Jody, w, 42, 1,9‰

Max

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So, jetzt bekommst du die Berechnung laut Widmark ...

Definitiv immer nur ein ca.-Wert.

Gewicht: 72 kg
Trinkbeginn: 20:30 Uhr
Blutabnahme: 06:35 Uhr


Trinkmenge: 1500ml Rotwein

-------------------------------------------------------

Alkoholmengenformel

A = m * Vol%/100 * s * rp

A = Aufgenommene Alkoholmenge in Gramm
m = Getrunkene Menge in Milliliter
s = Spezifisches Gewicht von Alkohol (0,8 g/cm)
rp = Resorptionsdefizit (0,8)

Beim Resorptionsdefizit (Aufnahmeverlust) handelt es sich um eine Konstante, die angibt, wie viel Alkohol von der getrunkenen Alkoholmenge im Körper aufgenommen wurde, da Alkohol nach der Aufnahme teilweise wieder ausgeschieden wird durch Atmung, Transpiration und Verdauung.
Dieser Verlust beträgt zwischen 10% und 30%, also im Durchschnitt 20%, daher rp=0,8.

--------------------------------------------------------

Berechnung:

1500ml x 0,8 x 0,8 x 12,5% = 120 g aufgenommener Alkohol

------------------------------------------------------------

Damit kämen wir dann zu Widmark:

Insgesamt aufgenommen wurden ≈120 g Alkohol.

------------------------------------------------------------

Widmark-Formel

c = A / (p * r)

c = Alkoholkonzentration in Promille
A = Aufgenommene Alkoholmenge in Gramm (siehe Alkoholmengenformel)
p = Körpergewicht in Kilogramm
r = Reduktionsfaktor (0,7 bei Männern und 0,6 bei Fraün)

Da Alkohol wasserlöslich ist, kann er sich nur mit dem Wasseranteil des Körpers vermischen.
Der Reduktionsfaktor reduziert das Körpergewicht zu diesem Zweck auf die Wassermenge, die laut Widmark bei Männern 70 Prozent und bei Fraün 60 Prozent beträgt.
Die effektive Alkoholmenge wird mit der Alkoholmengenformel berechnet.

------------------------------------------------------------

c= 120g/ (72 kg x 0,6)

das entspricht dann 2,77 Promille

------------------------------------------------------------

Nun zum Abbau:

Alkohol-Abbau

Im Mittelwert baut der Körper 0,15 Promille pro Stunde ab.
Der Abbau beginnt nicht sofort, sondern erst nach einem Zeitraum von 15 Minuten bis 2 Stunden.
Diesen Zeitraum von der Aufnahme des Alkohols bis zur vollständigen Aufnahme aus dem Verdauungstrakt in den Blutkreislauf bezeichnet man auch als Resorptions- bzw. Anflutungsphase.

Mit diesen Angaben ist es nun möglich, eine Anwendung zu realisieren, die es ermöglicht, jederzeit die aktülle Blutalkohol-Konzentration auf Basis der Widmark-Formel zu errechnen.

--------------------------------------------------------------

Vom Trinkbeginn bis zur Blutentnahme waren es ca. 10 Stunden.

Das bedeutet für den Zeitraum 10 Std. x 0,15 Promille = 1,5 Promille

Rechnen wir jetzt 2,77 Promille 1,5 Promille bleiben am Ende 1,27 Promille übrig.

Da hier jetzt aber 1,93 steht, passt da was nicht.
__________________

Deine Trinkmenge ist laut TÜV-Berechnung sowie nach Widmark viel zu wenig ... bitte noch einmal überdenken :smiley2204::smiley5:
 

Jody

Benutzer
Deine Trinkmenge ist laut TÜV-Berechnung sowie nach Widmark viel zu wenig ... bitte noch einmal überdenken :smiley2204::smiley5:

vielen Dank Max für Deine Berechnung

meine Berechnung basierte auf 150g Alkohol aber ich hatte den Resorptionsfaktor nicht mit einberechnet:

hier noch mal neu:

1900ml x 0,8 x0,8 x 12,5 = 152g

152: 43,2 (72 x 0,6) =3,5..

3,5-1,5 (Abbau 10h) = 2,0

also ergibt das 19 TE 100ml


wäre das soweit richtig?

Herzliche Grüsse, Jody
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
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Administrator
Nöö, alleine nach TÜV betragt deine Trinkmenge 3,1 l (1 TE = 0,1‰)
 

Jody

Benutzer
Nöö, alleine nach TÜV betragt deine Trinkmenge 3,1 l (1 TE = 0,1)

Hallo Max,

die Berechnung nach TÜV hab ich so verstanden. Aber wo liegt jetzt der Fehler bei der anderen Rechnung?

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, ich will hier nicht um irgendwas feilschen oder die Tatsachen beschönigen! Ich will nur die Formeln verstehen.:smiley5:

Herzliche Grüße, Jody
 

admin

Administrator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Jodi,
0,1 pro 1 TE gilt auch beim TÜV für männliche Personen von 80kg.

Du bist aber eine Frau von 72kg, da sehen die Werte etwas anders aus...

@Max

Vom Trinkbeginn bis zur Blutentnahme waren es ca. 10 Stunden.

Das bedeutet für den Zeitraum 10 Std. x 0,15 Promille = 1,5 Promille

Rechnen wir jetzt 2,77 Promille 1,5 Promille bleiben am Ende 1,27 Promille übrig.

Der TÜV rechnet doch mit 0,1 Abbau, oder hat sich das jetzt geändert?

Danach wären es aber 1,77....:smiley2204:
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Der TÜV rechnet doch mit 0,1‰ Abbau, oder hat sich das jetzt geändert?
Nö, dass ist die Berechnung aus der allgemeinen Widmark-Formel. Hier wird mehrheitlich mit dem Mittelwwert von 0,15‰ für den Abbau gerechnet.
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo Max,

die Berechnung nach TÜV hab ich so verstanden. Aber wo liegt jetzt der Fehler bei der anderen Rechnung?

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, ich will hier nicht um irgendwas feilschen oder die Tatsachen beschönigen! Ich will nur die Formeln verstehen.:smiley5:

Herzliche Grüße, Jody

Eigentlich gibts hier keinen Fehler, hier ist ebenfalls die Trinkmenge zu niedrig angegeben ... daher kommen wir auch nach Widmark nicht zur gemessenen BAK von 1,93‰.
 

Jody

Benutzer
hier noch mal neu:

1900ml x 0,8 x0,8 x 12,5 = 152g

152: 43,2 (72 x 0,6) = 3,5

3,5-1,5 (Abbau 10h) = [COLOR="royalblü"]2,0 [/COLOR]

ich meinte diese Rechnung ausgehend von 1900 ml --> da komm ich auf eine BAK von 2,0 ‰ ?

Vielen Dank für`s noch mal drauf schaün,

Herzliche Grüsse, Jody
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
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Administrator
Hallo Jody,

ich bin durch deine Beiträge im Forum (danke dafür:smile:) auf deinen Thread aufmerksam geworden....
Gibt es denn bei dir i-welche Neuigkeiten?:smiley2204:

Dann ist mir aufgefallen, dass Max dir noch eine Antwort schuldet.....:zwinker0004:


ich meinte diese Rechnung ausgehend von 1900 ml --> da komm ich auf eine BAK von 2,0 ?

Vielen Dank für`s noch mal drauf schaün,

Herzliche Grüsse, Jody
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
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Administrator
Da die Nachfrage von Jody nach deinem Beitrag (43) kam, dachte ich, sie wäre unbeantwortet geblieben.....:smiley2204:

Sorry, wenn ich mich geirrt habe......:smilie_verl_017::):Knuddel:
 

Jody

Benutzer
Hallo Jody,

Gibt es denn bei dir i-welche Neuigkeiten?:smiley2204:

Hallo Nancy,

ich bin am Ball ...
zum Einen durch Literaturstudium und VP, zum Anderen mit Leberwerten und Haarscreening.
Ich lasse beide Analysen machen, da ich mir noch nicht schlüssig bin, mit welchem Weg ich die MPU angehen soll (KT oder AB) ... mein VP bescheinigt H3 mit KT, Alter und BAK
sprechen lt. Forum wohl eher für AB ... wird den/die GA die Meinung meines VP
überhaupt interessieren? ... an meinem FB arbeite ich auch regelmäßig und beschäftige
mich hier natürlich ebenfalls mit beiden Themen ...

Ansonsten hab ich mich noch ein bisschen mit den Begutachtungsstellen beschäftigt und tendiere zu pima oder IBBK ...

Herzliche Grüße, Jody
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
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Administrator
Alter und BAK sprechen lt. Forum wohl eher für AB
Wie kommst du denn darauf ?

wird den/die GA die Meinung meines VP überhaupt interessieren?
Ich denke schon, achte darauf, dass dir dein VP ein entsprechendes Empfehlungsschreiben mit auf den Weg gibt.
In vielen Fällen werden Empfehlungsschreiben erst zur Ausarbeitung des GA hinzugezogen.
 

Jody

Benutzer
Wie kommst du denn darauf ?

ich weiß, dass jeder Fall individüll betrachtet wird und man Alter und BAK nicht pauschal bewerten kann ... ;-)

... aber wie sieht denn die Handhabung mit "Trinkpausen für einen bestimmten Zeitpunkt" aus ... gibt es da vorgeschriebene Zeiträume, wird die Trinkpause über Screenings nachgewiesen? ...

Wenn aktüll eine Trinkpause eingehalten wird, die zeitlich begrenzt ist, sollen eindeutige Vorstellungen bestehen, wie, bei erneutem Alkoholkonsum, daürhaft nur noch kontrolliert getrunken werden kann
Qülle: http://www.ibbk-gmbh.de/alkohol.html

Herzliche Grüße, Jody
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
ich weiß, dass jeder Fall individüll betrachtet wird und man Alter und BAK nicht pauschal bewerten kann ... ;-)
Schlaüs Köpfchen :) ... richtig, äußerst wichtig sind auch persönliche Problematik und Vorgeschichte.


aber wie sieht denn die Handhabung mit "Trinkpausen für einen bestimmten Zeitpunkt" aus ... gibt es da vorgeschriebene Zeiträume, wird die Trinkpause über Screenings nachgewiesen?
Eine Trinkpause muß nicht nachgewiesen werden, gegebenfalls ist diese an den Blutwerten erkennbar.
Zeiträume sind ebenfalls nicht vorgeschrieben. Wichtig ist aber, dass jede Verhaltensänderung (egal ob AB oder KT) für mindestens 6 Monate gelebt sein muß.
 

Jody

Benutzer
Hallo Ihr Lieben,

nachdem ich nun viel Zeit damit verbracht habe, an mir zu arbeiten, möchte ich heute meinen Fragebogen einstellen. Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr mal drüberschaün würdet. Ich hab ein bisschen gezögert, da viele Teile sehr emotional geworden sind --> aber ich sehe es auch als Part der Aufarbeitung, mich Eurer Kritik zu stellen.

Ich habe in meinem FB kursiv einige Anmerkungen, die mir als Gedankenstütze dienen sollen. Einige Redewendungen werden Euch sicherlich bekannt vorkommen aber bei den vielen FB, welche ich gelesen habe, bleibt eine gewisse Stilisierung nicht aus. Ich bitte das zu entschuldigen.

Schon jetzt vielen Dank für Eure Arbeit und Hilfestellung.

Herzliche Grüsse, Jody
 

Jody

Benutzer
Definition Freiwillige AB:
wenn in der Vergangenheit Missbrauch vorlag, dann ist AB zu fordern und zwar über einen Zeitraum von 12 Monaten.
Bei "Alkoholgefährdung" wird dem Klienten bei guter Aufarbeitung noch zugetraut, sein Alkoholkonsum zu ändern.... Das heißt für dich, dass dir der Gutachter noch KT zutraün würde, du aber für dich selbst mit dem Thema Alkohol abgeschlossen hast und du dich aus Überzeugung für AB entschieden hast, nicht weil du nicht mehr kontrolliert trinken kannst. Hier spricht man dann von freiwilliger AB und somit wird von dir nicht verlangt, die ganzen 12 Monate AB zu belegen. ( 6 Monate freiwillige AB )


Tathergang

O. Warum sind Sie heute hier?
Um Zweifel an meiner Eignung zum Führen eins Kraftfahrzeugs auszuräumen.

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.

(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Ich besuchte am Abend des 12.5.2012 die Geburtstagsfeier einer Freundin. Den Samstag hatte ich zuvor mit ganz normalen Alltagsdingen wie, einkaufen, putzen kochen etc. verbracht. Auf dem Fest wurde gegrillt, Getränke standen zur Selbstbedienung in der Küche, Rotwein wurde aus dem Kanister gezapft. Über den Abend trank ich Rotwein, entweder selbst gezapft oder es stellte mir jemand ein Glas hin. Die Menge hab ich weder gezählt noch mir Gedanken darüber gemacht. Die Couch war für meine Übernachtung "reserviert".
Ich hatte eine stressige Woche hinter mir und war froh, meine Freunde zu sehen. Irgendwann fragten die Eltern meiner Freundin, wie es mir denn gehe. Sie wussten vom Tod meines Bruders und auch, dass ich ein paar Monate zuvor (03.12.2011) in B. war, da Freunde meines verstorbenen Bruders anlässlich seines 2. Todestages ein Gedenkstein an seinem Lieblingsplatz gesetzt hatten. Es war ein sehr emotionales Gespräch, welches die ganzen Gefühle, Vorwürfe zwischen Freunden und Familie bzw. Exfrau meines Bruders wiederspiegelte.
Gegen 2:30 Uhr war ich dann so kaputt und müde, dass ich nur noch schlafen wollte. Da das Fest aber noch in vollem Gange war, beging ich den fatalen Fehler, ins Auto zu steigen. Ich verließ die Party ohne großes Aufsehen, da mir eine Verabschiedungsrunde einfach zu lange gedaürt hätte.
Nach ca. 200m hielt ich mitten auf der Fahrbahn an, um mein Navi einzustellen. Die Polizei bemerkte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Erst nach mehreren Versuchen, mein Auto zu starten und ca. 300 weiteren Metern, welche ich ohne Licht und mit extremen Schlangenlinien fuhr, hielt ich an. Das Aussteigen aus dem Wagen fiel mir schwer, da ich das Gleichgewicht kaum halten konnte. (lt Polizei) Ein AAK- Test ergab 0,8 1 mg/l. Eine im KH durchgeführte BE ergab dann eine BAK von 1,93 ‰. Vom KH fuhr ich mit dem Taxi nach Hause. (Fahrpreis 40,00 Euro  von meiner Freundin zu mir wären es 15,00 Euro gewesen)

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaü Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

Die Menge, welche ich trank, kann ich auf Grund der örtlichen Gegebenheiten nicht genau angeben. In einer lockeren Runde wurden die Getränke selbst eingeschenkt oder von anderen Gästen nachgeschenkt. Weine wurden aus großen Kanistern gezapft. Nach meiner Berechnung mit der Widmarkformel trank ich in der Zeit von 20:30 – 2:30 ca. 2 l Rotwein= 10 Gläser 0,2l (20TE à 100ml mit je 10g Alkohol)

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?

Ich fuhr ca. 500m (erste Etappe 200m  Navi eingestellt + Auto abgewürgt, dann noch einmal 300m), ca. 10 km wären es bis nach Hause gewesen.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

Ja, da mir meine körperliche und geistige Beeinträchtigung in diesem Moment nicht bewusst war, habe ich mich fit gefühlt und habe eventülle Risiken meines Handelns ausgeblendet. Über spätere Folgen und Gefahren habe ich mir keine Gedanken gemacht. Im Nachhinein weiß ich, dass dies pure Selbstüberschätzung war. Bei genaür Prüfung der Situation hätte ich feststellen müssen, dass ich nicht mehr in Lage war, ein Fahrzeug sicher zu führen. Ich habe aber nicht nachgedacht, sondern wollte auf dem schnellsten Weg nach Hause. (in einem MPU-Ratgeber hab ich gelesen: ich bin deswegen betrunken gefahren, weil ich betrunken war)

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?


Ich hatte nicht den Vorsatz nach dem Fest noch nach Hause zu fahren sondern wollte bei meiner Freundin auf der Couch übernachten. Doch als es soweit war, war ich einfach zu müde, um zu warten und dachte mir, auf der „kurzen“ Strecke wird schon nichts passieren. Ich habe also nicht versucht, die Trunkenheitsfahrt zu vermeiden. Aufgrund meines stark alkoholisierten Zustandes habe ich die Situation vollkommen falsch eingeschätzt. Ich wollte unbedingt noch nach Hause, so dass ich sogar die Unsicherheiten beim Losfahren ignorierte.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?

nein

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?


In meiner aktiven Fahrerkarriere bin ich vermutlich ca. 200 - 300 Mal alkoholisiert gefahren. Früher habe ich mir nie Gedanken nach einem Glas Wein oder Sekt gemacht. Auch den Restalkohol habe ich deutlich unterschätzt. Inzwischen weiß ich, dass schon geringe Mengen an Alkohol zu starken Einschränkungen führen. Dass heißt, dass Reaktions- und Sehvermögen gemindert sind und somit ein deutlich erhöhtes Risiko z.B. für Unfälle besteht.

Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Die erste Erinnerung an Alkohol habe ich an Silvester, als Kind mit vielleicht 7 Jahren. Meine Eltern haben damals mit Sekt aufs neü Jahr angestoßen, bevor wir mit Silvesterraketen das neü Jahr einläuteten. Ich habe gemerkt, dass die Stimmung immer ausgelassener wurde, je mehr Alkohol konsumiert wurde.
Mein Vater hat abends gelegentlich zum Abendessen Bier getrunken Als ich 14 Jahre alt war, lies er mich auf einer Geburtstagsfeier an seinem Bier nippen  damals hat mir das nicht geschmeckt. An meinem 16. Geburtstag habe ich das erste Mal mehr Alkohol konsumiert. Ich habe am Abend außer Haus und ohne Eltern gefeiert, und mein erstes Glas Sekt getrunken. Mir wurde ganz warm und ich fühlte mich erwachsen.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?

Nein, ich habe nicht regelmäßig getrunken.

Während meiner Ausbildung traf ich mich ab und zu mit Kollegen am Wochenende in der Disco. Durch wechselnde Schichten und Wochenend-/Nachtdiensten wurden solche Treffen aber sehr spontan verabredet. In der Studienzeit gab es öfters Studentenpartys, zu denen ich auch gerne ging. Somit stieg der Alkoholkonsum in dieser Zeit etwas an. Aber da ich auch in dieser Phase viele Wochenend- und Nachtdienste (ca. 80 Stunden im Monat) zur Finanzierung des Studiums machte, blieb für Partys nur sporadisch Zeit. Es folgten die Berufsanfangsjahre mit vielen Überstunden, Fortbildungen und Kursen und somit wurden die Partys weniger. Dann machte ich mich selbständig  anfangs in einer Gesellschaft, später als Alleinunternehmer. Ich baute eine Beziehung incl. regelmäßigem Familienleben mit den Kinders meines Partners auf. Ein gesunder Freundeskreis, viel Kultur/ Bücher, Familie, Urlaube, Essen gehen, ein guter Job bestimmten mein Leben. Mein Alkoholkonsum pendelte sich auf einem gesellschaftlich normalen Rahmen ein. Erst 2009 änderte sich das nach dem Tod meines Bruders.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?


(Genaü Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

1986 bis 1989 (Schule): ca. alle 5 bis 6 Wochen zwei Bier 0,5l (5TE) und 2 bis 3 Gläser Sekt 0,1l (3TE) = ca. 80 TE/Jahr

1990 – 1992(Berufsausbildung) : 1x pro Monat (Partys oder Disco) 2 bis 3 Bier 0,5l (8TE) und 3 bis 4 Gläser Sekt 0,1l (4TE) = 144TE/Jahr

1992 bis 1998 (Studium) durchschnittlich ca. 4 Bier 0,5l (10TE) und 4 Gläser Wein 0,2l (8TE) pro Monat auf Studentenpartys = 216 TE/Jahr

1999 bis 2002 (Assistenzzeit): bis zu 3 bis 4 Bier 0,5 Liter(10TE) und 2 Gläser Wein 0,2l (4TE) pro Monat = 168 TE / Jahr

2002 bis 2009 (Selbständigkeit): 6 Gläser Wein 0,2l (12 TE) im Monat, einmal im 1/4 Jahr 7 Gläser Wein 0,2l (4x14 TE) = 200 TE/Jahr

2009: 6 Gläser Wein 0,2l (12 TE) im Monat, einmal im 1/4 Jahr 7 Gläser 0,2l Wein (4x14TE) dazu im November/Dezember 2009 nach dem Tod meines Bruders 2x 8-10 Gläser Wein 0,2l, (40TE) = 240 TE/Jahr

2010: 6 Gläser Wein 0,2l (12 TE) im Monat, ca. 6x im Jahr 12Gläser Wein 0,2l (6x 24TE) nach Traür/Problemen = 288 TE/ Jahr

2011: 6 Gläser Wein 0,2l (12TE) im Monat zu Anlässen, einmal im 1/4 Jahr 7 Gläser Wein 0,2l (4x14TE) = 200 TE/ Jahr

Bis Mai 2012: ca. 6 Gläser Wein 0,2l (12TE) im Monat, 1x 7 Gläser Wein 0,2l (14TE) sowie 2x 11 Gläser Wein 0,2l (2x22 TE) nach Traür/Probleme = 118 TE



11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?

Ich habe mit meinen Freunden und/oder der Familie zu geselligen Anlässen und wenn ich abends ausgegangen bin getrunken (d.h. bei Festen, kulturellen Anlässen, Essen gehen … )
Zu Hause habe ich sehr wenig getrunken. Z.B. wenn wir Besuch hatten oder mein Partner eines seiner legendären Abendessen veranstaltete.

12. Warum haben Sie getrunken?

(Innere + äußere Motive)

Nach meiner TF habe ich mich sehr intensiv mit dem Thema Alkohol beschäftig. Ich habe mich zu den psychologischen und physiologischen Abläufen von Trinkgewöhnung, Giftfestigkeit, Alkoholgefährdung etc. belesen und versucht, meine Vergangenheit daraufhin zu durchleuchten. Ich hätte mich als Gesellschaftstrinker eingeschätzt, bis es 2009 zu einem für mich traumatischen Einschnitt in meinem Leben kam.
Im Oktober 2009 nahm sich mein ältester Bruder das Leben. Wir waren emotional immer sehr eng verbunden und so brach für mich absolut eine Welt zusammen. Es war, als hätte mich jemand in einen luftleeren Raum gesperrt. Mein Körper reagierte, organisierte, arbeitete, suchte nach Erklärungen, sprach mit meiner Mutter, weinte mit ihr ---> aber mein Geist weigerte sich, eigene Gefühle zuzulassen. Ich habe mich um alles und jeden gekümmert, nur nicht um mich.
Es musste ja auch so viel organisiert werden. Allein die Entscheidung, wo die Beerdigung stattfinden sollte, führte zu Streitgesprächen zwischen Freunden, der Exfrau und unserer Familie. Wir entschieden uns dann für eine anonyme Urnenbeisetzung auf dem Friedhof unserer alten Heimatstadt, in der noch immer mein zweiter Bruder lebt. Der Friedhof bietet dafür ein wunderschön bepflanztes Areal, auf dem zusätzlich immer frische Blumen liegen. Die Traürfeier musste terminiert, eine Traürrede geschrieben, ein Traürredner bestellt, musikalische Begleitung ausgewählt werden. Blumen, Traüranzeige etc. Wir mussten alles telefonisch absprechen, da wir alle weit voneinander entfernt wohnen. Anreisen zur Beerdigung, Übernachtungen, Verköstigung mussten geplant werden. Alte Freunde meines Bruders versuchte ich ausfindig zu machen und einzuladen. Alles sollte perfekt werden.
Am Tag der Beerdigung im November brach so ziemlich alles aus mir heraus. Denn Alles war perfekt  Jetzt  Aber wo war vorher mein Perfektionismus als es darum ging, dass mein Bruder Hilfe gebraucht hätte. (Rational weiß ich, dass ich nicht hätte helfen können) Mein großer Bruder, der immer danach geschaut hat, dass es mir gut geht, der so stolz auf mich war, der froh war, dass er sich um mich ja keine Sorgen machen muss.
Jeder wollte irgendetwas von mir wissen oder mir was erzählen. Ich war so sehr damit beschäftigt, Erklärungen zu finden, jeden kleinsten Hinweis auf die Motivation meine Bruders, jedes letzte Tun oder Wort ... Meine Emotionen fuhren Achterbahn.
Am Abend hatte ich einen Zusammenbruch und beschloss, mich mit meinem anderen Bruder weg von allen anderen in den Keller zusetzen und uns einfach nur zu betrinken. Es war ein völlig skurriler Abend geprägt von Weinkrämpfen, alten Geschichten und hysterischen Lachanfällen. Am nächsten Tag flog ich zurück nach Hause.
Es folgte eine Zeit voller emotionaler Höhen und Tiefen. Ich fühlte mich allein und unverstanden, wenn niemand Zeit oder Kraft hatte, das Thema immer und immer wieder mit mir durchzukaün.
Ich fühlte mich belästigt, wenn mir jemand sagte, ich solle nach vorne schaün oder wenn man mich fragte, weshalb ich so schlecht drauf und in mich gekehrt wäre.
Unter der Woche konzentrierte ich mich auf den Job. Ich arbeitete viel und abends lang. (Workoholik)
Aber an den Wochenenden kam der ganze Schmerz immer wieder zum Vorschein. Wut, Angst, Schmerz, Hilflosigkeit, Hadern mit dem eigenen Versagen, nicht helfen gekonnt zu haben … Hass auf die Menschen, die ihm weh getan hatten … Nein und es hilft auch nicht, zu hören, dass es ihm jetzt „besser geht“  das tut es nicht, denn er ist tot. Und es wird auch nicht einfacher, sich vorzustellen, wie er sich nachts allein in seiner Wohnung einen Strick um den Hals legt.
Wenn am WE unsere Kinder nicht da waren und keine Fortbildung anstand, ging ich aus. Ich wollte unter Leuten sein, um alles zu vergessen und mit jedem Glas Rotwein wurde es ein wenig leichter. Es kam manchmal vor, dass ich bei höherem Alkoholkonsum an so einem Abend fürchterlich weinte und wir lieber heim gingen. Mein Mann tröstete mich dann zwar so gut er konnte aber ich versuchte, schnell die Fassung wieder zu gewinnen und stark zu sein. Ich hatte das Gefühl, dass allen meine emotionalen Schwankungen auf die Nerven gingen und eher peinlich waren. Ich habe nicht gesehen, wie egoistisch ich mich in meinem Traürverdrängungsproßess auch gegenüber anderen Menschen verhalten habe. Deren Reaktionen bestanden daraufhin fast immer aus Überforderung und Hilflosigkeit. Ich hab die Traür nicht zugelassen, wollte aber Trost.
Es gab Situationen, da trank ich so viel, dass ich am nächsten Morgen völlig gerädert und antriebslos war und den Sonntag zum Erholen benötigte.
Zu dieser Zeit hatte ich immer weniger Selbstfürsorge. Ich versuchte, über den Alkohol meine Gefühle zu unterdrücken und meine Alkoholtoleranz steigerte sich unbewusst. Ich denke, dass dieses Verhalten fast ein Jahr anhielt.
Dann fühlte ich mich auch wieder besser, die Traüranfälle kamen nicht mehr so schlagartig und ich reduzierte unbewusst auch meinen Alkoholkonsum. Es gab keine Trinkspitzen mehr an WE. Ich konzentrierte mich auf den Job, belegte ein Weiterbildungscurriculum, baute die Praxis um. Um eine bessere Auslastung der neün Räume zu erreichen und auch zu meiner Entlastung stellte ich neüs Personal ein.
Dass aber unter der Oberfläche der „Vulkan“ noch immer brodelte merkte ich daran, dass es mir nicht möglich war, zu meinem Bruder auf den Friedhof zu gehen, wenn ich zu Besuch in der alten Heimat war. Alles kam wieder hoch, als seine Freunde zum zweiten Todestag beschlossen, für M. einen Gedenkstein an seinen Lieblingsplatz zu legen. Ich wollte auf gar keinen Fall an dieser Veranstaltung teilnehmen, bisher war ich noch nicht mal an seinem „Grab“ gewesen und nun sollte ich an einer erneuten „ Beerdigung/Traürfeier“ (denn genau so war es geplant) teilnehmen. Ich weiß nicht, ob die Erwartungshaltung, dass die kleine Schwester da zu sein hat, nur in meinem Kopf stattgefunden hatte oder sie mir von außen entgegenschlug. Jedenfalls reiste ich doch zusammen mit meinem anderen Bruder und dessen Frau an. Ich fühlte mich emotional schlagartig zwei Jahre zurückversetzt. Danach kamen die Traüranfälle wieder häufiger und ich fing wieder an, mich manchmal mit Alkohol zu betäuben. Das Trinkmuster hatte ja schon einmal funktioniert.
Außerdem musste ja auch mein Anspruch an meinen Perfektionismus erfüllt werden.
- eine perfekte Beerdigung, welche allen „Wünschen“ entspricht
- eine perfekte Tochter, um die man sich jetzt nicht auch noch Sorgen machen kann
- eine der gesellschaftlichen Norm angepasste Traürphase in Länge und Intensität
- natürlich ein perfektes Maß an Begeisterung für einen Gedenkstein nach zwei Jahren
- perfekter Umgang mit emotionalen Abstürzen (welche gesellschaftskonform nach der Zeit ja nicht mehr vorkommen)
 
Zuletzt bearbeitet:

Jody

Benutzer
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?

(bei wenig und bei viel Alkohol)

Wenn ich wenig Alkohol getrunken habe, wurde meine Stimmungslage besser und ich hatte den Eindruck, gelöster zu sein. Ich hatte das Gefühl, wieder lustig sein zu dürfen und konnte mich lockerer unterhalten. Ich habe mir keine Gedanken gemacht, was die anderen über mich dachten. Ich konnte abschalten und vergessen.
Dann kam es aber manchmal vor, dass meine Stimmungslage kippte und alles in mir hoch kam. Ich wurde emotional, heulte, wurde ungerecht und fing zu diskutieren an. Irgendwann wurde ich müde und wollte nur noch nach Hause.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?

Nein, wenn ich ausgegangen bin, haben die meisten Menschen um mich herum auch getrunken, so dass ich nicht aufgefallen bin oder es mir selbst aufgefallen wäre. An Abenden mit Trinkspitzen war meine emotionale Verfassung das kritischere Thema.

15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?

Wenn ich abends getrunken habe, war ich morgens öfter träge und bin schlechter aus dem Bett gekommen. Ich war müde, konnte mich nicht so gut konzentrieren und war „zickig“ meinen Mitmenschen gegenüber. Wenn ich die ganze Nacht ausgegangen bin, habe ich am nächsten Tag keine wirkliche Lust auf Aktivitäten gehabt und bin lieber zu Hause geblieben.
Die gravierendste Auswirkung war aber, dass ich mich durch den Alkoholkonsum meinen Problemen nicht gestellt habe. Ich konnte vielmehr eine Auseinandersetzung damit verdrängen, wodurch es auch für meinen Partner nicht einfacher wurde, auf meine Emotionen zu reagieren. Erst jetzt während meiner und unserer gemeinsamen Aufarbeitung konnte er über seine Hilflosigkeit sprechen.
Weiterreichende Auswirkungen auf mein Leben und Umfeld hat der Alkoholkonsum bis zu der Trunkenheitsfahrt glücklicherweise nicht gehabt, meiner Arbeit und meinen familiären Pflichten bin ich immer nachgegangen.
Durch den Verlust meines Führerscheins gab es Selbstvorwürfe und Scham. Zurückblickend hatte es für mich allerdings durchweg positive Folgen, denn es hat mich wachgerüttelt und mich dazu veranlasst, in mich rein zuhören und mein Verhalten grundlegend zu hinterfragen – und nun zu ändern.

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?

Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Nach dem Tod meines Bruders habe ich mehr Alkohol als früher konsumiert.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?

Nein. Zwar konnte ich mich manchmal nicht mehr an alle Details des Abends erinnern, aber ich wusste immer noch den groben Ablauf, wo ich war, mit wem ich geredet habe, was passiert ist und wie ich nach Hause kam. Ich hatte nie einen Filmriss.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?

nein

19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? gefährdet mit Missbrauchszügen
(mit Begründung)

Früher: ich habe mich damals als Gesellschafts-Gelegenheitstrinkerin gesehen, welche an WE in geselliger Runde mit Bekannten oder Freunden Alkohol konsumiert hat, um Spaß zu haben. Die erhöhten Mengen ab Ende 2009 waren für mich weit weniger „schlimm“ als die immer wiederkehrenden schmerzenden Gefühle. Einen „Kater“ am nächsten Tag, wenn es mal zu viel war, nahm ich billigend in Kauf. Da die „Nachwehen“ schnell wieder weg waren, habe ich mir auch wenig Gedanken über meinen Alkoholkonsum gemacht. Er half mir über die schwärzesten Momente und gewann dadurch für mich seine Legitimation. Ich habe damals meine Trinkanlässe als nicht zu häufig gesehen, trank auch mal nur 1-2 Gläser auf Partys und wechselte dann auf alkoholfrei, wenn ich der Fahrer war oder wenn wir zum Essen gingen.

Heute: nach ausführlicher Aufarbeitung meines früheren Alkoholkonsums und meinen Trinkmotiven bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass ich damals alkoholgefährdet war. Ich habe den Alkohol nicht als Genussmittel angesehen, welches er eigentlich sein sollte. Stattdessen versuchte ich, meine Traür und meinen Schmerz damit zu betäuben. Fakt ist, dass ich mir damals zu keinem Zeitpunkt bewusst gewesen bin, dass ich mich derart an Alkohol gewöhnt habe und eine entsprechende Resistenz gegenüber Alkohol aufgebaut habe, die es mir erschwert hat, meinen Alkoholkonsum noch richtig einschätzen zu können.
Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?

(Genaü Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

Ja, ich trinke heute Alkohol – allerdings stark eingeschränkt und zu besonderen Anlässen. Meine Trinkanlässe sind dabei alle im Voraus geplant und werden in meinem Trinkkalender notiert. Wenn ich trinke, dann zumeist Wein. Die maximale Trinkmenge sind 3 kleine Gläser Wein (0,1l) verteilt über einen ganzen Abend (auch als Schorle gemischt) und maximal 12 Anlässe pro Jahr. Dabei Dabei steht der Genuss essentiell im Vordergrund und ich halte mich strikt an die vorab festgelegte Menge. Zu diesen sogenannten „besonderen Trinkanlässen“ zähle ich unter anderem die Geburtstage meiner Eltern, meines Partners , meinen eigenen sowie besondere Feste. Durch den sehr stark reduzierten und kontrollierten Verzehr von Alkohol bin ich stets Herr meiner selbst und empfinde dies als einen signifikanten Vorteil des kontrollierten Trinkens.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?

26.12. 2012 Weihnachtsessen mit der Familie 2 Gläser Wein 0,1l
Nächster Trinkanlass: 14.02.13 am Valentinstag (Restaurant mit Partner) 2 Gläser Wein 0,1l

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?

nein

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?

Nach meiner Trunkenheitsfahrt hatte ich viel Zeit, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Hier konnte ich feststellen, dass Alkohol Probleme nicht beseitigt. Ich habe ein Neüs geschaffen, um ein schon vorhandenes zu verdrängen. Mir ist klar geworden, dass ich mich selbst und zuletzt auch andere gefährdet habe.
Heute sehe ich den Alkohol wieder als das an, was er auch sein sollte  ein Genussmittel an Geburtstagen, Weihnachten oder bei besonderen Gelegenheiten  in positiven und schönen Momenten.

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?

Es hat erst einen Knall wie diese Trunkenheitsfahrt gebraucht, um mich in die Situation zu bringen, mich mit mir selbst zu beschäftigen. Bis dahin war ich mir keineswegs bewusst, dass ich eine derart hohe Alkoholtoleranz entwickelt habe, die es mir erlaubt hat, mit einer so hohen BAK noch rumzulaufen, geschweige denn Auto zu fahren.
Auch der Gefahr, welcher ich mich und andere ausgesetzt habe, bin ich mir erst nach der Trunkenheitsfahrt bewusst geworden. Das hat mich nachträglich noch mehr schockiert als das Erlebnis ohnehin schon. Dass ich unter Alkoholeinfluss so verantwortungslos handeln könnte, ist mir nie in den Sinn gekommen. Ich habe mir einfach keine Gedanken bezüglich meines Konsums und dessen Folgen gemacht.
Ich musste erst einmal begreifen und mir selber eingestehen, dass ich Alkohol zur Kompensation eingesetzt habe und konnte mich dann mit dem „Warum“ auseinandersetzen.

(Mit Kompensation wird in der Psychologie eine Strategie bezeichnet, mit der bewusst oder unbewusst versucht wird, eine echte oder eingebildete Minderwertigkeit auszugleichen.) Die klassische Psychoanalyse betrachtet den Aufbau der Psyche als ein komplexes System von Vorstellungen (Repräsentanzen), die miteinander assoziiert sind. Nicht alle Vorstellungen sind jedoch im gleichen Maße miteinander assoziierbar. Viele Assoziationen werden aktiv vom Patienten unterdrückt (verdrängt) und bilden untereinander im Unbewussten ein komplexes System, aus dem sich von Zeit zu Zeit Vorstellungen ins Bewusstsein zu schieben versuchen. Dadurch springt der aktive Prozess der Verdrängung an, als dessen verhaltensmäßiges Resultat das Symptom gesehen wird.
Soweit der Patient das Symptom wahrnimmt und erkennt, kann er bestrebt sein, es durch weitere Maßnahmen zu mildern. Die Kompensation ist hierbei die Fähigkeit, das Auftreten des Symptoms durch weitere Hilfsmittel als nur der Verdrängung zu verhindern. Die individüllen Strategien sind hier sehr vielfältig (Abwehrmechanismen).


Jetzt, nach der Aufarbeitung meines Alkoholkonsums und vor allem nach meiner erfolgreichen Traürarbeit, sehe ich mich in der Lage, wieder verantwortungsvoll im Sinne von kontrolliertem Trinken mit Alkohol umzugehen.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?

Nach meiner Trunkenheitsfahrt stand ich zunächst unter Schock. Ich konnte gar nicht glauben, was da passiert ist und noch weniger, dass es mir passiert ist. Meine erste Reaktion war zu sagen:“ Nie wieder Alkohol“. Im ersten Ansatz wohl auch, um mich selbst zu „bestrafen“. Ich bin mir meines Fehlverhaltens absolut bewusst und entsetzt darüber, wie leichtsinnig ich mein eigenes Leben und natürlich auch das vieler anderer in Gefahr gebracht habe. Dann begann ich rasch damit, alles in die Wege zu leiten, um mit der Aufarbeitung zu beginnen und mich auch im Hinblick auf die MPU vorzubereiten.
Zum Einen habe ich mich mit dem Thema Traür und speziell mit meiner Traür beschäftigt. Ich habe die verschiedenen Traürphasen, deren Verläufe und Schwierigkeiten kennengelernt.
1.) Nicht wahrhaben wollen
2.) Gefühlsaufruhr
3.) Schmerz
4.) Überwindung, Neubeginn
Es gibt keine Phasen die zwingend aufeinander folgen müssen
Es ist kein linearer Prozess, die Phasen können gleichzeitig da sein, manchmal gibt es Vor- und Rückschritte, darum wird oft das Bild einer Traürspirale verwendet, in der man wieder und wieder die Phasen erreicht.
Ich habe mir die Zeit genommen, bewusst zu traürn. Eine befreundete Therapeutin half mir in vielen Gesprächen, einen Blick von außen auf mich selbst zu werfen. An welchem Punkt stehe ich in meiner Traür, wie sehen andere mich, was bedeutet Loslassen und Akzeptieren. Aber auch das In-sich-hineinschaün war ein wichtiger, wenn auch sehr schwieriger und schmerzvoller Schritt. Ich habe gesehen, wie egoistisch ich mich in meinem Traür -Verdrängungsproßess gegenüber anderen Menschen verhalten habe. Deren Reaktionen bestanden daraufhin fast immer aus Überforderung und Hilflosigkeit. Ich hab die Traür nicht zugelassen, wollte aber Trost.
(Traür = Egoismus?)
So konnte ich noch einmal alles reflektieren und auch, wenn ich wahrscheinlich nie hundertprozentig darüber hinweg kommen werde und die Bilder im Kopf bleiben werden, habe ich doch gelernt, zu akzeptieren.
Zum Anderen habe ich mich mit der Wirkungsweise, den Auswirkungen und Risiken von gefährlichem Alkoholgebrauch auseinander gesetzt. Ich war schockiert, wie wenig ich trotz medizinischer Ausbildung tatsächlich darüber wusste.
Zu beiden Themen habe ich viele Gespräche mit meiner Familie und engen Freunden geführt. Sie unterstützen mich bei der Aufarbeitung. Im Oktober haben wir uns zum dritten Todestag meines Bruders mit der gesamten Familie an seinem Grab versammelt und mit all unserer Liebe an ihn gedacht. Für mich war es das erste Mal, dass ich überhaupt wieder auf dem Friedhof war nach der Beerdigung 2009.
Auf Alkohol habe ich nach meiner TF für einige Monate ganz verzichtet, bevor ich mit Hilfe eines Psychologen ein Konzept für kontrolliertes Trinken erarbeitet habe, welches ich seither erfolgreich praktiziere.
Mir ist klar geworden, dass Alkohol Gefühle nur oberflächlich betäubt, manchmal sogar verschlimmert und dass Probleme dadurch nicht gelöst werden.
Ich versuche heute, Probleme direkt anzugehen und Lösungen zu finden. Ich besinne mich auf das, was ich kann, bilde mich regelmäßig fort und versuche, mein Team verantwortungsbewusst und erfolgreich zu führen.
In meiner Freizeit gehe ich statt auf Partys öfter ins Theater oder Kino. Ich belohne mich mit Wellness-Tagen und habe mich mit der Tiefenentspannung nach Jacobsen vertraut gemacht. Statt des sonst üblichen Weihnachtsessens mit reichlich Getränken, habe ich in diesem Jahr mein Praxisteam ins Musical eingeladen. Mit meinem Partner zusammen stelle ich unser Essen auf einen gesündere Ernährung um und war auch schon einige Male mit ihm beim Golf spielen. (Das finde ich noch nicht wirklich toll) Und mit Begeisterung habe ich mich wieder anderer Literatur als MPU- Vorbereitungsbüchern zugewendet.
Wenn ich mich mal einen schlechten Tag habe oder ein Problem in der Praxis ist, suche ich das Gespräch mit Freunden und meiner Familie. Alle haben großes Verständnis für mein Verhalten gezeigt. Auch meine befreundete Therapeutin steht jederzeit zur Verfügung, wenn ich das Bedürfnis verspüren sollte, mit ihr zu reden.
Ich kann aber heute ganz offen mit meiner Familie und engen Freunden über den Tod meines Bruders reden. Sie sind froh, dass ich mich meinem und somit auch ihrem Problem gestellt habe. Ich habe das Gefühl, dass die Freundschaften noch enger geworden und die Familie näher zusammen gerutscht ist.
Im Endeffekt hat meine Trunkenheitsfahrt durch die nachhaltige Aufarbeitung diese positiven Auswirkungen auf mein Leben, meine Lebensqualität sowie auf das meiner Mitmenschen gehabt und mir somit die Umstellung leichter gemacht. Sie sind auch heute der Grund für mich, an dieser Umstellung meines Trinkverhaltens festzuhalten.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?

Meine Motivation beruht auf dem Verantwortungsbewusstsein, welches ich gegenüber mir, meiner Familie aber auch gegenüber meinen Patienten und Mitarbeitern habe.
Die TF hat mir gezeigt, dass dieses auf Grund von zu viel Alkohol empfindlich gestört war.
Ich habe erlebt, wie stark ein Familienzusammenhalt auch bei Schicksalsschlägen sein kann und da zähle ich auch meine TF dazu. In meinem Freundeskreis haben viele ebenfalls ihren Alkoholkonsum kritisch unter die Lupe genommen und verzichten öfter mal bewusst darauf. Mit meinen reduzierten Trinkanlässen und Mengen kommen alle gut klar. Ich erfahre viel Unterstützung.
Ich habe mir Vorfreuden geschaffen: ein bestimmtes Ereignis jeden Monat, worauf ich mich immer freün kann. Z. Bsp. ins Kino oder Theater gehen, DVD Abend mit meinen Freunden, Wellness, ein neüs Buch, Shoppen gehen etc. und habe gemerkt, wie gut mir das tut, sich auf irgendeine Kleinigkeit freün zu können.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neüs Verhalten daürhaft stabil bleibt?

Jetzt, nachdem ich mich ausgiebig mit dem Thema Alkohol beschäftigt habe und KT über einen längeren Zeitraum praktiziert habe, bin ich in meinem Verhalten absolut stabil.
Die positive Resonanz aus meinem Familien- und Freundeskreis auf meinen neün Umgang mit Alkohol hat mich in meiner Verhaltensänderung unterstützt und mein Selbstvertraün dahingehend gestärkt.
Persönliche Probleme spreche ich jetzt offen an. Ich suche mir Unterstützung bei meinem Partner und in meinem direkten Umfeld. Zudem steht mir der Weg zu meiner Therapeutin offen.
Durch die Umstellungen in meinem Leben hat sich meine Lebensqualität deutlich erhöht, was für mich ein klares Zeichen ist, dass ich aktüll auf dem richtigen Weg bin. Ich habe in der Zeit der Aufarbeitung gemerkt , wie immer mehr Ballast von mir gefallen ist und ich immer gelöster wurde - heute bin ich einfach nur froh, dass alles so glimpflich abgelaufen ist - auch wenn ich mich immer für meine TF schämen werde.
Aber auch ich werde sicherlich vor weiteren Schicksalsschlägen nicht gefeit sein. Dies bedeutet, dass mein neüs Verhalten ein ständiger, fortlaufender Prozess sein wird.
Dessen bin ich bewusst und:  Diese Erkenntnis darf mir nicht wieder verloren gehen.
Wenn ich mich wieder erschöpft, „ausgebrannt“ oder alleine mit meiner Verantwortung und meinen Emotionen fühle, werde ich auf mich selbst hören und versuchen, Signale aus meiner Umgebung diesbezüglich wahr zunehmen und nicht zu ignorieren.
Ich denke, es ist grundsätzlich wichtig, sich gelegentlich zu hinterfragen und aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, um ständig offen für neü Erkenntnisse bezüglich der eigenen Persönlichkeit zu sein.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?

(Ja/Nein + Begründung)
Ja, vorstellen kann ich mir das. Denn ich weiß auch, dass immer wieder Extremsituationen auf mich zukommen können. Die Statistik der Rückfallquoten spricht da eine deutliche Sprache.
Es liegt dann an mir, diese Gefahr des Zurückfallens in alte Verhaltensmuster frühzeitig zu erkennen und etwas dagegen zu unternehmen. Sollten Situationen eintreten, bei der die Gefahr besteht, diese nicht alleine bewältigen zu können, werde ich das Gespräch mit mir vertrauten Menschen suchen. Meine Familie und Freunde sind immer für mich da und ich kann jeder Zeit auf sie zurückgreifen. Ich weiß zudem, dass ich auch vor professioneller Hilfe keine Angst zu haben brauche.

29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?

Ich werde in Zukunft grundsätzlich nur noch ohne Alkohol am Steür sitzen. (0,0‰)
Mein Umgang mit Alkohol wird durch die strikte Einhaltung meiner geplanten Trinkanlässe im Sinne von kontrolliertem Trinken* geregelt sein. Für diese werde ich im Vorfeld sichere Maßnahmen für die An – und Abfahrt treffen und kein eigenes Auto dabei haben. Für unerwartete „Notfälle“ während eines Festes (Partner hatte Unfall, Freundin wurde verlassen, Tod eines Elternteils o.ä.) kann ich immer und überall ein Taxi rufen (TaxiApp)
*pro Trinkanlass max. 3 TE (z.B. je 3x01 Glas 0,1l Sekt oder Wein)
*10-12 Trinkanlässe pro Jahr

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?

Nein
 
Zuletzt bearbeitet:

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo Jody,

ich habe gesehen, dass du deinen FB eingestellt hast.
Du musst bitte bißchen Geduld haben....es sind noch ein paar User vor dir dran....:smile:
 
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