Hallo Palton,
zunächst möchte ich dir sagen dass deine Antworten im FB überaus ehrlich und nachvollziehbar rüberkommen.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Im Bericht der Polizei steht: 500ml Obstler, Vier Bier und vier Tabletten Tranxilium.
Das würde 220g reinen Alkohol entsprechen und bei meinem Körpergewicht wären das 3,6 Promille.
Im Arztbericht der Klinik wurde aber ein Promille wert von 0,36 AAk festgestellt.
Wie Sie in den Akten lesen können.
Ich denke ich habe da 2x Bier getrunken und nicht die wie im Polizeiprotokoll angegeben.
Wie ist denn die Diskrepanz zwischen dem Polizeibericht und der wirklichen AAK entstanden? Weißt du das?
Und wieso "denkst du nur" dass es 2 Biere waren, weißt du es nicht mehr?
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Vor dem Fahrverbot 2010 führ ich mit 1 - 3 Bier noch Auto. Dachte mir nichts dabei. Da in Deutschland keine 0,0% Grenze herrscht. Nach dem Fahrverbot 2010 achtete ich sehr darauf , nicht mehr alkoholisiert zu fahren.
Jetzt weiß ich aber das sich der Alkohol mit 0,1 / Std abbaut und ich in meiner Hochphase bestimmt noch Restalkohol in der Früh hatte wenn ich den Abend davor getrunken hatte. Ich hatte Glück das nichts schlimmes passiert ist und ich keinen Unfall hatte.
Es ist gut möglich dass der Gutachter auch kurz auf das Thema Straßenverkehr eingeht, in erster Linie wird es aber um deine Erkrankung gehen. Das nur mal als Nebenhinweis..
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
16-17: am Wochenende meistens 1-2cocktails um selbstbewusster zu werden. Bier hat mir damals noch nicht geschmeckt. Zur Freundin hatte ich immer eine Flasche Sekt dabei um Hemmungen abzubauen. (Keine Ahnung ob ich es erwähne?: Ausprobieren von thc- aber gleich wieder gelassen weil ich mir einbildete davon Paranoia zu bekommen.)
17 – 18:Trennung von Freundin : dadurch um den Frust runterzuspülen 1x Bier täglich unter der Woche. am Wochenende waren es schon 3 Bier täglich. (Keine Ahnung ob ich es erwähne?: Für 3 Monate regelmäßige Einnahme von xtc am Wochenende .Nach Ansprache von Freundin und Reflektion meinerseits es wieder gelassen.)
20-28 unter der Woche Alkohol (2 Bier) zu besonderen Anlässen aber regelmäßig am Wochenende (bis zu 3 Bier).
29-30: unter der Woche 2 Bier täglich. Am Wochenende bis zu 5 Bier täglich.
(Keine Ahnung ob ich es erwähne?: Kurzfristige (2wochen) Einnahme von Speed. Nach schlechten Auswirkungen wieder aufgehört und mich für Alkohol entschieden. Jetzt weiß ich, dass ich Glück hatte das ich nicht abhängig geworden bin)
31-34 moderater und gesellschaftlicher akzeptierter Konsum auf Ereignisse (2 Bier) und Wochenende (2 Bier) beschränkt.
35-38: schnell steigender Konsum von 3-5 Bier täglich am Abend bis dann auf 500ml Wodka oder drei – vier Flaschen Wein (auch schon in der Früh, da ich krankgeschrieben war) . Regelmäßige Trinkpausen von 2 Wochen bis 3 Monate.
Zu den Fragen ob du es erwähnen sollst: Im Therapiebericht steht ja ein früherer Konsum von Drogen, darum machst du ja auch einen Drogen-AN. Zumindest das Speed mit 29 solltest du dann auch erwähnen...
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Äußere Motive waren, dass alle meine Freunde getrunken haben und ich immer in Kreisen verkehrt bin, wo Alkohol schön geredet wurde und sich keiner der Gefahr bewusst war. Ich fühlte mich cool, stark und dazugehörig.
In fast jedem Film trinken die coolen Leute und ich denke das hat auf mich abgefärbt.
Ich war der festen Überzeugung, dass Alkohol ein Muss ist um Gesellschaftlich anerkannt zu werden und in eine Gemeinschaft aufgenommen zu werden.
Schon beim ersten Konsum habe ich gemerkt was für einen positiven Effekt der Alkohol auf meine Psyche hatte: Er hat mich selbstbewusster werden lassen und gefühlt stärker werden lassen.
Er ist zu einen guten Freund geworden, der fehlende Bindung ersetzt hat und immer für mich da war, wenn ich traurig, einsam oder aber auch glücklich war und das steigern wollte. Er hat immer das getan wofür ich ihn gebraucht habe.
Ist alles nachvollziehbar und würde vermutlich auch reichen wenn du gerade bei deiner ersten TF mit 1,6‰ "erwischt" worden wärst...
Hier geht es aber um etwas anderes: nämlich darum was hinter deiner Erkrankung steht. Und damit meine ich auch deine psych. Erkrankung. Darum was so schwer wog dass es zu einer PTBS wurde und damit dein Trinkverhalten begünstigte..
Wenn du das hier im Forum nicht öffentlich schreiben möchtest kann ich das verstehen - ich wollte dich nur darauf aufmerksam machen dass hier der passende Moment für deine Geschichte wäre..
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
In der Arbeit konnte ich es gut verstecken, aber es gab schon verstärkte Krankzeiten die ich durch großes Engagement versucht habe zu kompensieren, die Spirale weiter nach unten drehte.
Vor der Frau versuchte ich es auch zu verstecken und spielte meinen Alkoholkonsum runter.
Ich trank heimlich und suchte nach Ausreden, was unsere Beziehung belastete.
Meine Ärztin sprach mich auch an und erzählte mir das ich Alkoholikerin bin. Irgendwie versuchte ich aber das im meinen kranken Kopf noch schön zu reden und probierte weiterhin Kontrolliert zu trinken.
Und dann gab es noch das ärztliche Gutachten von 2017 bei dem ich auch versuchte meinen Alkoholkonsum schön zu reden. Im Nachhinein bin ich froh, das die Ärztin mich so explizit darauf mein Alkoholproblem aufmerksam gemacht hat. Schön langsam beginn ich zu kapieren, dass ich ein Problem hatte
Sorry, das hat mich verwirrt und ich musste nochmal in deinem Profilbogen nachsehen dass du männlich bist. War das misslungene Autokorrektur?
In welchem Zeitraum lagen denn die abgebrochenen Therapien?
Edit: gerade nachgelesen, sie waren alle nach dem FE-Entzug 2017.
Hierauf solltest du auch noch einmal etwas detaillierter eingehen (zumindest beim Gutachter), da dazu sicherlich Rückfragen kommen werden..
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Ich habe mehrere Versuche gestartet den Alkohol zu lassen und hab verschiedene Sachen ausprobiert: Medikamente, Entziehungen, ambulante und Teil/stationäre Therapien (31x) aber keine dieser Wege war erfolgreich. Erst nach dem ich mir eingestanden habe das ich gegenüber meiner Sucht machtlos bin und ich auch an mein Trauma richtig tief arbeiten müsste, erfuhr ich eine Freiheit.
Hierzu noch eine Rückfrage: auf welcher Basis erfolgten denn diese Therapien? Erfolgten diese "unter Zwang"? Also wurde dir (von deiner Frau/Familie oder deinem Arbeitgeber) quasi die "Pistole auf die Brust gesetzt" dass du eine Therapie machen sollst? Und wenn nicht, wenn du es aus "freien Stücken" gemacht hast, woran lag es deiner Meinung nach dass sie nicht geglückt sind?
Es ist schon klar dass erst die psych. Hilfe dir auf deinem weiteren Weg geholfen hat, trotzdem wird der GA vermutlich eingehender nachfragen, darauf möchte ich dich hinweisen.
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Früher sah ich es als Charakterschwäche von mir an, sowenig Kontrolle über meinen Konsum zu haben. Heute weiß ich das ich Suchtkrank bin und mich jeglichen Drogen enthalten muss um zu genesen. Alkohol ist eine Droge Punkt.
Richtig, ich vermute du kennst die genaue Einteilung und weißt dass du dich im Gamma-Bereich einordnen kannst?
Die Formen der Alkoholsucht...
Zum Rest deiner Antworten im FB habe ich keine Anmerkungen zu machen denn sie sind selbsterklärend und überzeugend.
Natürlich wirst du im Gespräch mit dem Gutachter noch die eine oder andere Antwort
mehr geben müssen, dies geschieht dann im Hinblick auf deinen Hintergrund des Traumas, zu dem ich mich hier nicht äußern kann da ich darüber keine Infos habe. Dies ist aber kein Vorwurf, sondern nur eine Feststellung.
Alles in allem sehe ich im Moment alle Chancen für ein pos. Gutachten...