Trunkenheitsfahrt und Unfall mit Fahrrad - 1,67 Promille

Flowi

Benutzer
Ich bin ja tagüber am arbeiten, aber du warst es mir einfach wert ... ich erkenne einfach den Willen in dir.
Wie heißt unser Schlagwort ... "ich schaffe das" !!!!!!!!!!
Vielen Dank Max:smiley6809:, dass ist super lieb von dir! Ich wäre da ohne dich echt in ein paar Fettnäpfchen getreten. Kann dir da nicht genug für danken!
Ich brauche jetzt lediglich die Alkoholanteile im Mischgetränk, nicht dass Gesamtvolumen.
ZBspl. 1 Gin Tonic a 0,02l Gin ... Tonic ist uninteressant.
Es waren zwei fertige Gin-Tonic-Mischungen in einer 0,33l Dose mit 10% vol. aus dem Supermarkt. Habe jetzt nochmals recherchiert: Mix-Getränk mit London Dry Gin (24%) und Tonic Water.
Bedeutet das dann, dass nur 24% der 330ml (also 79,2ml) Gin waren? Oder dass der verwendete Gin ursprünglich 24% vol. hatte?
Ich dachte ich kann den Alkoholgehalt in Gramm einfach ausrechnen in dem ich die (330ml x 10% vol.) : 100 x 0,8 nehme?
Steh gerade etwas auf dem Schlauch?
LG Florian
 

dummgelaufen

Benutzer
Du gehst doch nicht zur Mathematik-Prüfung...
Der Psychologe bei der MPU ist auch kein Mathematiker, warum machst Du es Dir so schwer?
Die Trinkmenge muss in etwa passen, und gut ist...
Genau - mit Widmark habe ich mich auch verrückt gemacht, aber es geht ohne Mathematik auch: Einfach die jeweilige TE mit 0,1 rechnen (bei Bier 0,2 Glas / bei Schnaps 2 cl / bei Wein 0,1 Glas) und dann noch "etwas" dazulegen - bei mir hats gereicht.

Nun bin ich hier seit meiner bestandenen MPU 2017 "nur noch" stiller, aber täglicher Mitleser, und melde mich daher auch nur noch selten an, aber das vom Max solltest Du aufmerksam zur Kenntnis nehmen (Frage 28):
Du musst eine theoretische Vorstellung eines Rückfalls im Kopf haben ... wenn es die nicht gäbe, würde es auch keine Rückfalltäter geben.

Meine originale Antwort in dieser Frage war ...

Theoretisch ja. Durch den Besuch des Avanti Kurses, konnte ich viel über die Gefahren des Alkohols lernen. Sollte abermals eine Situation eintreten bei der die Gefahr besteht diese nicht alleine bewältigen zu können, suche ich das Gespräch mit mir vertrauten Menschen. Mir ist bewusst, dass ich auch vor professioneller Hilfe keine Angst zu haben brauche.

In dieser Form sollte hier auch etwas stehen.
Bei einem "nein" bei Frage 28 bist Du tatsächlich so gut wie durchgerasselt. Gerne schreibe ich Dir mal, wie ich seinerzeit die Frage - die kam nämlich - beantwortet habe, und zwar ziemlich wortwörtlich (Antwort geklaut bei einem Vorbereitungskurs der Caritas):

"Nein, ich kann es mir nicht vorstellen, sondern ich MUSS es mir vorstellen können! Denn ansonsten können meine Vermeidungsstrategien nicht greifen..."

Das ganze noch untermauert mit dem, was Du hier selbst lesen kannst, von wegen professionelle Hilfe und so... - Die GA war jedenfalls hin und weg und beeindruckt - sofort danach war das Gespräch beendet.

Nimms einfach mal als Anregung, ansonsten gefällt mir Dein FB richtig gut und denke, mit dem letzten Feinschliff bekommst Du das hin.
 

dummgelaufen

Benutzer
Das kann ich mir (aktuell) überhaupt nicht vorstellen, da ich mich selbst in schlechten Phasen (mit Schlafprobleme, Stress, depressiver Verstimmung, Probleme, Streit und Ärger) besser fühle als in meinen besten Zeiten unter dem Einfluss von Alkohol.
Mir fehlt hier zu sehr Deine "Gegenstrategie", wenn Du verstehst, was ich meine, wie zb. professionelle Hilfe in Aspruch nehmen, deren Nummer Du selbstveständlich permanent griffbereit hast...
 

Flowi

Benutzer
@dummgelaufen
Guten Abend dummgelaufen, herzlichen Dank, dass auch du dir noch die Zeit genommen hast, das sind wirklich tolle und hilfreiche Tipps für mich.
Mir fehlt hier zu sehr Deine "Gegenstrategie", wenn Du verstehst, was ich meine, wie zb. professionelle Hilfe in Aspruch nehmen, deren Nummer Du selbstveständlich permanent griffbereit hast...
Ich hatte unter Frage 27 folgendes geschrieben:
Mir ist aber auch bewusst, dass es für nichts im Leben eine 100% Sicherheit gibt. Daher habe ich, um sicherzustellen, dass ich nicht wieder rückfällig werde, umfangreiche Vorbereitungen getroffen. Dazu gehören neben der intensiven Erprobung (1,5 Jahre), eine Liste von Bewältigungsstrategien (Craving Liste), ein erprobtes Notfallprogramm, regelmäßige Entspannungstechniken wie Achtsamkeit und Meditation, sowie wichtige Ansprechpartner wie Psychiater, Psychologe und die Seelsorge welche ich immer griffbereit habe (im Telefon).
vielleicht sollte ich das bei Frage 28 bringen!?

Liebe Grüße und vielen Dank,
Florian
 

dummgelaufen

Benutzer
Du kannst das bei der 27 bringen, ich habs in die 28 verlegt.
Das kann ich mir (aktuell) überhaupt nicht vorstellen, da ich mich selbst in schlechten Phasen (mit Schlafprobleme, Stress, depressiver Verstimmung, Probleme, Streit und Ärger) besser fühle als in meinen besten Zeiten unter dem Einfluss von Alkohol.
Fällt diese Aussage - ganz dicker Minuspunkt: Du schreibst NEIN, die Anwort müsste aber JA lauten.

Nun habe ich in meinem Bekanntenkreis so Gespräche auch schon durchgespielt, wobei ich der GA war - bei niemandem, denn ich kenne, wurde diese Frage vergessen.

Betone einfach, dass Du Dir sowas natürlich vorstellen kannst, und das Ding ist gegessen...
 

Flowi

Benutzer
Hallo zusammen :smiley138:hoffe, es geht euch gut so weit!?
Anbei mein überarbeiteter FB ... ich wäre ja schon froh, wenn es mir gelingen würde nur die Hälfte davon verständlich herüberzubringen (aufgrund der Aufregung und der beschränkten Zeit).

Liebe Grüße
Florian
 

Flowi

Benutzer
Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Am Freitag, den 19.08.2022, beschlossen meine Frau und ich kurzfristig, an einem Fest (am Sportplatz mit Getränkeausschank, Pommesbude, Musik und etwas “Alibi”-Sport) in einem nahegelegenen Dorf teilzunehmen. Meine Mutter, die zu Besuch aus Süddeutschland war, erklärte sich bereit, währenddessen auf unseren Sohn (2 J.) aufzupassen. Wir freuten uns über die seltene Möglichkeit, wieder einmal zu zweit auszugehen. Gegen 19:15 Uhr fuhren wir mit unseren Fahrrädern von Zuhause (5km) zum Festplatz. Da dort noch wenig los war, schlossen wir unsere Räder an und gingen zum gegenüberliegenden Supermarkt, um dort etwas zu trinken zu kaufen. Ich trank dort um ca. 19:45 Uhr eine erste Dose Gin-Tonic und kurz darauf eine zweite, welche ich dann um etwa 20:15 Uhr mit auf das Fest nahm. Auf dem Fest war bereits etwas mehr los. Während meine Frau sich mit ihren Freundinnen unterhielt, stellte ich mich zu einigen bekannten Männern. Ich begann in recht kurzen (regelmäßigen) Abständen Bier zu trinken. Ich erinnere mich noch, dass mir mindestens 1-2 mal ein Korn Cola Becher gereicht wurde. Im Nachhinein konnte ich nicht mehr genau sagen, wie viel Bier und Korn Cola ich letztendlich auf dem Fest konsumiert hatte. Mittels Rückrechnung (per Widmark-Formel) wurde mir bewusst, dass ich neben den 2 Dosen Gin Tonic, 7,5 Flaschen Bier und mindestens 4 Korn Cola getrunken haben musste.
Etwas deutlicher erinnere ich mich an den Moment (ca. 0:15 Uhr), als plötzlich meine Frau vor mir stand und erklärte, dass es ihr überhaupt nicht gut ginge und sie sofort nach Hause wollte. Obwohl ich zunächst enttäuscht war, dass die Feier vorzeitig enden sollte, überwog meine Sorge um meine Frau (Angst, dass ihr bei der Heimfahrt etwas passieren könnte). Also stellte ich mein Bier ab und lief meiner Frau hinterher, die bereits Ihr Fahrradschloss öffnete. Als wir uns auf den Heimweg machten (etwa um 0:30 Uhr), begann mein Kampf mit dem Fahrrad. Ich hatte massive Koordinationsprobleme und konnte kaum geradeaus fahren (Schlangenlinien, Tunnelblick). Meine Frau (auf ihrem E-Bike) fuhr immer weniger Schlangenlinien, je schneller sie wurde, und sie entfernte sich zunehmend von mir. Ich versuchte, sie einzuholen (immer wieder im noch unsicheren Wiegetritt), aber meine Koordination war so stark beeinträchtigt, dass ich Mühe hatte, auf dem Rad zu bleiben und nicht vom Fahrradweg abzukommen. Schließlich, gegen 1:05 Uhr, verlor ich die Kontrolle und stürzte (alleinbeteiligt) mit dem Kopf voraus auf den asphaltierten Radweg. Dabei erlitt ich schwere Verletzungen: brach mir die Augenhöhle, die Nase und das Sprunggelenk, biss mir die Oberlippe durch und spürte, dass ein Schneidezahn wackelte. Ich stand komplett unter Schock und konnte umgehend nichts mehr auf dem linken Auge sehen und überall lief Blut herunter. Ich schrie meiner Frau hinterher, die mit ihrem Rad schon fast in der Dunkelheit verschwand. Sie hörte mich zum Glück und kam zu mir zurück. Etwa 2,5 km von dem 5km langen Heimweg hatten wir zurückgelegt. Ich konnte nicht mehr aufstehen (Sprunggelenksbruch) und überredete meine Frau (die wollte, dass wir nach Hause fahren) einen Krankenwagen zu alarmieren. Während der Wartezeit wurde mir schlecht wegen des vielen Blutes, mich überkamen Panik (Angst vor inneren Verletzungen) und Verzweiflung und ich weinte immer wieder, da mir bewusst wurde, dass ich den 3. Geburtstag meines Kindes nicht miterleben würde, weil ich Angst hatte und fühlte, dass ich schwer verletzt bin und weil ich schon realisierte, was für einen unglaublich dummen, sinnlosen und schwerwiegenden Fehler ich soeben begangen hatte. Der Krankenwagen kam dann etwas später zusammen mit einer Polizeistreife und brachte mich in ein nahegelegenes Krankenhaus (..……), wo mir um 2:23 Uhr Blut abgenommen wurde.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

19:45 - 20:30 Uhr: 2 x GinTonic (0,33l / 10 Vol.%)
20:30 - 00:15 Uhr: 7,5 x Bier (0,33l / 4,8%)
+ 4 x Korn Cola (0,2l / mit je ca. 4 cl (hand befüllt) Korn 32 Vol.%)

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viele Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
2,5 km von 5 km.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

In diesem Moment fühlte ich mich sicher genug und dachte, dass ich zusammen mit meiner Frau noch gut nach Hause kommen werde. Rückblickend war es eine grob fahrlässige Fehleinschätzung. Es war mir kaum mehr möglich, geradeaus zu fahren und auf dem Radweg zu bleiben (Schlangenlinien). Außerdem musste ich immer wieder ein Umkippen durch Abstützen verhindern. Es war alles sehr, sehr wackelig und gefährlich. Zudem konnte ich nicht mehr gut sehen (Tunnelblick, keine Tiefenwahrnehmung, Probleme zu fokussieren).

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich hatte mir für solche Feste ein altes Fahrrad von meinem Schwager ausgeliehen, welches auch vor Ort hätte bleiben können. In dem Dorf, in welchem auch das Fest stattfand, hätten ich bzw. wir auch bei Familie oder Freunden übernachten oder mit dem Taxi heimfahren können.
Leider spielten diese Überlegungen unter dem starken Alkoholeinfluss überhaupt keine Rolle mehr. Meine Frau war besorgt um ihr E-Bike. Ich hatte Angst um meine Frau und sie wollte sofort los. Keine Gedanken wurden in diesem Zustand an irgendwelche möglichen Konsequenzen verschwendet. Mein Großhirn war bereits ausgeschaltet (was mir in der Aufarbeitung bewusst wurde), wodurch der Verstand und die Vernunft mit den darin gespeicherten Normen und Werte nicht mehr abrufbar waren.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen, ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Mir ist erst während der Auseinandersetzung mit meiner Vergangenheit und der Vorbereitung auf die MPU bewusst geworden, dass ich schon des Öfteren an einem Samstag- oder Sonntagvormittag zu früh ins Auto gestiegen bin und damit unter dem Einfluss von Restalkohol mit dem Auto fuhr. Auch wenn ich dies meist versucht habe zu vermeiden (keine frühen Termine; nur wenig Alkoholkonsum am Abend; Verzicht; grundsätzlich nur am Wochenende von Fr - Sa getrunken), ist es sicherlich schon etwa 30 mal vorgekommen.
Früher hatte ich mich nie genauer mit Restalkohol Werten beschäftigt, aber ich machte mir schon ab und zu Sorgen, dass ich mal von der Polizei kontrolliert werden könnte und war mir unsicher, ob dies zu echten Problemen führen könnte.
Mit dem Fahrrad bin ich, seit ich meine Frau (2007) und damit ihre norddeutsche Heimat kennengelernt hatte, schon öfter alkoholisiert von Festen und Feiern zurückgefahren. Schätzungsweise ca. 50 mal.
Ich folgere daraus, dass ich oft grob fahrlässig und verantwortungslos unbeteiligte und mich gefährdet habe, ohne mir intensiv Gedanken über mögliche Konsequenzen gemacht zu haben. Es zeigt auch, wie oft man selbst (und auch andere) unbemerkt unter dem Einfluss von Alkohol am Straßenverkehr teilnehmen kann, ohne damit aufzufallen.

Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Erste Erinnerung: Mit ca. 8 Jahren, hielt mir mein Opa bei einem Familienfest sein Bierglas hin und wollte mich daran probieren lassen. Ich roch nur daran und empfand den Geruch sehr abstoßend. Ich konnte mir zu der Zeit nicht erklären, weshalb gefühlt alle Erwachsenen so etwas trinken & anscheinend mögen. Meine Mutter hatte das gesehen und meinem Opa einen ernsten Blick zugeworfen.

Erster Konsum: Mit 15 Jahren bei einer Gartenparty eines Mitschülers (mit vielen Klassenkameraden/innen) habe ich zum ersten mal 1 Becher Sekt getrunken und ich war direkt von der schlagartig einsetzenden und berauschenden Wirkung (Gefühlen) begeistert.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich Ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
In meiner Jugend (15 - 17 J.) begann mein Alkoholkonsum eher sporadisch, meist bei Gelegenheiten wie Geburtstagsfeiern, wo ich etwa 0 (oft ein paar Monate überhaupt nicht) bis 2 Mal im Monat moderat trank - normalerweise ein bis zwei TE (Bier-Mischgetränke, 1-2 kleine Bier oder ein Glas Sekt mit O-Saft). Doch schon damals faszinierten mich das Gefühl und die Wirkung von Alkohol, vielleicht auch aufgrund genetischer Veranlagung (Vater).
Mit dem Erreichen des 17. Lebensjahres (17-21 J.) wurde mein Alkoholkonsum regelmäßiger, vor allem zusammen mit meinem Bruder und unseren gemeinsamen Freunden konsumierte ich schon etwa 2-4 mal pro Monat. Das Feiern war für uns stets mit Alkoholkonsum verbunden und erschien mir als normaler Bestandteil des sozialen Lebens.
Schon früh begann ich, über die gesundheitlichen Risiken des Alkoholkonsums nachzudenken und erlebte die ersten Nachwehen (“Kater"). Diese Erfahrungen belasteten mich mit einem schlechten Gewissen und Ängsten um meine Gesundheit. Im Laufe meines Studiums (inkl. Vorpraktikum), zwischen meinem 21. und 26. Lebensjahr, nahm der Alkoholkonsum deutlich zu (ca. 4-8 mal pro Monat). An den Wochenenden war ich viel auf Studenten- und WG-Partys und in Bars mit meinen Kommilitonen unterwegs.
Besonders belastend war der plötzliche Tod meines Vaters (Ich fand ihn, zusammen mit meinem Bruder und der Polizei, festgefroren in seinem Wohnmobil) im Jahr 2011, der mich emotional stark traf und mich (kurzzeitig) verstärkt zum Alkohol greifen ließ, um meine Gefühle zu betäuben.
Bis zu meinem Fahrradunfall lebte ich in diesem ständigen Wechsel zwischen übermäßigem Konsum und dem Versuch, mein Leben zu ändern bzw. mein Leben gesünder zu gestalten. Äußere Ereignisse wie die Corona-Pandemie verstärkten meine Ängste und führten mich noch tiefer in den Alkoholmissbrauch. Manchmal hinterließ ich mir während der Trunkenheit Nachrichten auf meinem Smartphone, um mich selbst zur Vernunft zu bringen (“hör endlich auf damit”, “das bringt dich noch um” usw.).
Für bestimmte Herausforderungen verzichtete ich zeitweise komplett auf Alkohol und erkannte dabei, dass es mir leichter fiel, ganz darauf zu verzichten, als nur in Maßen zu trinken. Trotz allem war der Gedanke, nie mehr etwas zu trinken, für mich absolut unvorstellbar, ich stelle mir das ist traurig, einsam und bemitleidenswert vor. Mittlerweile weiß ich, dass ein alkoholfreies Leben einen Zugewinn an Zeit, Lebensfreude und Ausgeglichenheit bedeutet und keineswegs mit Verzicht verbunden ist.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

15 - 17 Jahre: ca. 1-2 x Monat 1-2 TE (meist Bier-Mixgetränke oder Bier)
17 - 21 Jahre: ca. 2-4 x Monat 5-10 TE (meist Bier 0,5l)
21 - 26 Jahre: ca. 4-8 x Monat 5-20 TE (meist Bier 0,5l)
26 - 41 Jahre: ca. 2-4 x Monat 5-20 TE (meist Bier 0,5l)

Ausreißer ohne Alkohol: Sport Challenge (2016) 3Mon. + Burnout Klinik (2017) 4Mon.

Ich erkannte dabei, dass es mir leichter fiel, nichts zu trinken, anstatt eine kleine Menge zu trinken. In der Woche von Mo- Do habe ich grundsätzlich nicht getrunken (Ausnahme Urlaub).

Maximal Konsum: 6 Maß (6l) Bier auf dem Volksfest + ca. 4 Schnäpse (2 cl/32 Vol.%) von ca. 10-22 Uhr


11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Ich trank Alkohol auf privaten Feiern, in Bars, Clubs, Restaurants, auf Grillfesten und Veranstaltungen wie z.B. Volksfesten. Oft war ich mit meinem Bruder, Freunden, Familie, Kommilitonen, Kollegen und meiner Frau zusammen unterwegs.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

Innere Motive

Mit der Unterstützung meiner VP, meines Psychiaters und Psychologen sowie Literatur und einem Online-Kurs (zur Rückfallprävention) konnte ich allmählich meine persönlichen inneren Gründe und Motive aufarbeiten. Mein Vater war ein gut funktionierender Alkoholiker (anerkannter Lehrer), und ich musste als Kind die verbalen Angriffe (meist Abends/Nachts, wenn ich bereits im Bett lag) gegen meine Mutter miterleben. Diese sehr belastenden und traumatischen Situationen waren von einer unbeschreiblichen Lautstärke und Aggressivität geprägt, die mir als Kind das Gefühl von Todesangst (insbesondere um meine Mutter) und absoluter Hilflosigkeit vermittelte. In solchen Momenten war meine größte Sorge, dass mein einziger sicherer Ankerpunkt, nämlich meine Mutter, mir genommen werden könnte. Die Aufarbeitung meiner Kindheitserfahrungen zeigte mir, dass ich als Kind keine Sicherheit hatte und daher kein Urvertrauen entwickeln konnte. Stattdessen lernte ich, dass alles unsicher und gefährlich ist.
Eine besonders erschütternde Episode (für mich ein Beweis für die gefühlte Unsicherheit) ereignete sich, als meine Mutter während eines Streits mit meinem Vater versuchte, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Ich erinnere mich noch deutlich daran, wie ich mit schlotternden Knien und Tränen in den Augen Zeuge dieses Vorfalls wurde und meiner Mutter versprach, ihr sofort zu folgen, sollte sie diesen Schritt tun. Trotz dieser belastenden Situationen konnte ich mir nie vorstellen, dass sich meine Eltern trennen würden (für mich war es ja “normal”).
Diese traumatischen Ereignisse prägten nicht nur meine frühe Kindheit, sondern hatten auch erhebliche Auswirkungen auf meine weitere Entwicklung und die Entstehung meiner tiefgreifenden Probleme. Ich entwickelte eine Vielzahl von belastenden Ängsten, darunter Angst vor Verlust, Krankheiten, Unfällen und Gewalt. Im Laufe der Zeit entwickelte ich noch weitere Angst-Ausprägungen, so dass ich sogar Schwierigkeiten hatte, bestimmte Medikamente einzunehmen, aus Angst, davon abhängig zu werden oder unerwünschte Nebenwirkungen zu erleben. Zusätzlich zu meinen Ängsten litt ich seit meiner Kindheit unter schwerwiegenden Schlafstörungen, die durch meine erhöhte Sensibilität gegenüber Geräuschen (Hellhörigkeit) und subtilen Anzeichen von Konflikten noch verstärkt wurden.
Um mich abzusichern, wurde ich perfektionistisch und versuchte, in fast allem perfekt zu sein, was zu zusätzlichem Druck führte. Zudem wurde ich zum Ja-Sager, um Konflikte zu vermeiden, und ich entwickelte eine starke Hochsensibilität gegenüber meinem Umfeld, negativen Emotionen und Konflikten.
Diese Eigenschaften haben mich geprägt und beeinflusst, und erst durch die Aufarbeitung meiner Kindheitserlebnisse konnte ich verstehen, warum ich bestimmte Verhaltensmuster zeige. Meine Verhaltensweisen dienten als Schutzmechanismus, um mich vor weiteren traumatischen Erfahrungen zu bewahren, und führten zu einem ständigen Streben nach Sicherheit und Geborgenheit. Selbst kleinste Veränderungen im Verhalten meiner Mutter (1-2 Schluck Alkohol) lösten bei mir große Ängste aus, da sie für mich die einzige verlässliche Konstante in einem ansonsten unsicheren Umfeld war.

Äußere Motive
Ende 2017 suchte ich aufgrund eines Burnouts eine psychosomatische Klinik auf und im Nachgang. Trotzdem kehrte ich Anfang 2018 zu schnell in einen (sehr) stressigen Beruf zurück, was letztendlich zu einem Hörsturz führte (ein weiteres Zeichen, dass ich zu früh wieder in den Arbeitsalltag eingestiegen war). Das ungesunde Arbeitsumfeld, in dem Kreativität unter Hochdruck und ständiger Konkurrenzkampf gefragt war, machte die Situation nicht besser.
Die Geburt meines Sohnes im Jahr 2019 brachte neue Ängste mit sich. Der Wunsch, alles besser zu machen, als ich es selbst erlebt hatte, setzte mich zusätzlich unter Druck.
Als Folge der anhaltenden Belastung in meinem Beruf, entschied ich mich 2021, meinen (hoch angesehenen) Job zu kündigen und mit meiner Familie in den Norden zu ziehen (Heimat meiner Frau).
Der Umzug sollte einen Neuanfang darstellen, jedoch unterschätzte ich die damit verbundenen Belastungen. Die Renovierung des Hauses, die Betreuung meines Sohnes, der Auf- und Ausbau meiner Selbständigkeit als Designer und der Umgang mit Handwerkern, die alles andere als perfektionistisch waren, beanspruchten meine Energiereserven enorm.
Eine besondere Herausforderung war es, mit meinen Ängsten und Problemen allein zu sein. Weder meine Frau noch Freunde oder Familienangehörige konnten sie nachvollziehen, was zu einem Gefühl der Isolation führte. Daher suchte ich vermehrt Trost im Alkohol, um den Stress zu bewältigen und zu vergessen. Auch Ereignisse wie die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg verstärkten meine Ängste und Hilflosigkeit, was wiederum den schädlichen Alkoholkonsum weiter verstärkte.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)

Wenig Alkohol führte "gefühlt" zu Stressabbau, Entspannung und Glücksgefühlen, die jedoch in den letzten Jahren abgenommen hatten. Es brachte mir Lockerheit, Spaß und Gelassenheit, verbessert das Einschlafen und stärkt mein Selbstbewusstsein. Mit weniger Sorgen konnte ich mich entspannen, tanzen und das Leben etwas mehr genießen.

Hingegen führte übermäßiger Alkoholkonsum zu Selbstüberschätzung, emotionalen Ausbrüchen und erhöhter Risikobereitschaft. In den letzten Jahren traten vermehrt unangenehme Nebenwirkungen wie Traurigkeit, Weinen, Übelkeit und Ängste vor gesundheitlichen Konsequenzen auf. Das Gefühl des Glücks wurde kürzer und war schwerer zu erreichen, was zu Ärger und Selbstvorwürfen führte.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Mein Alkoholkonsum wurde von meinem sozialen Umfeld als unauffällig betrachtet, da wir vergleichbare Mengen tranken, ich stets funktionierte (zuverlässig, pünktlich) und selbst im betrunkenen Zustand freundlich, lustig und unterhaltsam blieb. Weder meine Kollegen noch meine Freunde oder Familienmitglieder hatten Anlass zur Sorge, da ich nie negativ auffiel oder aggressiv wurde. Auch die Tatsache, dass ich gelegentlich alleine etwas trank und über meinen Alkoholkonsum nachdachte, blieb weitgehend unbemerkt.
Auch meine Mutter ermahnte mich regelmäßig (vor einer Feier), nicht zu viel zu trinken. Doch oft nahm ich diese Warnungen nicht ernst (Floskel) oder vergaß sie schnell nach den ersten Drinks. Da mein Alkoholkonsum in erster Linie auf das Wochenende beschränkt war und dem meiner Freunde ähnelte, machte sich niemand ernsthafte Gedanken darüber.
 
Zuletzt bearbeitet:

Flowi

Benutzer
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich habe stets gut funktioniert (beruflich wie privat) trotz meiner Schlafstörungen und meines übertriebenen Wochenend-Alkoholkonsums. Unter der Woche trank ich höchstens im Urlaub, vor Feiertagen oder maximal einen Sekt mit Orangensaft zu einem Geburtstag und grundsätzlich fast ausschließlich am Abend bzw. nachts. In den letzten Jahren bemerkte ich auch, dass ich schon manchmal den Freitagabend kaum erwarten konnte bzw. ungeduldig wurde (die Werktage nicht schnell genug vorbei gingen). Ein “Kater” (am nächsten Morgen) wurde von meinem Umfeld meist nicht bemerkt oder nicht ernst genommen oder sogar belächelt.
Den größten Kampf hatte ich immer mit mir selbst (psychisch). In den letzten Jahren hatte ich die negativen Auswirkungen des Alkoholkonsums immer stärker gespürt. Insbesondere die 1-3 Tage nach einem starken Konsum wurden belastender und emotional anstrengender. Die positiven Effekte während des Konsums ließen dagegen nach oder traten nur noch kurzzeitig oder erst spät ein. Ich bemerkte dadurch, dass im Laufe der Zeit eine schleichende Form der Gewöhnung (und Toleranzentwicklung) einsetzte und dass die gleiche Menge Alkohol weniger spürbare Effekte hatte als zuvor. Das war für mich bereits ein alarmierendes Signal und ich musste mir immer öfter selbst ein “Alibi” schaffen um wieder mit erträglichem Gewissen etwas trinken zu können (“das hab ich mir verdient, nach dem Stress”, “so schlimm ist es mein Konsum ja nicht im Vergleich zu anderen”, “habe ja 5 Tage nichts getrunken, dann ist ein bisschen schon ok” usw).

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen Sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Da ich seit meinem Unfall vollkommen auf Alkohol verzichte, trank ich natürlich in der gesamten Zeit zuvor mehr.
Während der angesprochenen Ausreißer-Momenten (Studentenpartys, Tod des Vaters, Volksfest, Unfall) wurden definitiv die größten Mengen konsumiert.

Wenn ja, nennen Sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Studium: jung, naiv, frei, relativ unbesorgt, erste eigene Wohnung, weg vom Elternhaus. Die große, gleichgesinnte Gruppe von Studenten vermittelte (zum Thema Alkoholkonsum) mir ein Gefühl von Normalität und Akzeptanz, als ob es zum Studentenleben dazu gehören müsste.
Volksfest: (über ca.11h) gute Freunde, ausgelassener Stimmung, Kontrollverlust über die Trinkmenge und über mögliche Folgen und Konsequenzen. Trinken ohne Sinn und Verstand mit tausenden Leuten um einen herum, die es einem gleich taten, angefeuert durch Musik und Stimmungsmache. (Nüchtern betrachtet: peinlich, dumm und unerträglich)
Tod des Vaters: Trauergefühle, die ich nicht anders zu verarbeiten wusste. Ich musste sie ertränken.
Pandemie und Krieg: Ohnmacht, Zukunfts-Angst und Hilflosigkeit, das Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Sorge vor dem nahenden Ende (jetzt ist eh alles bald vorbei und damit egal), innere Aufgabe (mit Sicherheit hatte mich dies auch im Unterbewusstsein an meine Hilflosigkeit im Kindesalter erinnert).
Unfall: Erinnerung an vergangene Zeiten (zu zweit ausgehen), ausgelassene Stimmung, frei, dringend notwendige Entspannung (Hausrenovierung, Selbständigkeit usw.), Kontrollverlust über die Trinkmenge, Ausschaltung des Großhirns und die darin gespeicherten Regeln und Normen. Ohne Gedanken um irgendwelche Konsequenzen auf das Rad gestiegen.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Einen Filmriss, in dem wir komplette Teile des Abends fehlen, hatte ich noch nicht, aber kurzzeitige Erinnerungslücken gab es bereits ab und zu (z.B. Volksfestbesuch und am Abend vor der Trunkenheitsfahrt). Ich habe allerdings schon des Öfteren mehr getrunken als ich mir ursprünglich vorgenommen hatte (Suche nach Glücksgefühlen, Entspannung, perfektem Wohlbefinden, frei von Angst und Sorgen und der Hoffnung auf besseren Schlaf). Daher fand ich es oft einfacher, auf manchen Anlässen überhaupt nichts zu trinken, als nur ein wenig zu trinken. Ein kontrolliertes Trinken wäre daher für mich absolut unpassend.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
3 Mon. bei einer Sport Challenge 2016.
4 Mon. Vor und während meines Burnout-Klinik-Aufenthalts 2017.

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? (mit Begründung)
In der Burnout-Klinik wurde meine Selbstwahrnehmung eines persönlichen, ernsthaften Alkoholproblems von meiner Therapeutin eher belächelt und als höchstens "riskanter" Konsum abgetan. Nach den Definitionen meiner Vorbereitungskurs-Unterlagen (TÜV Süd) könnte ich noch nicht einmal einen schädlichen Konsum getätigt haben, da dafür angeblich bereits körperliche oder psychische Gesundheitsschäden wie Leberschäden, Bluthochdruck, Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten vorhanden sein müssten.
Trotzdem bin ich überzeugt, dass ich zumindest des Öfteren Alkoholmissbrauch (Alkohol als Problemlöser) betrieben habe und der Abhängigkeit nahe war.

Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?

(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Vor meinem Verkehrsunfall (20.08.2022)

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Seit dem Unfall (20.08.2022) habe ich das gefunden, wonach ich immer gesucht habe, nur leider an falscher Stelle. Mein Leben ist ausgeglichener, schöner und die Widrigkeiten sind erträglicher. Ich vermisse nichts und bereue höchstens, dass ich das nicht schon früher (mit dieser neuen Einstellung) kennenlernen durfte. Ich komme einfach besser mit meinen Problemen zurecht, schlafe besser, habe meine Ängste reduziert (Psychotherapie / Anleitung zur Exposition) und traue mich öfter, klar und deutlich “Nein” zu sagen, wenn ich mich mit etwas nicht wohl fühle. Mir fehlt aktuell nichts, und es geht mir sehr gut damit!
Im Rückblick erkenne ich, dass Alkohol zwar kurzfristig Probleme zu lösen schien, letztendlich aber meine Stimmung (auf lange Sicht) verschlechterte und meine Probleme nur noch verstärkte (Verdrängung).

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Heute frage ich mich selbst, warum ich nicht viel früher damit begonnen habe (oder z.B. gleich nach meinem Klinikaufenthalt die Abstinenz weiter gelebt habe).
Ein Grund war sicher, dass alle früheren Trinkpausen durch externe Einflüsse (Sport-Challenges; Klinik-Vorschriften) beeinflusst wurden und nicht das Ergebnis einer tiefen inneren Überzeugung waren. Außerdem bildete ich mir nach einer Trinkpausen ein, den Konsum recht gut kontrollieren zu können und ich hatte die falsche Hoffnung, dass ich nach einer Phase des Verzichts wieder mehr (Wirkung, Glücksgefühle) von geringen Mengen Alkohol haben würde, dank dem hervorragend funktionierenden Suchtgedächtnis war dies aber ebenfalls ein trugschluss. Mit diesen Erfahrungen, ahnte ich schon, dass es für mich nur eine ehrliche Lösung geben könnte: dauerhaft ohne Alkohol (und natürlich ohne alle anderen Drogen oder abhängig machenden Substanzen) zu leben. Ich war früher auch der Meinung, dass ein Leben ohne Alkohol traurig, langweilig und mit Verzicht verbunden wäre, aber jetzt weiß ich, dass es genau das Gegenteil ist. Es bereichert mein Leben, verbessert meine Gesundheit und meinen Umgang mit den Herausforderungen des Lebens. Ich fühle mich stark und bin stolz darauf, dass ich den Ausstieg aus eigener Kraft und Motivation heraus geschafft habe.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Da ich zum Glück keine Entzugserscheinungen erleiden musste, belastete mich lediglich die ständige Unsicherheit (Gefährdung der Haaranalysen) bezüglich möglicher Rückstände von Alkohol z.B. in Nahrungs- oder Putzmitteln. Diese Gedanken begleiteten mich bei allen Restaurant Besuchen, Feiern, Hochzeiten, Hotelübernachtungen und sogar bei jedem Einkaufen von Lebensmitteln (Stichpunkt: Bananen, Obst, Säften, Saucen und den zahlreichen Produkten, die Alkohol oder Branntweinessig enthalten können).
Trotz der ausbleibenden Entzugserscheinungen absolvierte ich noch einen 30-tägigen Online-Kurs zur Stärkung meiner Abstinenz-Absichten und für mein Wohlbefinden (Sicherheitsbedürfnis).
Der Fahrradunfall, obwohl mit schweren Verletzungen verbunden, markierte einen Wendepunkt in meinem Leben. Er zwang mich, über meine Vergangenheit und meine Gewohnheiten nachzudenken. Die potenziellen Konsequenzen des Unfalls - von bleibenden körperlichen Schäden bis hin zum Tod - waren eine erschütternde Erkenntnis. Ich erkannte, welch großes Glück ich hatte: Glück, dass ich nicht andere (und mich selbst nicht) ernsthaft verletzt oder sogar getötet hatte, und Glück, dass ich eine zweite Chance bekam. Diese zweite Chance habe ich genutzt, um mein Leben zu überdenken und Veränderungen vorzunehmen.
Im Krankenhaus, umgeben von Schmerzen und Unsicherheit über meine Zukunft, traf ich eine persönliche Entscheidung: Nie wieder Alkohol zu trinken. Diese Entscheidung kam aus meinem tiefsten Inneren und war nicht durch äußere Einflüsse motiviert. Trotz des Leidens nach dem Unfall empfand ich die Zeit danach als wertvoll. Ich lernte, mich besser um mich selbst zu kümmern und integrierte verschiedene Techniken zur Stressbewältigung und Selbstpflege in mein Leben.
Heute lebe ich viel gesünder: Ich treibe regelmäßig Sport, ernähre mich ausgewogen, nehme mir mehr Zeit für mich und meine Interessen und praktiziere Entspannungstechniken wie Achtsamkeit und Meditation. Das Wichtigste ist, dass ich diese Veränderungen konsequent umsetze und mir bewusst bin, dass es sich dabei um einen fortlaufenden Prozess handelt, um meine Probleme (und auch neue Widrigkeiten) weiter zu reduzieren. Ich bin stolz darauf, den Schritt zur Abstinenz aus eigener Überzeugung geschafft zu haben, ohne äußeren Druck oder Zwang. Es ist eine Transformation, die mich stärker gemacht hat und mir ein neues Verständnis für mein Leben und meine Prioritäten gegeben hat.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich habe vor allem eine deutliche Veränderung in mir festgestellt - ich bin ruhiger, gelassener und meine Probleme fühlen sich nun leichter und erträglicher an.
Vor allem mein Gewissen leidet nicht mehr unter ständigen Schuldgefühlen. Meine Frau hatte sich ebenfalls dazu entschieden, mit dem Trinken aufzuhören, nachdem sie meine positive Veränderung erlebte (gesündere Ausstrahlung, gesteigerter Energielevel, gelassenere Haltung in allen Lebenslagen).
Besonders gegenüber unserem Kind empfinde ich es jetzt als ehrlicher und vorbildlicher, da ich früher oft unter einem schlechten Gewissen gelitten habe, insbesondere aufgrund meiner eigenen Kindheitserfahrungen und der Angst, ähnlich zu werden wie mein Vater.
Ich habe bewusst den Kontakt zu oberflächlichen Freunden und Familienangehörigen abgebrochen, die mir nicht guttaten oder nur auf Alkohol basierten und vermisse diese nicht. Es fühlt sich befreiend an, diese negativen Einflüsse aus meinem Leben entfernt zu haben, und ich kann mich nun auf die Beziehungen konzentrieren, die mir wirklich wichtig sind.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
In den vergangenen 1,5 Jahren habe ich aktiv alles ausprobiert, was mir Sorgen bereitete. Dazu gehörten Hochzeiten, Partys, Feste sowie Bar- und Restaurantbesuche (wo das Umfeld viel Alkohol konsumierte). Ich wollte erfahren, wie es ist, nüchtern zu tanzen und mit zu feiern, und ich hatte auch ohne Alkohol viel Spaß dabei. Diese Erfahrungen gaben mir zusätzliche Sicherheit und Zuversicht für meinen neuen Lebensweg. Heute genieße ich das Erwachen an den Wochenenden ohne Kater und kann gut nachempfinden, wie es sich für diejenigen anfühlt, die am Abend zuvor getrunken haben. Ich habe ein besseres Verständnis dafür, warum ich früher so viel Alkohol getrunken habe, und bin dankbar, dass ich diese Chance ergriffen habe (unabhängig von den möglichen Konsequenzen wie Strafbefehl oder den Verlust des Führerscheins - meine Blutalkoholkonzentration erfuhr ich erst am 05.10.2022 durch meine Anwältin).
Ansonsten versuche ich nun dauerhaft Techniken der Selbstpflege und Stressbewältigung in mein Leben zu integrieren (Sport, Entspannungstechniken, Hobbys, gesunde Ernährung, Tagebuch usw.).
Durch die Erfahrung der negativen Auswirkungen von Alkohol über Jahrzehnte hinweg, habe ich einen klaren Vergleich zu meinem Leben ohne Alkohol und bin überzeugt, dass ich nie wieder zurückkehren möchte.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Das muss ich mir theoretisch vorstellen können! Ich versuche mich auch regelmäßig an die Gefahren von Alkohol zu erinnern. Mir ist sehr wohl bewusst, dass es für nichts im Leben eine 100% Sicherheit gibt. Daher habe ich, um sicherzustellen, dass ich nicht wieder rückfällig werde, umfangreiche Vorbereitungen getroffen. Dazu gehören neben der intensiven Erprobung (1,5 Jahre), eine Liste von Bewältigungsstrategien (Craving Liste als erprobtes Notfallprogramm), regelmäßige Entspannungstechniken wie Achtsamkeit und Meditation, sowie wichtige Ansprechpartner wie Psychiater, Psychologe und die Seelsorge welche ich immer griffbereit habe (im Telefon).
Mit Alkoholkonsum ging bei mir auch immer ein schlechtes Gewissen einher, verbunden mit der Angst um mögliche Gesundheitsschäden. Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen Weg verlassen habe, da die angenehmen Momente unter Alkoholeinfluss in den letzten Jahren so kurz geworden sind, dass sie in keinem Verhältnis mehr zu den langen Rehabilitationszeiten ("Kater" für 1-3 Tagen) standen. Es wäre für mich das schlimmste Zeichen von Schwäche und Versagen, wenn ich wieder zu einer harten Droge wie Alkohol greifen würde. Daher werde ich alles dafür tun, dass Alkohol nie wieder einen Platz in meinem Leben einnimmt.
Ich bin mir jedoch durchaus bewusst, dass die Bewältigung meiner Probleme (Ängste, Schlafprobleme, Stimmungstiefs usw.) keine einfache Aufgabe ist und weiterhin meine ständige Aufmerksamkeit und langjährige, teilweise lebenslange Arbeit erfordert. Zudem werden im Laufe des Lebens auch immer wieder neue Herausforderungen und Schwierigkeiten auftreten. In jedem Fall fühle ich mich ohne die zusätzliche (schwerwiegende) Belastung des Alkohols dafür deutlich besser gewappnet.

29. Wie wollen Sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Durch die konsequente Einhaltung meiner Abstinenz.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein.
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Anbei mein überarbeiteter FB ... ich wäre ja schon froh, wenn es mir gelingen würde nur die Hälfte davon verständlich herüberzubringen (aufgrund der Aufregung und der beschränkten Zeit).
Keine Bange, die Hälfte deiner Antworten ist zum Teil auch überflüssig ... die Antwort sollte lediglich das betreffen, was gefragt wird.
Kleines Beispiel folgend F28 ... die Antwort zerpflücke ich jetzt mal und streiche das Überflüssige ...
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Das muss ich mir theoretisch vorstellen können! Ich versuche mich auch regelmäßig an die Gefahren von Alkohol zu erinnern. Mir ist sehr wohl bewusst, dass es für nichts im Leben eine 100% Sicherheit gibt. Daher habe ich, um sicherzustellen, dass ich nicht wieder rückfällig werde, umfangreiche Vorbereitungen getroffen. Dazu gehören neben der intensiven Erprobung (1,5 Jahre), eine Liste von Bewältigungsstrategien (Craving Liste als erprobtes Notfallprogramm), regelmäßige Entspannungstechniken wie Achtsamkeit und Meditation, sowie wichtige Ansprechpartner wie Psychiater, Psychologe und die Seelsorge welche ich immer griffbereit habe (im Telefon).
Mit Alkoholkonsum ging bei mir auch immer ein schlechtes Gewissen einher, verbunden mit der Angst um mögliche Gesundheitsschäden. Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen Weg verlassen habe, da die angenehmen Momente unter Alkoholeinfluss in den letzten Jahren so kurz geworden sind, dass sie in keinem Verhältnis mehr zu den langen Rehabilitationszeiten ("Kater" für 1-3 Tagen) standen. Es wäre für mich das schlimmste Zeichen von Schwäche und Versagen, wenn ich wieder zu einer harten Droge wie Alkohol greifen würde. Daher werde ich alles dafür tun, dass Alkohol nie wieder einen Platz in meinem Leben einnimmt.
Ich bin mir jedoch durchaus bewusst, dass die Bewältigung meiner Probleme (Ängste, Schlafprobleme, Stimmungstiefs usw.) keine einfache Aufgabe ist und weiterhin meine ständige Aufmerksamkeit und langjährige, teilweise lebenslange Arbeit erfordert. Zudem werden im Laufe des Lebens auch immer wieder neue Herausforderungen und Schwierigkeiten auftreten. In jedem Fall fühle ich mich ohne die zusätzliche (schwerwiegende) Belastung des Alkohols dafür deutlich besser gewappnet.
"Daher habe ich, um sicherzustellen, dass ich nicht wieder rückfällig werde, umfangreiche Vorbereitungen getroffen. Dazu gehören neben der intensiven Erprobung (1,5 Jahre), eine Liste von Bewältigungsstrategien (Craving Liste als erprobtes Notfallprogramm), regelmäßige Entspannungstechniken wie Achtsamkeit und Meditation,"

Das ist neben F9 / F12 mit die wichtigste Kernfrage deiner MPU ... diese drei Fragen müssen perfekt beantwortet werden.

Warum triffst du Vorbereitungen, damit du nicht wieder rückfällig wirst ... ist deine Aufarbeitung nicht abgeschlossen ???
Mit diesem Aspekt zeigst du dem Gutachter eine "Unsicherheit" ... nämlich darum, weil du ständig "Vorbereitungen" treffen musst.
Wo ist in deiner Antwort das Gespräch mit Freunden oder Familie bei anstehenden Problemen ? ... Wo ist in Notsituation die Suche nach professioneller Hilfe ?

Ich hatte dir meine damalige Antwort auf diese Frage gegeben ... die Antwort ist sinngemäß eigentlich standardisiert.

Die anderen angemerten Fragen hast du gut umgesetzt ... aber hier muss noch etwas gearbeitet werden.

Nachträglich zum Alkohol ... die Mengenangabe des Gin in der Dose, sollte auf dieser auch vermerkt sein.
 

Flowi

Benutzer
@Max
Guten Abend Max, danke dir für das Zerpflücken und deine Hinweise. Ich hatte schon befürchtet, dass es stellenweiße viel zu viel ist. Ich habe immer mehr das Gefühl das man mit Ehrlichkeit eine MPU kaum bestehen kann, sondern viel eher mit standarisierten Antworten die lediglich ein klein wenig umformuliert werden ... das verunsichert mich wirklich sehr! Ist so ein Gutachter nicht megamäßig gelangweilt von den immer wiederkehrenden, gleichen Antworten?
Wo ist in deiner Antwort das Gespräch mit Freunden oder Familie bei anstehenden Problemen ?
Puhh ... in F12 hatte ich ja (bei den äußeren Motiven) folgendes geschrieben:
Eine besondere Herausforderung war es, mit meinen Ängsten und Problemen allein zu sein. Weder meine Frau noch Freunde oder Familienangehörige konnten sie nachvollziehen, was zu einem Gefühl der Isolation führte. Daher suchte ich vermehrt Trost im Alkohol, um den Stress zu bewältigen und zu vergessen.
Das entspricht leider schon der Wahrheit und außer meinen Psychiater und Psychologen, habe ich leider keine wirklichen Ansprechpartner für diese Themen. Deshalb habe ich auch mit dem schreiben (Tagebuch) angefangen (ein Punkt aus meinem Notfallprogramm) ... das hilf mir persönlich noch mehr als so manches Gespräch.

Wo ist in Notsituation die Suche nach professioneller Hilfe ?
hier:
wichtige Ansprechpartner wie Psychiater, Psychologe und die Seelsorge
das ist in meinem Fall die professionelle Hilfe, und das ich diese nicht scheue anzunehmen habe ich ja schon mehrfach bewiesen (Klinik, Psychotherapie, Regeltermine beim Psychiater usw.)

Habe hier mal etwas versucht, was ggf. etwas mehr in die von dir vorgeschlagene Richtung geht!?
Hier mal ein Versuch (...und schon wieder etwas zu lang .... Mist :smiley2204: ):

Das muss ich mir theoretisch vorstellen können! Ich versuche mich auch regelmäßig an die Gefahren von Alkohol zu erinnern und konnte auch in meinem Vorbereitungskurs viel darüber lernen. Mir ist bewusst, dass es für nichts im Leben eine 100% Sicherheit gibt. Daher habe ich (um Gefahren rechtzeitig zu erkennen und Rückfälle zu vermeiden) einige für mich passende Bewältigungsstrategien ausgearbeitet. Dazu gehören neben der intensiven Erprobung (1,5 Jahre), eine Craving Liste als erprobtes Notfallprogramm (z.B. laufen gehen als schnelle Ersthilfe), regelmäßige Entspannungstechniken wie Achtsamkeit und Meditation, sowie das Gespräch mit meinen Vertrauenspersonen und wichtigen professionellen Ansprechpartner (wie mein Psychiater und Psychologe) die mir jederzeit Unterstützung bieten können.

Liebe Grüße
Florian
 

Flowi

Benutzer
Nachträglich zum Alkohol ... die Mengenangabe des Gin in der Dose, sollte auf dieser auch vermerkt sein.
Danke dir Max! Ich habe gerade noch ein Bild von der Dosen Rückseite im Internet gefunden und konnte entziffern, dass dort 26g Alkohol pro Dose angegeben sind. Damit stimmt meine Rechnung bis auf 1g Alkohol ... ich werde die dann so belassen.
D.h. die angegebenen 10%vol. beziehen sich in dem Fall auf den gesamten Doseninhalt von jeweils 330ml (der reine Gin wäre ja auch deutlich heftiger gewesen von den %vol.).
LG Florian
 

Anhänge

  • Bildschirmfoto_21-2-2024_215648_.jpeg
    Bildschirmfoto_21-2-2024_215648_.jpeg
    113,4 KB · Aufrufe: 32

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Habe hier mal etwas versucht, was ggf. etwas mehr in die von dir vorgeschlagene Richtung geht!?
Hier mal ein Versuch (...und schon wieder etwas zu lang .... Mist :smiley2204: ):

Das muss ich mir theoretisch vorstellen können! Ich versuche mich auch regelmäßig an die Gefahren von Alkohol zu erinnern und konnte auch in meinem Vorbereitungskurs viel darüber lernen. Mir ist bewusst, dass es für nichts im Leben eine 100% Sicherheit gibt. Daher habe ich (um Gefahren rechtzeitig zu erkennen und Rückfälle zu vermeiden) einige für mich passende Bewältigungsstrategien ausgearbeitet. Dazu gehören neben der intensiven Erprobung (1,5 Jahre), eine Craving Liste als erprobtes Notfallprogramm (z.B. laufen gehen als schnelle Ersthilfe), regelmäßige Entspannungstechniken wie Achtsamkeit und Meditation, sowie das Gespräch mit meinen Vertrauenspersonen und wichtigen professionellen Ansprechpartner (wie mein Psychiater und Psychologe) die mir jederzeit Unterstützung bieten können.
Das liest sich in dieser Form schon ganz anders, dass lassen wir jetzt so.
 

Flowi

Benutzer
@Max
Guten Morgen Max, ok danke dir, dann bin ich etwas beruhigt. Ich denke, ich nehme den Punkt (bei F12) raus:
Eine besondere Herausforderung war es, mit meinen Ängsten und Problemen allein zu sein. Weder meine Frau noch Freunde oder Familienangehörige konnten sie nachvollziehen, was zu einem Gefühl der Isolation führte.
... sonst widerspricht es etwas der Antwort in F28. Aber wie gesagt, ich werde vermutlich eh nur die Hälfte des geschriebenen rüberbringen (wenn überhaupt :smiley2204: ).

Ich danke dir ganz herzlich ... und natürlich allen anderen tollen Menschen hier im Forum!
Liebe Grüße Florian:smiley138:
 

Flowi

Benutzer
Tathergang

1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(Wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)

Am Freitag, den 19.08.2022, beschlossen meine Frau und ich kurzfristig, an einem Fest (am Sportplatz mit Getränkeausschank, Pommesbude, Musik und etwas “Alibi”-Sport) in einem nahegelegenen Dorf teilzunehmen. Meine Mutter, die zu Besuch aus Süddeutschland war, erklärte sich bereit, währenddessen auf unseren Sohn (2 J.) aufzupassen. Wir freuten uns über die seltene Möglichkeit, wieder einmal zu zweit auszugehen. Gegen 19:15 Uhr fuhren wir mit unseren Fahrrädern von Zuhause (5km) zum Festplatz. Da dort noch wenig los war, schlossen wir unsere Räder an und gingen zum gegenüberliegenden Supermarkt, um dort etwas zu trinken zu kaufen. Ich trank dort um ca. 19:45 Uhr eine erste Dose Gin-Tonic und kurz darauf eine zweite, welche ich dann um etwa 20:15 Uhr mit auf das Fest nahm. Auf dem Fest war bereits etwas mehr los. Während meine Frau sich mit ihren Freundinnen unterhielt, stellte ich mich zu einigen bekannten Männern. Ich begann in recht kurzen (regelmäßigen) Abständen Bier zu trinken. Ich erinnere mich noch, dass mir mindestens 1-2 mal ein Korn Cola Becher gereicht wurde. Im Nachhinein konnte ich nicht mehr genau sagen, wie viel Bier und Korn Cola ich letztendlich auf dem Fest konsumiert hatte. Mittels Rückrechnung (per Widmark-Formel) wurde mir bewusst, dass ich neben den 2 Dosen Gin Tonic, 7,5 Flaschen Bier und mindestens 4 Korn Cola getrunken haben musste.
Etwas deutlicher erinnere ich mich an den Moment (ca. 0:15 Uhr), als plötzlich meine Frau vor mir stand und erklärte, dass es ihr überhaupt nicht gut ginge und sie sofort nach Hause wollte. Obwohl ich zunächst enttäuscht war, dass die Feier vorzeitig enden sollte, überwog meine Sorge um meine Frau (Angst, dass ihr bei der Heimfahrt etwas passieren könnte). Also stellte ich mein Bier ab und lief meiner Frau hinterher, die bereits Ihr Fahrradschloss öffnete. Als wir uns auf den Heimweg machten (etwa um 0:30 Uhr), begann mein Kampf mit dem Fahrrad. Ich hatte massive Koordinationsprobleme und konnte kaum geradeaus fahren (Schlangenlinien, Tunnelblick). Meine Frau (auf ihrem E-Bike) fuhr immer weniger Schlangenlinien, je schneller sie wurde, und sie entfernte sich zunehmend von mir. Ich versuchte, sie einzuholen (immer wieder im noch unsicheren Wiegetritt), aber meine Koordination war so stark beeinträchtigt, dass ich Mühe hatte, auf dem Rad zu bleiben und nicht vom Fahrradweg abzukommen. Schließlich, gegen 1:05 Uhr, verlor ich die Kontrolle und stürzte (alleinbeteiligt) mit dem Kopf voraus auf den asphaltierten Radweg. Dabei erlitt ich schwere Verletzungen: brach mir die Augenhöhle, die Nase und das Sprunggelenk, biss mir die Oberlippe durch und spürte, dass ein Schneidezahn wackelte. Ich stand komplett unter Schock und konnte umgehend nichts mehr auf dem linken Auge sehen und überall lief Blut herunter. Ich schrie meiner Frau hinterher, die mit ihrem Rad schon fast in der Dunkelheit verschwand. Sie hörte mich zum Glück und kam zu mir zurück. Etwa 2,5 km von dem 5km langen Heimweg hatten wir zurückgelegt. Ich konnte nicht mehr aufstehen (Sprunggelenksbruch) und überredete meine Frau (die wollte, dass wir nach Hause fahren) einen Krankenwagen zu alarmieren. Während der Wartezeit wurde mir schlecht wegen des vielen Blutes, mich überkamen Panik (Angst vor inneren Verletzungen) und Verzweiflung und ich weinte immer wieder, da mir bewusst wurde, dass ich den 3. Geburtstag meines Kindes nicht miterleben würde, weil ich Angst hatte und fühlte, dass ich schwer verletzt bin und weil ich schon realisierte, was für einen unglaublich dummen, sinnlosen und schwerwiegenden Fehler ich soeben begangen hatte. Der Krankenwagen kam dann etwas später zusammen mit einer Polizeistreife und brachte mich in ein nahegelegenes Krankenhaus (..……), wo mir um 2:23 Uhr Blut abgenommen wurde.

2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)

19:45 - 20:30 Uhr: 2 x GinTonic (0,33l / 10 Vol.%)
20:30 - 00:15 Uhr: 7,5 x Bier (0,33l / 4,8%)
+ 4 x Korn Cola (0,2l / mit je ca. 4 cl (hand befüllt) Korn 32 Vol.%)

3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viele Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
2,5 km von 5 km.

4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)

In diesem Moment fühlte ich mich sicher genug und dachte, dass ich zusammen mit meiner Frau noch gut nach Hause kommen werde. Rückblickend war es eine grob fahrlässige Fehleinschätzung. Es war mir kaum mehr möglich, geradeaus zu fahren und auf dem Radweg zu bleiben (Schlangenlinien). Außerdem musste ich immer wieder ein Umkippen durch Abstützen verhindern. Es war alles sehr, sehr wackelig und gefährlich. Zudem konnte ich nicht mehr gut sehen (Tunnelblick, keine Tiefenwahrnehmung, Probleme zu fokussieren).

5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich hatte mir für solche Feste ein altes Fahrrad von meinem Schwager ausgeliehen, welches auch vor Ort hätte bleiben können. In dem Dorf, in welchem auch das Fest stattfand, hätten ich bzw. wir auch bei Familie oder Freunden übernachten oder mit dem Taxi heimfahren können.
Leider spielten diese Überlegungen unter dem starken Alkoholeinfluss überhaupt keine Rolle mehr. Meine Frau war besorgt um ihr E-Bike. Ich hatte Angst um meine Frau und sie wollte sofort los. Keine Gedanken wurden in diesem Zustand an irgendwelche möglichen Konsequenzen verschwendet. Mein Großhirn war bereits ausgeschaltet (was mir in der Aufarbeitung bewusst wurde), wodurch der Verstand und die Vernunft mit den darin gespeicherten Normen und Werte nicht mehr abrufbar waren.

6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein.

7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen, ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Mir ist erst während der Auseinandersetzung mit meiner Vergangenheit und der Vorbereitung auf die MPU bewusst geworden, dass ich schon des Öfteren an einem Samstag- oder Sonntagvormittag zu früh ins Auto gestiegen bin und damit unter dem Einfluss von Restalkohol mit dem Auto fuhr. Auch wenn ich dies meist versucht habe zu vermeiden (keine frühen Termine; nur wenig Alkoholkonsum am Abend; Verzicht; grundsätzlich nur am Wochenende von Fr - Sa getrunken), ist es sicherlich schon etwa 30 mal vorgekommen.
Früher hatte ich mich nie genauer mit Restalkohol Werten beschäftigt, aber ich machte mir schon ab und zu Sorgen, dass ich mal von der Polizei kontrolliert werden könnte und war mir unsicher, ob dies zu echten Problemen führen könnte.
Mit dem Fahrrad bin ich, seit ich meine Frau (2007) und damit ihre norddeutsche Heimat kennengelernt hatte, schon öfter alkoholisiert von Festen und Feiern zurückgefahren. Schätzungsweise ca. 50 mal.
Ich folgere daraus, dass ich oft grob fahrlässig und verantwortungslos unbeteiligte und mich gefährdet habe, ohne mir intensiv Gedanken über mögliche Konsequenzen gemacht zu haben. Es zeigt auch, wie oft man selbst (und auch andere) unbemerkt unter dem Einfluss von Alkohol am Straßenverkehr teilnehmen kann, ohne damit aufzufallen.

Exploration

8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)

Erste Erinnerung: Mit ca. 8 Jahren, hielt mir mein Opa bei einem Familienfest sein Bierglas hin und wollte mich daran probieren lassen. Ich roch nur daran und empfand den Geruch sehr abstoßend. Ich konnte mir zu der Zeit nicht erklären, weshalb gefühlt alle Erwachsenen so etwas trinken & anscheinend mögen. Meine Mutter hatte das gesehen und meinem Opa einen ernsten Blick zugeworfen.

Erster Konsum: Mit 15 Jahren bei einer Gartenparty eines Mitschülers (mit vielen Klassenkameraden/innen) habe ich zum ersten mal 1 Becher Sekt getrunken und ich war direkt von der schlagartig einsetzenden und berauschenden Wirkung (Gefühlen) begeistert.

9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich Ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
In meiner Jugend (15 - 17 J.) begann mein Alkoholkonsum eher sporadisch, meist bei Gelegenheiten wie Geburtstagsfeiern, wo ich etwa 0 (oft ein paar Monate überhaupt nicht) bis 2 Mal im Monat moderat trank - normalerweise ein bis zwei TE (Bier-Mischgetränke, 1-2 kleine Bier oder ein Glas Sekt mit O-Saft). Doch schon damals faszinierten mich das Gefühl und die Wirkung von Alkohol, vielleicht auch aufgrund genetischer Veranlagung (Vater).
Mit dem Erreichen des 17. Lebensjahres (17-21 J.) wurde mein Alkoholkonsum regelmäßiger, vor allem zusammen mit meinem Bruder und unseren gemeinsamen Freunden konsumierte ich schon etwa 2-4 mal pro Monat. Das Feiern war für uns stets mit Alkoholkonsum verbunden und erschien mir als normaler Bestandteil des sozialen Lebens.
Schon früh begann ich, über die gesundheitlichen Risiken des Alkoholkonsums nachzudenken und erlebte die ersten Nachwehen (“Kater"). Diese Erfahrungen belasteten mich mit einem schlechten Gewissen und Ängsten um meine Gesundheit. Im Laufe meines Studiums (inkl. Vorpraktikum), zwischen meinem 21. und 26. Lebensjahr, nahm der Alkoholkonsum deutlich zu (ca. 4-8 mal pro Monat). An den Wochenenden war ich viel auf Studenten- und WG-Partys und in Bars mit meinen Kommilitonen unterwegs.
Besonders belastend war der plötzliche Tod meines Vaters (Ich fand ihn, zusammen mit meinem Bruder und der Polizei, festgefroren in seinem Wohnmobil) im Jahr 2011, der mich emotional stark traf und mich (kurzzeitig) verstärkt zum Alkohol greifen ließ, um meine Gefühle zu betäuben.
Bis zu meinem Fahrradunfall lebte ich in diesem ständigen Wechsel zwischen übermäßigem Konsum und dem Versuch, mein Leben zu ändern bzw. mein Leben gesünder zu gestalten. Äußere Ereignisse wie die Corona-Pandemie verstärkten meine Ängste und führten mich noch tiefer in den Alkoholmissbrauch. Manchmal hinterließ ich mir während der Trunkenheit Nachrichten auf meinem Smartphone, um mich selbst zur Vernunft zu bringen (“hör endlich auf damit”, “das bringt dich noch um” usw.).
Für bestimmte Herausforderungen verzichtete ich zeitweise komplett auf Alkohol und erkannte dabei, dass es mir leichter fiel, ganz darauf zu verzichten, als nur in Maßen zu trinken. Trotz allem war der Gedanke, nie mehr etwas zu trinken, für mich absolut unvorstellbar, ich stelle mir das ist traurig, einsam und bemitleidenswert vor. Mittlerweile weiß ich, dass ein alkoholfreies Leben einen Zugewinn an Zeit, Lebensfreude und Ausgeglichenheit bedeutet und keineswegs mit Verzicht verbunden ist.

10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)

15 - 17 Jahre: ca. 1-2 x Monat 1-2 TE (meist Bier-Mixgetränke oder Bier)
17 - 21 Jahre: ca. 2-4 x Monat 5-10 TE (meist Bier 0,5l)
21 - 26 Jahre: ca. 4-8 x Monat 5-20 TE (meist Bier 0,5l)
26 - 41 Jahre: ca. 2-4 x Monat 5-20 TE (meist Bier 0,5l)

Ausreißer ohne Alkohol: Sport Challenge (2016) 3Mon. + Burnout Klinik (2017) 4Mon.

Ich erkannte dabei, dass es mir leichter fiel, nichts zu trinken, anstatt eine kleine Menge zu trinken. In der Woche von Mo- Do habe ich grundsätzlich nicht getrunken (Ausnahme Urlaub).

Maximal Konsum: 6 Maß (6l) Bier auf dem Volksfest + ca. 4 Schnäpse (2 cl/32 Vol.%) von ca. 10-22 Uhr


11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
Ich trank Alkohol auf privaten Feiern, in Bars, Clubs, Restaurants, auf Grillfesten und Veranstaltungen wie z.B. Volksfesten. Oft war ich mit meinem Bruder, Freunden, Familie, Kommilitonen, Kollegen und meiner Frau zusammen unterwegs.

12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)

Innere Motive

Mit der Unterstützung meiner VP, meines Psychiaters und Psychologen sowie Literatur und einem Online-Kurs (zur Rückfallprävention) konnte ich allmählich meine persönlichen inneren Gründe und Motive aufarbeiten. Mein Vater war ein gut funktionierender Alkoholiker (anerkannter Lehrer), und ich musste als Kind die verbalen Angriffe (meist Abends/Nachts, wenn ich bereits im Bett lag) gegen meine Mutter miterleben. Diese sehr belastenden und traumatischen Situationen waren von einer unbeschreiblichen Lautstärke und Aggressivität geprägt, die mir als Kind das Gefühl von Todesangst (insbesondere um meine Mutter) und absoluter Hilflosigkeit vermittelte. In solchen Momenten war meine größte Sorge, dass mein einziger sicherer Ankerpunkt, nämlich meine Mutter, mir genommen werden könnte. Die Aufarbeitung meiner Kindheitserfahrungen zeigte mir, dass ich als Kind keine Sicherheit hatte und daher kein Urvertrauen entwickeln konnte. Stattdessen lernte ich, dass alles unsicher und gefährlich ist.
Eine besonders erschütternde Episode (für mich ein Beweis für die gefühlte Unsicherheit) ereignete sich, als meine Mutter während eines Streits mit meinem Vater versuchte, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Ich erinnere mich noch deutlich daran, wie ich mit schlotternden Knien und Tränen in den Augen Zeuge dieses Vorfalls wurde und meiner Mutter versprach, ihr sofort zu folgen, sollte sie diesen Schritt tun. Trotz dieser belastenden Situationen konnte ich mir nie vorstellen, dass sich meine Eltern trennen würden (für mich war es ja “normal”).
Diese traumatischen Ereignisse prägten nicht nur meine frühe Kindheit, sondern hatten auch erhebliche Auswirkungen auf meine weitere Entwicklung und die Entstehung meiner tiefgreifenden Probleme. Ich entwickelte eine Vielzahl von belastenden Ängsten, darunter Angst vor Verlust, Krankheiten, Unfällen und Gewalt. Im Laufe der Zeit entwickelte ich noch weitere Angst-Ausprägungen, so dass ich sogar Schwierigkeiten hatte, bestimmte Medikamente einzunehmen, aus Angst, davon abhängig zu werden oder unerwünschte Nebenwirkungen zu erleben. Zusätzlich zu meinen Ängsten litt ich seit meiner Kindheit unter schwerwiegenden Schlafstörungen, die durch meine erhöhte Sensibilität gegenüber Geräuschen (Hellhörigkeit) und subtilen Anzeichen von Konflikten noch verstärkt wurden.
Um mich abzusichern, wurde ich perfektionistisch und versuchte, in fast allem perfekt zu sein, was zu zusätzlichem Druck führte. Zudem wurde ich zum Ja-Sager, um Konflikte zu vermeiden, und ich entwickelte eine starke Hochsensibilität gegenüber meinem Umfeld, negativen Emotionen und Konflikten.
Diese Eigenschaften haben mich geprägt und beeinflusst, und erst durch die Aufarbeitung meiner Kindheitserlebnisse konnte ich verstehen, warum ich bestimmte Verhaltensmuster zeige. Meine Verhaltensweisen dienten als Schutzmechanismus, um mich vor weiteren traumatischen Erfahrungen zu bewahren, und führten zu einem ständigen Streben nach Sicherheit und Geborgenheit. Selbst kleinste Veränderungen im Verhalten meiner Mutter (1-2 Schluck Alkohol) lösten bei mir große Ängste aus, da sie für mich die einzige verlässliche Konstante in einem ansonsten unsicheren Umfeld war.

Äußere Motive
Ende 2017 suchte ich aufgrund eines Burnouts eine psychosomatische Klinik auf und im Nachgang. Trotzdem kehrte ich Anfang 2018 zu schnell in einen (sehr) stressigen Beruf zurück, was letztendlich zu einem Hörsturz führte (ein weiteres Zeichen, dass ich zu früh wieder in den Arbeitsalltag eingestiegen war). Das ungesunde Arbeitsumfeld, in dem Kreativität unter Hochdruck und ständiger Konkurrenzkampf gefragt war, machte die Situation nicht besser.
Die Geburt meines Sohnes im Jahr 2019 brachte neue Ängste mit sich. Der Wunsch, alles besser zu machen, als ich es selbst erlebt hatte, setzte mich zusätzlich unter Druck.
Als Folge der anhaltenden Belastung in meinem Beruf, entschied ich mich 2021, meinen (hoch angesehenen) Job zu kündigen und mit meiner Familie in den Norden zu ziehen (Heimat meiner Frau).
Der Umzug sollte einen Neuanfang darstellen, jedoch unterschätzte ich die damit verbundenen Belastungen. Die Renovierung des Hauses, die Betreuung meines Sohnes, der Auf- und Ausbau meiner Selbständigkeit als Designer und der Umgang mit Handwerkern, die alles andere als perfektionistisch waren, beanspruchten meine Energiereserven enorm.
Um den Stress zu bewältigen und zu vergessen, suchte ich vermehrt Trost im Alkohol. Auch Ereignisse wie die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg verstärkten meine Ängste und Hilflosigkeit, was wiederum den schädlichen Alkoholkonsum weiter verstärkte.

13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)

Wenig Alkohol führte "gefühlt" zu Stressabbau, Entspannung und Glücksgefühlen, die jedoch in den letzten Jahren abgenommen hatten. Es brachte mir Lockerheit, Spaß und Gelassenheit, verbessert das Einschlafen und stärkt mein Selbstbewusstsein. Mit weniger Sorgen konnte ich mich entspannen, tanzen und das Leben etwas mehr genießen.

Hingegen führte übermäßiger Alkoholkonsum zu Selbstüberschätzung, emotionalen Ausbrüchen und erhöhter Risikobereitschaft. In den letzten Jahren traten vermehrt unangenehme Nebenwirkungen wie Traurigkeit, Weinen, Übelkeit und Ängste vor gesundheitlichen Konsequenzen auf. Das Gefühl des Glücks wurde kürzer und war schwerer zu erreichen, was zu Ärger und Selbstvorwürfen führte.

14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Mein Alkoholkonsum wurde von meinem sozialen Umfeld als unauffällig betrachtet, da wir vergleichbare Mengen tranken, ich stets funktionierte (zuverlässig, pünktlich) und selbst im betrunkenen Zustand freundlich, lustig und unterhaltsam blieb. Weder meine Kollegen noch meine Freunde oder Familienmitglieder hatten Anlass zur Sorge, da ich nie negativ auffiel oder aggressiv wurde. Auch die Tatsache, dass ich gelegentlich alleine etwas trank und über meinen Alkoholkonsum nachdachte, blieb weitgehend unbemerkt.
Auch meine Mutter ermahnte mich regelmäßig (vor einer Feier), nicht zu viel zu trinken. Doch oft nahm ich diese Warnungen nicht ernst (Floskel) oder vergaß sie schnell nach den ersten Drinks. Da mein Alkoholkonsum in erster Linie auf das Wochenende beschränkt war und dem meiner Freunde ähnelte, machte sich niemand ernsthafte Gedanken darüber.
 

Flowi

Benutzer
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Ich habe stets gut funktioniert (beruflich wie privat) trotz meiner Schlafstörungen und meines übertriebenen Wochenend-Alkoholkonsums. Unter der Woche trank ich höchstens im Urlaub, vor Feiertagen oder maximal einen Sekt mit Orangensaft zu einem Geburtstag und grundsätzlich fast ausschließlich am Abend bzw. nachts. In den letzten Jahren bemerkte ich auch, dass ich schon manchmal den Freitagabend kaum erwarten konnte bzw. ungeduldig wurde (die Werktage nicht schnell genug vorbei gingen). Ein “Kater” (am nächsten Morgen) wurde von meinem Umfeld meist nicht bemerkt oder nicht ernst genommen oder sogar belächelt.
Den größten Kampf hatte ich immer mit mir selbst (psychisch). In den letzten Jahren hatte ich die negativen Auswirkungen des Alkoholkonsums immer stärker gespürt. Insbesondere die 1-3 Tage nach einem starken Konsum wurden belastender und emotional anstrengender. Die positiven Effekte während des Konsums ließen dagegen nach oder traten nur noch kurzzeitig oder erst spät ein. Ich bemerkte dadurch, dass im Laufe der Zeit eine schleichende Form der Gewöhnung (und Toleranzentwicklung) einsetzte und dass die gleiche Menge Alkohol weniger spürbare Effekte hatte als zuvor. Das war für mich bereits ein alarmierendes Signal und ich musste mir immer öfter selbst ein “Alibi” schaffen um wieder mit erträglichem Gewissen etwas trinken zu können (“das hab ich mir verdient, nach dem Stress”, “so schlimm ist es mein Konsum ja nicht im Vergleich zu anderen”, “habe ja 5 Tage nichts getrunken, dann ist ein bisschen schon ok” usw).

16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen Sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Da ich seit meinem Unfall vollkommen auf Alkohol verzichte, trank ich natürlich in der gesamten Zeit zuvor mehr.
Während der angesprochenen Ausreißer-Momenten (Studentenpartys, Tod des Vaters, Volksfest, Unfall) wurden definitiv die größten Mengen konsumiert.

Wenn ja, nennen Sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Studium: jung, naiv, frei, relativ unbesorgt, erste eigene Wohnung, weg vom Elternhaus. Die große, gleichgesinnte Gruppe von Studenten vermittelte (zum Thema Alkoholkonsum) mir ein Gefühl von Normalität und Akzeptanz, als ob es zum Studentenleben dazu gehören müsste.
Volksfest: (über ca.11h) gute Freunde, ausgelassener Stimmung, Kontrollverlust über die Trinkmenge und über mögliche Folgen und Konsequenzen. Trinken ohne Sinn und Verstand mit tausenden Leuten um einen herum, die es einem gleich taten, angefeuert durch Musik und Stimmungsmache. (Nüchtern betrachtet: peinlich, dumm und unerträglich)
Tod des Vaters: Trauergefühle, die ich nicht anders zu verarbeiten wusste. Ich musste sie ertränken.
Pandemie und Krieg: Ohnmacht, Zukunfts-Angst und Hilflosigkeit, das Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Sorge vor dem nahenden Ende (jetzt ist eh alles bald vorbei und damit egal), innere Aufgabe (mit Sicherheit hatte mich dies auch im Unterbewusstsein an meine Hilflosigkeit im Kindesalter erinnert).
Unfall: Erinnerung an vergangene Zeiten (zu zweit ausgehen), ausgelassene Stimmung, frei, dringend notwendige Entspannung (Hausrenovierung, Selbständigkeit usw.), Kontrollverlust über die Trinkmenge, Ausschaltung des Großhirns und die darin gespeicherten Regeln und Normen. Ohne Gedanken um irgendwelche Konsequenzen auf das Rad gestiegen.

17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Einen Filmriss, in dem wir komplette Teile des Abends fehlen, hatte ich noch nicht, aber kurzzeitige Erinnerungslücken gab es bereits ab und zu (z.B. Volksfestbesuch und am Abend vor der Trunkenheitsfahrt). Ich habe allerdings schon des Öfteren mehr getrunken als ich mir ursprünglich vorgenommen hatte (Suche nach Glücksgefühlen, Entspannung, perfektem Wohlbefinden, frei von Angst und Sorgen und der Hoffnung auf besseren Schlaf). Daher fand ich es oft einfacher, auf manchen Anlässen überhaupt nichts zu trinken, als nur ein wenig zu trinken. Ein kontrolliertes Trinken wäre daher für mich absolut unpassend.

18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
3 Mon. bei einer Sport Challenge 2016.
4 Mon. Vor und während meines Burnout-Klinik-Aufenthalts 2017.

19. In welcher Kategorie eines Alkohol trinkenden Menschen haben Sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein? (mit Begründung)
In der Burnout-Klinik wurde meine Selbstwahrnehmung eines persönlichen, ernsthaften Alkoholproblems von meiner Therapeutin eher belächelt und als höchstens "riskanter" Konsum abgetan. Nach den Definitionen meiner Vorbereitungskurs-Unterlagen (TÜV Süd) könnte ich noch nicht einmal einen schädlichen Konsum getätigt haben, da dafür angeblich bereits körperliche oder psychische Gesundheitsschäden wie Leberschäden, Bluthochdruck, Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten vorhanden sein müssten.
Trotzdem bin ich überzeugt, dass ich zumindest des Öfteren Alkoholmissbrauch (Alkohol als Problemlöser) betrieben habe und der Abhängigkeit nahe war.

Heute und in Zukunft

20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?

(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein.

21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Vor meinem Verkehrsunfall (20.08.2022)

22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.

23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Seit dem Unfall (20.08.2022) habe ich das gefunden, wonach ich immer gesucht habe, nur leider an falscher Stelle. Mein Leben ist ausgeglichener, schöner und die Widrigkeiten sind erträglicher. Ich vermisse nichts und bereue höchstens, dass ich das nicht schon früher (mit dieser neuen Einstellung) kennenlernen durfte. Ich komme einfach besser mit meinen Problemen zurecht, schlafe besser, habe meine Ängste reduziert (Psychotherapie / Anleitung zur Exposition) und traue mich öfter, klar und deutlich “Nein” zu sagen, wenn ich mich mit etwas nicht wohl fühle. Mir fehlt aktuell nichts, und es geht mir sehr gut damit!
Im Rückblick erkenne ich, dass Alkohol zwar kurzfristig Probleme zu lösen schien, letztendlich aber meine Stimmung (auf lange Sicht) verschlechterte und meine Probleme nur noch verstärkte (Verdrängung).

24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Heute frage ich mich selbst, warum ich nicht viel früher damit begonnen habe (oder z.B. gleich nach meinem Klinikaufenthalt die Abstinenz weiter gelebt habe).
Ein Grund war sicher, dass alle früheren Trinkpausen durch externe Einflüsse (Sport-Challenges; Klinik-Vorschriften) beeinflusst wurden und nicht das Ergebnis einer tiefen inneren Überzeugung waren. Außerdem bildete ich mir nach einer Trinkpausen ein, den Konsum recht gut kontrollieren zu können und ich hatte die falsche Hoffnung, dass ich nach einer Phase des Verzichts wieder mehr (Wirkung, Glücksgefühle) von geringen Mengen Alkohol haben würde, dank dem hervorragend funktionierenden Suchtgedächtnis war dies aber ebenfalls ein trugschluss. Mit diesen Erfahrungen, ahnte ich schon, dass es für mich nur eine ehrliche Lösung geben könnte: dauerhaft ohne Alkohol (und natürlich ohne alle anderen Drogen oder abhängig machenden Substanzen) zu leben. Ich war früher auch der Meinung, dass ein Leben ohne Alkohol traurig, langweilig und mit Verzicht verbunden wäre, aber jetzt weiß ich, dass es genau das Gegenteil ist. Es bereichert mein Leben, verbessert meine Gesundheit und meinen Umgang mit den Herausforderungen des Lebens. Ich fühle mich stark und bin stolz darauf, dass ich den Ausstieg aus eigener Kraft und Motivation heraus geschafft habe.

25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Da ich zum Glück keine Entzugserscheinungen erleiden musste, belastete mich lediglich die ständige Unsicherheit (Gefährdung der Haaranalysen) bezüglich möglicher Rückstände von Alkohol z.B. in Nahrungs- oder Putzmitteln. Diese Gedanken begleiteten mich bei allen Restaurant Besuchen, Feiern, Hochzeiten, Hotelübernachtungen und sogar bei jedem Einkaufen von Lebensmitteln (Stichpunkt: Bananen, Obst, Säften, Saucen und den zahlreichen Produkten, die Alkohol oder Branntweinessig enthalten können).
Trotz der ausbleibenden Entzugserscheinungen absolvierte ich noch einen 30-tägigen Online-Kurs zur Stärkung meiner Abstinenz-Absichten und für mein Wohlbefinden (Sicherheitsbedürfnis).
Der Fahrradunfall, obwohl mit schweren Verletzungen verbunden, markierte einen Wendepunkt in meinem Leben. Er zwang mich, über meine Vergangenheit und meine Gewohnheiten nachzudenken. Die potenziellen Konsequenzen des Unfalls - von bleibenden körperlichen Schäden bis hin zum Tod - waren eine erschütternde Erkenntnis. Ich erkannte, welch großes Glück ich hatte: Glück, dass ich nicht andere (und mich selbst nicht) ernsthaft verletzt oder sogar getötet hatte, und Glück, dass ich eine zweite Chance bekam. Diese zweite Chance habe ich genutzt, um mein Leben zu überdenken und Veränderungen vorzunehmen.
Im Krankenhaus, umgeben von Schmerzen und Unsicherheit über meine Zukunft, traf ich eine persönliche Entscheidung: Nie wieder Alkohol zu trinken. Diese Entscheidung kam aus meinem tiefsten Inneren und war nicht durch äußere Einflüsse motiviert. Trotz des Leidens nach dem Unfall empfand ich die Zeit danach als wertvoll. Ich lernte, mich besser um mich selbst zu kümmern und integrierte verschiedene Techniken zur Stressbewältigung und Selbstpflege in mein Leben.
Heute lebe ich viel gesünder: Ich treibe regelmäßig Sport, ernähre mich ausgewogen, nehme mir mehr Zeit für mich und meine Interessen und praktiziere Entspannungstechniken wie Achtsamkeit und Meditation. Das Wichtigste ist, dass ich diese Veränderungen konsequent umsetze und mir bewusst bin, dass es sich dabei um einen fortlaufenden Prozess handelt, um meine Probleme (und auch neue Widrigkeiten) weiter zu reduzieren. Ich bin stolz darauf, den Schritt zur Abstinenz aus eigener Überzeugung geschafft zu haben, ohne äußeren Druck oder Zwang. Es ist eine Transformation, die mich stärker gemacht hat und mir ein neues Verständnis für mein Leben und meine Prioritäten gegeben hat.

26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich habe vor allem eine deutliche Veränderung in mir festgestellt - ich bin ruhiger, gelassener und meine Probleme fühlen sich nun leichter und erträglicher an.
Vor allem mein Gewissen leidet nicht mehr unter ständigen Schuldgefühlen. Meine Frau hatte sich ebenfalls dazu entschieden, mit dem Trinken aufzuhören, nachdem sie meine positive Veränderung erlebte (gesündere Ausstrahlung, gesteigerter Energielevel, gelassenere Haltung in allen Lebenslagen).
Besonders gegenüber unserem Kind empfinde ich es jetzt als ehrlicher und vorbildlicher, da ich früher oft unter einem schlechten Gewissen gelitten habe, insbesondere aufgrund meiner eigenen Kindheitserfahrungen und der Angst, ähnlich zu werden wie mein Vater.
Ich habe bewusst den Kontakt zu oberflächlichen Freunden und Familienangehörigen abgebrochen, die mir nicht guttaten oder nur auf Alkohol basierten und vermisse diese nicht. Es fühlt sich befreiend an, diese negativen Einflüsse aus meinem Leben entfernt zu haben, und ich kann mich nun auf die Beziehungen konzentrieren, die mir wirklich wichtig sind.

27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
In den vergangenen 1,5 Jahren habe ich aktiv alles ausprobiert, was mir Sorgen bereitete. Dazu gehörten Hochzeiten, Partys, Feste sowie Bar- und Restaurantbesuche (wo das Umfeld viel Alkohol konsumierte). Ich wollte erfahren, wie es ist, nüchtern zu tanzen und mit zu feiern, und ich hatte auch ohne Alkohol viel Spaß dabei. Diese Erfahrungen gaben mir zusätzliche Sicherheit und Zuversicht für meinen neuen Lebensweg. Heute genieße ich das Erwachen an den Wochenenden ohne Kater und kann gut nachempfinden, wie es sich für diejenigen anfühlt, die am Abend zuvor getrunken haben. Ich habe ein besseres Verständnis dafür, warum ich früher so viel Alkohol getrunken habe, und bin dankbar, dass ich diese Chance ergriffen habe (unabhängig von den möglichen Konsequenzen wie Strafbefehl oder den Verlust des Führerscheins - meine Blutalkoholkonzentration erfuhr ich erst am 05.10.2022 durch meine Anwältin).
Ansonsten versuche ich nun dauerhaft Techniken der Selbstpflege und Stressbewältigung in mein Leben zu integrieren (Sport, Entspannungstechniken, Hobbys, gesunde Ernährung, Tagebuch usw.).
Durch die Erfahrung der negativen Auswirkungen von Alkohol über Jahrzehnte hinweg, habe ich einen klaren Vergleich zu meinem Leben ohne Alkohol und bin überzeugt, dass ich nie wieder zurückkehren möchte.

28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)

Das muss ich mir theoretisch vorstellen können! Ich versuche mich auch regelmäßig an die Gefahren von Alkohol zu erinnern und konnte auch in meinem Vorbereitungskurs viel darüber lernen. Mir ist bewusst, dass es für nichts im Leben eine 100% Sicherheit gibt. Daher habe ich (um Gefahren rechtzeitig zu erkennen und Rückfälle zu vermeiden) während der intensiven Erprobung (1,5 Jahre) einige für mich passende Bewältigungsstrategien ausgearbeitet. Dazu gehören u.a. eine Craving Liste als erprobtes Notfallprogramm (z.B. laufen gehen als schnelle Ersthilfe), regelmäßige Entspannungstechniken wie Achtsamkeit und Meditation, sowie das Gespräch mit meinen Vertrauenspersonen und wichtigen professionellen Ansprechpartner (wie mein Psychiater und Psychologe) die mir jederzeit Unterstützung bieten können.

29. Wie wollen Sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Durch die konsequente Einhaltung meiner Abstinenz.

30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein.
 

Nancy

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Hallo Flowi,
Ich hoffe, der Verlauf ist nicht zu schlimm!?
nun ja, sagen wir es mal so: ich würde den Verlauf höchstens einem meiner schlimmsten "Feinde" an den Hals wünschen....
rolleyes.gif


Ich habe mir deinen FB jetzt durchgelesen und sehe keinerlei Grund weitere Anmerkungen zu machen.
Bei der MPU geht es darum, dass das frühere "Fehlverhalten" ausreichend reflektiert und entsprechende (Gegen)Maßnahmen vorgenommen wurden, damit es nicht zu einer Wiederholung kommt, bzw. Stabilität in das neue Verhalten eingetreten ist.
Du machst ja ganz deutlich, dass du dir deines überhöhten Alk.konsums und der Gründe dafür, bewusst geworden bist, darüber hinaus hast du eingesehen, dass kontrollierter Konsum für dich nicht die richtige Vorgehensweise ist und du darum nun auf den Konsum gänzlich verzichtest und das in einem ausreichend dokumentierten Zeitraum von 12 Monaten. Viel mehr kann der Gutachter gar nicht von dir "verlangen".

Wie hier schon empfohlen wurde kannst du den Gutachter gleich am Anfang des Gespräches auf deine Nervosität hinweisen. Dieser unterstützt dich dann idR insoweit, dass er dir eine Brücke baut, die dir das Antworten erleichtert und du schnell den "roten Faden" findest. Ich bin absolut zuversichtlich dass du deine MPU bestehen wirst. Um beim Motto zu bleiben: du schaffst das. :smiley138:
 

Flowi

Benutzer
nun ja, sagen wir es mal so: ich würde den Verlauf höchstens einem meiner schlimmsten "Feinde" an den Hals wünschen.
@Nancy
Hallo Nancy, oh nein, das hört sich echt übel an! Mein letzter Corona-Verlauf entsprach eher einer normalen Erkältung /Grippe ... daher hatte ich gedacht, es gäbe Hoffnung (auch für dich).
Vielen lieben Dank, dass du dir auch noch die Mühe gemacht hast (und das trotz Krankheit) und meine FB gelesen hast. Danke auch für die tolle Rückmeldung. Ich denke, wenn überhaupt wird es an meiner Nervosität, Prüfungsangst und den oder der schlechten Nacht zuvor scheitern (ggf. noch wg. meiner Depressionsvorgeschichte)
... aber was erzähle ich denn da :smiley294: ... quatsch! ICH SCHAFF DAS!

________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

@Nancy @Karl-Heinz @Max @admin @joost @dummgelaufen @MrMurphy @mangofreak100 @Mat_C @mpu-crasher (und alle die ich vergessen hab)

Ich denke, ich werde mich ab Sonntag etwas ausklinken (bisschen Selbstpflege und Entspannung betreiben) und auch nicht mehr ins Forum schauen ... werde mich dann erst gegen Ende der kommenden Woche bei euch zurückmelden.

Ganz liebe Grüße und vielen herzlichen Dank euch allen ... ihr seid absolut genial!!!!!! :smiley6809:

Florian
 

Max

Super-Moderator und MPU Profi
Teammitglied
Administrator
Nervosität, Prüfungsangst
Dann habe ich da mal noch etwas für dich ... Prüfungsangst

Rechnung:
2 Gin Tonic (0,33l / 10 Vol.%) 660ml (53 gr.) (RD 20%=42gr.)
7,5 Bier (0,33l / 4,8 Vol.%) 2475ml (95 gr.) (RD 25%=71gr.)
4 Korn-Cola (0,2l / ca. 4cl / 32 Vol.%) 160ml (41gr.) (RD 10%= 37gr.)
Eigentlich hau ich hier gern mal eine Widmarkberechnung raus ... da ich dir aber keine unruhigen Nächte bescheren möchte, mach ich das mal auf die einfache Tour. :D

2 Gin Tonic (52 Gramm) = 6,5 TE
7,5 Bier a 0,33l = 12,3 TE
4 Korn-Cola (41 Gramm) = 8 TE

Das macht dann mal zusammen rund 27 TE. Diese entsprechen dann 2,7‰
Du gehst zur AVUS, hier wird der Abbauwert mit 0,15‰ pro Stunde gerechnet. Für den Alkoholabbau nehme ich 6 Stunden Abbauzeit, diese ergeben dann 0,9‰.

2,7‰ - 0,9‰ = 1,8‰ was dann auch deiner erreichten BAK von 1,67‰ entspricht.

Eigentlich hättest du das letzte Bier auch (schriftlich)-austrinken können, dass wäre auch kein Problem gewesen. ;)
 
Oben