Hi Nancy,
ja na Klaro besteht noch Interesse. Ich habe heute mein Endgespräch bei meinem VP gehabt. Er ist davon überzeugt das ich das schafffe.
Habe meine Selbstreflexion nochmal angepasst. Montag habe ich wiegesagt den MPU Termin. Theoretisch ist noch bis Sonntag Zeit kleine Anpassungen vor zu nehmen, aber ich denke es dürfte soweit alles klar sein.
Über ein finales Schlusswort würde ich mich dennoch freuen. Hier nun mein roter Leitfaden für das Gespräch. Danke vielmals
Problemerkennung & TF
Ich wuchs die meiste Zeit alleine mit meinem Halbbruder, bei meiner Mutter auf. Ich hatte kein Intaktes Familienleben und mein leiblicher Vater zeigte kein Interesse an mir.
Er fehlte mir in vielen Lebenslagen, wodurch ich meine eigenen Erfahrungen machen musste.
Ich hatte auch ohne ihn, keine anderes männliches Vorbild, woran ich mich orientieren hätte können.
Meine Mutter ist eine sensible und sehr nette, aber auch ängstliche Person. Sie wollte immer das Beste für uns Brüder und behütete und schütze uns, soweit wie es ihr möglich war. Leider gab es für mich niemanden, der mich in meiner Kindheit großartig vor Herausforderungen stellte und mir beibrachte auch mal „NEIN“ zu sagen.
Ich wurde in vielerlei Hinsicht zu sehr verhätschelt. Mein Selbstbewusstsein war stark unterentwickelt und wurde mir somit auch teilweise von meiner Mutter vorgelebt.
Ich war sehr zurückhaltend und schüchtern.
Den Sozialen Ausgleich suchte ich mir bei gleichaltrigen, aber leider erfolglos. Ich konnte mich damals nur mit Kindern und jugendlichen zusammenschließen, welche auch, genau so wie ich, eher zurückhaltend und schüchtern waren. Viele Freunde hatte ich nicht. In der Schule habe ich zum Ende hin auch keine Vorträge vor der Klasse halten können, da ich Angst hatte, frei vor den anderen Mitschülern zu sprechen. Hier habe ich lieber eine 6 kassiert.
In der Oberschule begann ich damit, weitere Freunde zu gewinnen, jedoch leider erfolglos und wurde auch öfters gemobbt. Die meisten jugendlichen haben sich mit anderen jugendlichen gemessen und wollten sich mit ihren kessen Umgangston und Ihrer coolen Art bei anderen beweisen.
Die Jungs, welche frecher und aufmüpfiger waren, hatten auch mehr Erfolg bei den Mädels gehabt.
Zur Abschlussfahrt haben mir diese Jungs Alkohol angeboten. Ich trank, um in der Gruppe dazu gehören zu können und konnte mir hier die fehlende Anerkennung holen, die mir fehlte.
Ich fühlte mich als ein Teil der Gruppe und wirkte cooler. Es tat gut, endlich von anderen jugendlichen anerkannt zu werden.
Mit ihnen konnte ich auch über alltägliche Probleme und Interessen reden, was mir zuvor nicht möglich war. Ich sah sie, in Verbindung mit dem Alkohol, als eine Art Ersatz Familie. In den darauf folgenden Monaten, trank ich vemehrt mit den jugendlichen Alkohol.
Nach der Probierphase hat sich dieser Alkoholkonsum weiter gesteigert. Ich erlebte, dass viele andere Jugendliche mich mehr respektierten, wenn ich Alkohol trank. Ich wirkte, durch den neuen Umgang mit den anderen jugendlichen, selbstsicher und konnte mich hier auch öfters beweisen.
Ich ging nun öfters mit diesen anderen jugendlichen und Gleichgesinnten in Discotheken oder auf Partys und Veranstaltungen und erkannte es als Selbstverständlichkeit, gemeinsam mit den anderen Alkohol zu trinken. Bis zu meiner Trunkenheitsfahrt hat sich hier bei mir eine Art Routine eingestellt, sodass mein Körper sehr stark an den starken Alkohlkonsum gewöhnt war.
An dem Abend der Trunkenheitsfahrt, wo ein damaliger Kumpel seinen Geburtstag feierte, bat er mich schließlich mit dem Auto zu einem Nachbarort zu fahren, um zwei Mädchen abzuholen.
Aus Angst ausgegrenzt zu werden und als uncool da zu stehen, habe ich zugesagt und fuhr gemeinsam mit ihm los. In Rückblick darauf merke ich nun, dass mich auch viele andere Bekanntschaften, aufgrund meines fehlenden Selbstbewusstseins und der Naivität, ausgenutzt haben.
Veränderungsphase
Nach meiner Trunkenheitsfahrt, habe ich meinen Alkoholkonsum reduziert, da für mich der Schock tief saß. Nach meiner Sperre, habe ich meine Fahrerlaubnis beantragt und mit der Aufarbeitung meiner MPU begonnen. Ich stand zu der Zeit kurz vor meiner Abschlussprüfung und habe die Aufbereitung deshalb schleifen lassen. Kurz danach bekam ich meine 1. Wohnung und meinen 1. Job. Finanziell war ich auch sehr geschwächt und hatte die Aufbereitung deshalb komplett abgebrochen.
Es begann für mich somit ein neuer Lebensabschnitt. Ich lernte zu dieser Zeit viele Menschen kennen, welche auf eigenen Beinen Standen und sich selbst schon etwas aufgebaut hatten.
Für Sie war nun das Privatleben wichtiger, als Partys und Feierlichkeiten. Weitere Bekanntschaften, schloss ich auch innerhalb meines Jobs. Es machte spaß, erstmals eigenständig zu arbeiten und die Aufgaben selbständig zu lösen. Von meinen Mitarbeitern erhielt ich Annerkennung. Mein Einsatz und meine Arbeitsweise wurden gelobt, was ich sehr genossen habe.
Zu dieser Zeit, waren meine vorhandenen sozialen Probleme aber noch nicht vollständig gelöst.
Ich pflegte immer noch einige alte Bekanntschaften, sodass sich mein Trinkverhalten nicht vollständig verbessern konnte. In meiner 1. Wohnung begann ich nun des öfteren Homepartys zu veranstalten und es beschwerten sich oftmals Nachbarn. Mit meiner Freundin gab es deshalb auch öfters Streit.
Als es in meiner 1. Wohnung, aufgrund meiner Homepartys, fast zu einer Anzeige kam, habe ich zusammen mit meiner Freundin den Entschluss gefasst, mich von den Homepartys zu verabschieden. Für mich wurde mein intaktes Privatleben nun immer wichtiger, da ich mein neu gewonnenes Umfeld viel mehr Wert schätzte. Mit vielen alten Bekanntschaften konnte ich mich nun nicht mehr identifizieren, da Sie bis zu der Zeit selber nichts erreicht hatten. Ich hielt immer mehr Abstand von diesen Bekanntschaften und machte Ihnen klar, dass ich nicht mehr so oft feiern möchte. Mein Trinkverhalten habe ich weiter reduziert. Kurze Zeit später, fand ich einen neuen Job.
Meine soziale Bindung zu meiner Freundin, welche ich kurz vor meiner Trunkenheitsfahrt kennengerlernt hatte, wurde auch weiter gefestigt, da wir nun gemeinsam den Wohnungsalltag beschreiten durften. Hier konnte ich mich nun selbst weiter entwickeln und mein Selbstbewusstsein langsam aufbauen.
Es gab zwischen mir und meinem Erzeuger ein Wiedersehen und ein Gespräch. Wir lernten uns kennen und tauschten uns aus. Ich konnte in dem Gespräch meinen Kummer und meinen Werdegang ausdrücken. Das nahm mir sehr viel Last ab. Nun besteht wieder Kontakt.
Anschließend habe ich zusammen mit meiner Freundin, eine 2. Wohnung bezogen. Mittlerweile musste ich lernen, in meinem Umfeld Verantwortung zu tragen, denn ich wurde immer mehr vor Herausforderungen gestellt, ob nun in meiner Wohnung oder bei meinem Job. Viele alte Bekanntschaften lösten sich weiter auf, da ich am Wochenende kaum noch auf Partys und Feierlichkeiten ging. Statt dessen bauten sich neue Bekanntschaften auf.
Die Bindung zwischen mir und meiner Freundin, aber auch zu meinen neuen Freunden wurde stärker. Sie gaben mir viel Rückhalt und Bestätigung und sagten, dass sie sehr stolz auf mich sind.
Ich blickte immer mehr zu den Menschen, die etwas erreicht hatten und respektvoll mit sich und Ihrer Umfeld umgingen und nicht zu denen, die bisher nichts erreicht hatten.
Zu Silvester 2014 entschloss ich mich dann gemeinsam mit meiner Freundin dazu, nach vorne zu blicken und gemeinsam an unseren weiteren Lebenszielen zu arbeiten. Hierauf legten wir nun unsere besondere Konzentration.
Aktueller Lebensstil & Ziele
Alte möchtegern Freunde und Saufbekanntschaften haben sich weiter von mir distanziert, da sie sich nicht mit mir und meiner neuen Phase identifizieren konnten. Gegenüber solchen Menschen positioniere ich mich ganz klar und halte im Notfall auch den nötigen Abstand.
Die neu gewonne Freizeit, die ich am Wochenende überwiegend mit geselligen Trinken bei Leuten verbrachte habe, welche nur Wert auf Partys, feiern und Alkohol legten, investiere ich nun in meiner Familie, meiner Freundin und meinen Freunden. Hier bekomme ich nun den nötigen Rückhalt und die fehlende Anerkennung, welche mir fehlte. Aber auch in meinen Job, welchen ich seit über 3 Jahren ausübe, konnte ich sehr viel Verantwortung und Eigenbewusstsein sammeln und mich beweisen. Das macht mich und meinen Mitmenschen sehr glücklich.
Ich sehe den Alkohol jetzt als Genussmittel und nicht als Mittel zum Zweck. Das heißt Genießen und der Genuss hat nichts mit Selbstverständlichkeit zu tun. Es ist nicht Selbstverständlich, den Alkohol dafür zu benutzen, um Anerkennung zu gewinnen oder um jemanden etwas zu beweisen. Ich habe nun Freunde die mich Wert schätzen und selber ein Berufs- und privatleben aufgebaut haben. Für Sie ist der Alkohol keine Normaltität.
Mit meiner Freundin bin ich nun bald 6 Jahre zusammen und wir leben gemeinsam in einer Wohnung.
Es gab Höhen und Tiefen, die uns weiter zusammen schweißten. Den Wunsch nach einer eigenen intakten Familie und ein eigenes Haus mit Garten, haben wir uns als großes Ziel gesetzt.
Ich möchte für meine Kinder ein guter Vater, aber auch gutes Vorbild sein.
Wenn das nötige Geld und die Zeit da ist, werde ich auch studieren. Außerdem besuche jetzt auch häufiger meinen Bruder und meine Mutter. Sie alle geben mir Anerkennung und Respekt und sind stolz auf das, was ich bin und was ich tue. Das macht mich selbstsicher und erfüllt mich ebenfalls mit Stolz. Ich habe endlich auch gelernt, mal „Nein“ zu sagen und ich weiß, dass dies nun kein Zeichen der Schwäche ist, wie früher, sondern der Stärke.
Ich Spiele nun sehr gerne Billiard mit meinen Freunden. Wir machen uns öfters einen entspannten Abend, bei passender Musik, in einem Billiard Salon, den wir öfters besuchen. Dort kann ich z.B. mit ihnen die Woche ausklingen lassen und bei ruhiger Atmosphäre über die Dinge sprechen, die mich beschäftigen.
Im Sommer fahre ich oft Fahrrad und gehe auch sehr gerne Kart fahren oder paintball spielen.
Ich habe mich auch wieder meinem Interesse an der Programmierung gewidmet.
Darüber hinaus, veranstalte ich des öfteren auch gerne Brettspieleabende mit meinem Freunden.
All das genieße ich sehr und erlange hier den inneren Ausgleich.
Ich möchte das alles nicht mehr vermissen und habe es deshalb gelernt dies alles zu schätzen.
Meine Freundin, meine Freunde oder meine Familie zu enttäuschen und mit ansehen, wie ich das alles, was ich aufgebaut habe, weg werfe, das kann ich mir nicht mehr vorstellen.
Probleme, welche im Alltag auf mich eintreffen, löse ich in direkter Ansprache mit den beteiligten Menschen und gebe Ihnen Zeit sich zu äußern, damit gemeinsam an einer Lösung gearbeitet werden kann. Sollten wichtige Freunde oder Menschen aus meinem Leben treten, habe ich keine Probleme in Kontakt mit neuen Menschen zu kommen,da ich diesen offener und Selbstbewusster gegenüber trete und keine Gespräche scheue. Sollten alle Stricke reißen, werde ich mich an meine Verkehrspsychologin wenden, welche mir in meiner Aufarbeitungszeit sehr geholfen hat.
Meine gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse, werde ich so gut es geht weiter geben.