniger Energie Sport zu treiben.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
In der Phase der Desorientierung. Als ich mich entschlossen habe, nach dem Physikstudium Medizin zu studieren. Ich empfand es als sehr belastend, dass noch einmal ein steiniger Weg voller Entbehrungen vor mir liegen wird, ohne soziale Anerkennung und ohne materiellen Wohlstand.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Vor allem, wenn ich mich belohnen wollte, nach längeren Phasen der Entbehrung. Abschluss Physikstudium. Abschluss vorklinischer Teil des Medizinstudiums. Abschluss eines Projekts auf der Arbeit. Geburtstage von guten Freunden.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Während meiner Zeit in den USA habe ich längere Zeit auf Alkohol verzichtet, v.a. um abzunehmen. Auch in Klausurenphasen des Medizinstudiums, Endspurt für die Master-Arbeit im Physikstudium, Abschluss von Projekten während der Arbeit
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Ich habe damals meinen Alkoholkonsum als „normal“ für einen Studenten angesehen. Für mich hat es einfach dazugehört Alkohol zu trinken, wenn man sich mit anderen Leuten trifft und Spaß hat. Schließlich sind sowohl Physik, als auch Medizin anspruchsvolle Studienfächer mit einem hohen Workload. Daher war ich der Meinung, ich habe das Recht mich zu belohnen.
Heute sehe ich ein, dass mein Alkoholkonsum zu hoch war und vor allem meine Fitness und Gesundheit gefährdet hat. Und schlussendlich ich auch eine Gefährdung für andere wurde (im Straßenverkehr).
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
In der Regel trinke ich wahlweise 0,3L Bier oder 0,125L Weißwein zu besonderen Anlässen (runder Geburtstag, Taufe, Hochzeit)
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Zum 40. Geburtstag eines guten Freundes habe ich 0,3L Bier getrunken (24.6.2020)
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Alkoholfreies Bier hat auf mich keinen Reiz, da es mir nicht besonders schmeckt. Wenn ich einmal ein Getränk genießen will, greife ich zu einem Cola-Mix-Getränk, das zuckerhaltig ist.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich trinke bewusst Alkohol zu besonderen Anlässen aufgrund der dort herrschenden sozialen Konventionen (ein 0,3L Bier zum Anstoßen). Für mich hat dies nunmehr zeremoniellen Charakter. Dafür kommt aber nicht jede Geburtstagsfeier in Frage, sondern nur besondere Anlässe (Taufe, Hochzeit, runder Geburtstag). Von diesen Anlässen gibt es in der Regel nur wenige im Jahr.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Mit dem Eintritt in die Examensphase M2 für das Studium, welche einen 100 Tage Lernplan umfasst, habe ich zwecks Lernerfolgs den Alkoholkonsum reduziert. Zugleich bin ich dazu zu meiner Lebenspartnerin gezogen und hatte keinen Anlass mehr mit Bekannten aus dem Studienumfeld zu trinken.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Dabei habe ich einen Anstieg sowohl meiner kognitiven Leistungsfähigkeit, als auch meiner körperlichen Fitness festgestellt.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich bin kognitiv leistungsfähiger und fitter. Mein Umfeld lobt meine Gewichtsabnahme.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Da ich während des praktischen Jahrs , weiterhin bei meiner Partnerin lebe und jeden Morgen um 4:48h aufstehen muss (Bus zum Krankenhaus fährt um 5:09 Uhr), habe ich keine körperlichen und geistige Ressourcen mehr, um Alkohol zu trinken. Danach steht die Vorbereitung für das letzte Examen an und darauf werde ich gleich in den Job starten, da ich endlich Geld verdienen will und es satt habe in materiell bescheidenen Verhältnissen leben zu müssen (de facto unter dem gesetzlichen Existenzminimum).
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Nein. Da meine Zukunftsplanung im Moment ziemlich klar ist. Beendigung des Studiums. Weiterbildungszeit. Allgemeinmedizinische Praxis.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
In Zukunft werde ich nur noch zu besonderen Anlässen (runden Geburtstagen, Taufen, Hochzeiten) Alkohol trinken. Dabei achte ich darauf, dass ich normal trinke (max. 2x 0,3L Bier oder 2x0,125L Wein). Auch werde ich mir vorher überlegen, wie ich wieder nach Hause komme (Taxi, Fahrdienst). Sollte es wider Erwarten zu einem höheren Konsum bei einem solchen Anlass kommen und es keine private Mitfahrgelegenheit gibt, werde ich ein Taxi nehmen.