16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ja, allgemein lag der Alkoholkonsum ab etwa Anfang 2020 bis Mitte 2021 deutlich über dem Maße des heutigen Alkoholkonsums.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ja. Zu meinem 16ten und 25ten Geburtstag. Ich trank so viel bzw. durcheinander, dass ich mich übergeben musste. Allerdings hatte ich keine Erinnerungslücken und bin auch nicht gestürzt oder irgendwo liegen geblieben. Da Zuhause gefeiert wurde, konnte ich anschließend so in mein Bett.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein
19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Ich habe mich früher in gar keiner Kategorie als Trinker gesehen, sondern war in der Annahme, dass ich mit Alkohol vernünftig umgehen würde. Dabei war ein wesentliches Kriterium, dass ich ja beruflich wie privat all meinen Verpflichtungen und/oder Anforderung nachgekommen bin und ausschließlich nur am Wochenende große Mengen Alkohol getrunken habe. So bin ich z.B. nie zu spät zur Arbeit gekommen, bin durch keine Tests oder Klausuren gefallen, habe meine Arbeitspflichten auch im Alltag fast ausschließlich zur vollsten Zufriedenheit Dritter erledigt. Und auch am Wochenende habe ich z.B. keine Umzüge von Freunden sausen lassen oder alkoholbedingt wegen eines Katers Verabredungen abgesagt. Zudem bin ich meinen Freunden und Bekannten nie als aggressiv, hilflos (lallend, liegend etc.) aufgefallen. Dies hat mich in der damaligen Wahrnehmung bestärkt, dass ich keinen nennenswerten oder risikobehafteten Alkoholkonsum praktiziert habe.
Rückblickend sehe ich es mittlerweile jedoch so, dass ich durchaus einen missbräuchlichen Konsum betrieben habe, insbesondere mit Blick auf die häufig wiederkehrenden und sich auch im Laufe der Zeit gesteigerten konsumierten Mengen. Auch der Umstand, dass ich alkoholbedingt durch die Trunkenheitsfahrt eine (bzw. vermutlich durch die Polizei jedoch nicht aufgedeckte mehrere) Straftat(en) begangen habe, spricht für mich für einen problematischen Umgang mit Alkohol in der Vergangenheit, dem ich in der Zeit nach der Trunkenheitsfahrt nun abgeschworen habe.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
Ja, ich trinke in Absprache mit meinem Verkehrspsychologen noch Alkohol, allerdings in einem kontrollierten Rahmen nach objektiven und im Vorfeld festgelegten Kriterien. So plane ich bestimmte Anlässe allerspätestens zwei bis drei Wochen im Voraus, häufig noch länger zurück, an denen ich dann überwiegend Bier/Alster (z.B. Grill-, Spieleabende) trinke, und zwar in einer Menge, mit der ich im Maximum auf 2 Bier komme. In der Regel sind jedoch geringere Trinkmengen geplant. Auch die zeitliche Verteilung der Getränke an den Tagen, an denen ich geplant habe, etwas zu trinken, wird nach Maßgabe im Vorfeld geplant.
Weiter ist es natürlich auch möglich, gar keinen Alkohol zu trinken, wenn man es nicht möchte oder gar kein Trinkanlass ansteht. Grundsätzlich soll der Alkohol durch ein kontrolliertes Trinkmuster (Häufigkeit UND Menge!) wieder zu einem besonderen Erlebnis werden und keine über ein Genussmittel hinausreichende Funktion im Alltag (bei mir an den Wochenenden) bekommen.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am 18.07.2022 Krombacher Limbo Bier 1,5%
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Äußerst selten. Wenn, dann alkoholfreies Krombacher 0,0% Pils
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Alkohol ist für mich kein Bestandteil eines regelhaften Trinkmusters zur Beseitigung von Anspannungszuständen mehr. Ich trinke Alkohol mittlerweile wieder nur noch als Genussmittel und etwas Besonderes.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich bin erst durch die besagte Trunkenheitsfahrt nachhaltig aufgerüttelt worden, was mehrere Punkte anbetrifft. Wie unter Punkt 12.) bereits beschrieben, habe ich Alkohol am Wochenende unbewusst als eine Art Belohnung für erbrachte Leistungen sowie als ein Mittel, um den Alltag der Arbeitswoche hinter sich zu lassen, konsumiert.
Die Folgen der Trunkenheitsfahrt haben mir gezeigt, dass ich sowohl andere als auch mich selbst fahrlässig gefährdet habe durch mein Trinkverhalten. Insbesondere was meine Person anbetrifft, war diese Gefährdung aber nicht nur auf den besagten Abend bzw. auf meine Rolle im Straßenverkehr beschränkt. Denn durch die im Schnitt zweimal pro Monat konsumierten, hohen Mengen an Alkohol habe ich nicht zuletzt, da dies ja immerhin auch über einen längeren Zeitraum geschah, meine Gesundheit massiv gefährdet, indem ich, ohne darüber nachzudenken, organische Schäden riskiert habe.
Auch habe ich seinerzeit nicht in Erwägung gezogen, dass eine Enthaltsamkeit oder ein durchgehend reduzierter Konsum am Wochenende mir mehr Erholung und Zeit für andere Aktivitäten wie Sport gebracht hätte, infolge derer ich auch nicht so stressanfällig für die externen Belastungen unter der Woche gewesen wäre. Somit wäre vielleicht bereits viel früher schon Energie freigesetzt worden, meine Situationen (innere wie äußere Motive für mein dauerhaftes Gestresst sein) zu analysieren, konstruktive Schlüsse daraus zu ziehen und eine positive Veränderung belastender Umstände zu bewirken. Letztlich hat mich mein Lebenslauf auf dem Papier sowie das beständige Erreichen aller Teilziele darin bestärkt, dass alles in Ordnung sei und ich mir keine Gedanken über mein Trinkverhalten machen müsse.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Die Änderung meines Trinkverhaltens habe ich durch eine abrupte Umstellung meines Alkoholkonsums erreicht. Die Umstellung betraf dabei ja aber nur die Tage, an denen das Konsumieren großer Mengen nicht ungewöhnlich war. Dies war in meinem Fall der Freitag oder der Samstag. Unter der Woche hatte sich in Bezug auf den Alkohol nichts verändert, denn auch in der Vergangenheit gehörte der Alkohol dann nicht zum Alltag.
In den ersten Wochen nach der Trunkenheitsfahrt war ich aufgrund des Schocks über mein Verhalten und die nun drohenden Konsequenzen wie den Strafbefehl und eine mögliche MPU komplett abstinent und bin nicht zu den sonst üblichen Treffen mit meinen Freunden gegangen. Ich saß mit meinen Sorgen in Bezug auf meine berufliche Situation und den Folgen der Trunkenheitsfahrt zu Hause und verbrachte die Abende mit meiner Lebensgefährtin, was mich wenigstens ein bisschen abgelenkt hat. Dennoch habe ich die veränderte Situation eher betrübt empfunden.
Zudem mache ich nun allgemein mehr tagsüber am Wochenende (Sport, Spazierengehen mit dem Hund, Gartenarbeit, meinen Vater (Demenzkrank) besuchen usw. Mittlerweile habe ich mich in den Monaten seit der Trunkenheitsfahrt an die neuen und/oder veränderten Treffen/Aktivitäten gewöhnt, ohne dass ich etwas vermisse, was am Anfang noch häufiger der Fall war. Schwierig war lediglich die Übergangszeit der ersten ca. zwei Monate, mittlerweile habe ich an den Wochenenden deutlich an Lebensqualität auf anderer Ebene gewonnen.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Durch die Trunkenheitsfahrt und die daran gekoppelten Anstöße zu einer Selbstreflektion und Veränderung des eigenen Verhaltens ist grundsätzlich etwas bei mir in Bewegung gekommen. Mittlerweile habe ich verstanden, dass ich weder mir noch jemand anderem irgendetwas beweisen muss. Dazu brauche ich nur auf den Lebenslauf zu blicken oder, was private Dinge anbelangt, in mein persönliches Umfeld zu schauen, in dem mich sehr viele liebe Menschen wie z.B. meine Schwiegereltern und meine Freunde sowie meine Lebensgefährtin begleiten.
Es ist mir klar geworden, dass ich Energien für eine positivere Gestaltung meines Alltags gewinne, wenn ich mich selbst nicht noch zusätzlich unter Druck setze und zudem meine Freizeit nicht mit Alkohol verbringe. Ich bin dadurch grundsätzlich ausgeruhter und durch den Ersatz des Feierns mit regelmäßigem Ausdauersport am Wochenende erstens ausgeglichener und zweitens zudem auch tatkräftiger geworden, was die aktive Gestaltung meiner Zukunft anbelangt.
Dadurch, dass ich meine Freizeit am Wochenende nun nicht mehr mit Feiern und dem sich Erholen davon verbringe, habe ich Möglichkeiten zur Erholung (besserer Schlaf, Sport) sowie mehr Raum für andere ausfüllende Tätigkeiten wie z.B. Wandern und Urlaub machen.
Insgesamt bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es nicht nur zählt, Leistung zu erbringen, sondern Leistung insgesamt besser zu organisieren, um auch langfristig erfolgreich zu sein.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich durch mein verändertes Verhalten insgesamt mehr Ressourcen freibekommen habe für die schönen Dinge des Lebens, ich sowohl Beruf als auch Freizeit aktiver und effizienter gestalte als in den vergangenen Jahren, und ich begriffen habe, dass ich es bin, der sich um mich kümmern muss, und niemand anders. Also bin auch ich es, der dafür Sorge tragen muss, dass ich mich durch mein Verhalten nicht selber schädige, und dies immer unter der Maxime, dass ich dies auch nicht auf lange Sicht tue (zu viel Stress, zu viel Alkohol, usw.).
Insgesamt tut mir die Veränderung meines Verhaltens sehr gut. Ich fühle mich erstmals seit langer Zeit viel entspannter als in den letzten Jahren bedingt durch eine bessere Erholung am Wochenende sowie die (Wieder)-Aufnahme mehrerer sinnvoller Freizeitaktivitäten wie z.B. Sport oder Wandern. Dies erscheint mir als ein erfolgversprechendes Modell auch für die Zukunft, da ich durch meine Verhaltensänderung belohnt werde.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen? (mit Begründung)
Trotz der positiven Veränderung meines Verhaltens in den letzten Monaten bin ich mir durchaus darüber bewusst, dass es eine Vielzahl von Risiken gibt, die einen Rückfall in alte Verhaltensmuster begünstigen können. Wie gehe ich z.B. in Zukunft mit extremen Konflikten im Beruf und/oder Privatleben um? Oder was passiert, wenn mich eine Person oder eine Gruppe unter Druck setzt in Bezug auf mein aktuelles Trinkverhalten?
Zum ersten Fall kann ich sagen, dass ich im Falle einer sich beruflich und/oder privat extrem zuspitzenden Konfliktsituation vorgesorgt habe, indem ich sowohl meine Lebensgefährtin, sofern diese nicht Teil des Konfliktes sein sollte, oder meinen Onkel, mit dem das ebenfalls so abgesprochen ist, kontaktiere. Dadurch habe ich Gesprächsalternativen für jede Uhrzeit parat für den Fall, dass ich in eine verzweifelte Situation gerate und parallel andere Möglichkeiten aus unterschiedlichen Gründen ausscheiden sollten.
Im Falle einer mir gegenüber entstehenden Diskussion über mein verändertes Trinkverhalten habe ich gedanklich ebenfalls vorgesorgt. Sollte mir z.B. eine Person/Gruppe ein alkoholisches Getränk anbieten, wenn ich nichts trinken will, so lehne ich dies klar und deutlich ab. Sollte nicht von mir abgelassen werden, werde ich mich von dieser Gruppe entfernen, oder, wenn dies nicht geht, vehement und unmissverständlich ausdrücken, dass ich dies nicht will. Sollte mich eine Gruppe/Person z.B. in aufziehender Weise auf meinen reduzierten oder Nichtkonsum ansprechen, indem z.B. die Frage gestellt wird, was es denn bringe, nichts oder nur wenig zu trinken, würde ich z.B. das Thema wechseln oder die Gegenfrage stellen, was es denn bringen würde, viel zu trinken. Auf keinen Fall werde ich mich für mein Verhalten rechtfertigen oder mich in eine defensive Position drängen lassen.
Auch gesellschaftlich legitimierter Konsum wie z.B. der obligatorisch angebotene Ouzo zu einem griechischen Essen ist für mich Tabu, außer dieses Getränk ist im Rahmen des Kontrollierten Trinkens im Vorfeld bewusst geplant.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich habe den Entschluss gefasst, dass ich nie wieder unter Alkoholeinfluss ein Fahrzeug führen werde. Wenn im Rahmen des Kontrollierten Trinkens also ein Trinkereignis geplant ist, so werde ich das Fahrrad bewusst zu Hause lassen und mit anderen Mitteln zum verabredeten Termin gelangen. Ist dies ohne ein Fahrrad nicht möglich (z.B. durch Fehlen einer Mit- und Rückfahrtgelegenheit), werde ich ein solches Trinkereignis entweder nicht planen oder aber ausfallen lassen in dem Sinne, dass ich dort den geplanten Alkohol nicht trinke.
Weiter ist es nicht zum Nachteil. auch einige Taxinummern parat zu haben, um notfalls auch auf ein solches Verkehrsmittel zurückgreifen zu können.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein