Mein Leben ist damals grundlegend zusammengebrochen. Alles war auf einmal anders. Ich bestand nur noch aus Angst. Angst, was als nächstes passierte. Ich kam mir vor, wie die Hauptdarstellerin in einem Thriller mit offenem Ende.
Ich bin damals auch gar nicht auf den Gedanken gekommen, wie gut es tut, seinen Sorgen davonzulaufen. Ich wußte damals auch nicht, was für ein tolles Gefühl es ist, wenn ich sportlich an meine Grenzen komme. Ich walke/laufe bei uns durch die Natur und zwar regelmäßig mit einer Nachbarin und auch alleine. Diese körperliche Betätgigung tut mir sehr gut. Der Kopf wird klar. Es ist einfach wunderbar morgens die kühle, frische Luft zu spüren und ausgepowert, aber zufrieden wieder nach Hause zu kommen.
Ich sah damals keinen Ausweg aus meiner Sitution. Ich habe immer wieder Gründe gesucht und auch gefunden Alkohol zu trinken. Ich konnte meine Probleme nicht lösen. Ich wußte es damals nicht besser. Ich wußte aber auch nicht, das zu viel Alkohol Depressionen verstärkt und die Sorgen noch viel mehr werden. Es war damals ein Teufelskreis, den ich erst durch meine zweite TF durchbrochen habe.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
bei wenig Alkohol: Gelassenheit, Lockerheit, lustiger, konnte besser aus mir herausgehen.
Bei viel Alkohol: Depressiv, glasige Augen, Mundgeruch, Übelkeit, Unkonzentriertheit
Aus heutiger Sicht weiß ich auch, das ich damals Dinge gesagt habe, die ich besser nicht gesagt hätte. Ich wurde zu redselig.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein. Es hat mich zu der Zeit niemand angesprochen.
Wenn mich jemand angesprochen hätte, hätte ich dieses aber auch nicht an mich herangelassen. ICH hatte ja kein Alkoholproblem. Ich hatte viele andere Probleme und nur deshalb trank ich Alkohol .. So hätte ich rückblickend reagiert.
Heute weiß ich ich, dass ich viele Probleme ohne den Alkohol gar nicht erst bekommen hätte.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
In meinem damaligen beruflichen Umfeld hat der Alkohol keine Auswirkungen gehabt. Ich bin meiner damaligen Tätigkeit (Routine) gewissenhaft nachgekommen.
Für mich als Person hat der Alkohol nur negative Auswirkungen gehabt. Da ich meine Sorgen und die auftretenden Probleme mit dem Alkohol betäubt habe, konnte damals nicht klar strukturiert und Ziel- und Lösungsorientiert vorgehen und handeln.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Ich trinke heute keinen Alkohol mehr.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Am 18.05./19.05.2008
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein.
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
(mit Begründung)
Rückblickend gesehen:
Als ich meinen Ex kenenlernte, habe ich Alkohol getrunken, um ihm zu imponieren und bei seiner Cliqü dazuzugehören.
Ich bin von meinen Eltern sehr streng erzogen wurden. Durfte zu meiner Schulzeit auf viele Feten nicht gehen und wurde dann auch nicht mehr eingeladen. Hatte dann, vor meinem Ex, einen Freund, der sich sehr stark um sein Studium kümmerte und dieses auch sehr gut abschloss.
Diese erste Zeit mit meinem Ex war wie ein Ausbruch, ich tat etwas, was ich vorher noch niemals getan habe. War mit Leuten zusammen, die meine Eltern damals nicht gerne gesehen hätten . Ich war zwiegeteilt, da ich mich einerseits nie so richtig wohlgefühlt habe und anderseits alles tat um meinem Ex zu gefallen.
Früher sah ich mich trotzdem als Genußtrinker. Ich habe auf Feiern getrunken, weil es dazugehörte. Weil alle getrunken haben. Heute weiß ich, das dieser Alkoholkonsum früher schon Mißbrauch war und das ich früher getrunken habe um dazuzugehören.
Während der Trennungs- und Scheidungsphase wurde es immer mehr.
Heute weiß ich, das ich in dieser Zeit mit dem Alkohol meine Probleme betäuben wollte. Ich weiß, daß ich Alkoholmißbrauch betrieben habe. Ich wollte mit dem Alkohol meine Sorgen und meine Einsamkeit bekämpfen. Ich wollte vor meinen Problemen flüchten und habe jetzt gelernt, das Alkohol ein sehr schlechter Seelentröster ist.
Und da ich aus der Vergangenheit gelernt habe, dass ich mit Alkohol nicht umgehen kann, ergibt sich für mich nur eine einzige Folgerung und zwar der konseqünte Verzicht auf Alkohol.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaü Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein.
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Am 18.05.2008.
Währen meines Gespräches mit dem Verkehrspsychologen ist mir aber wieder etwas anderes klar geworden. Er hat mich ja auch dem letzten Mal Alk trinken gefragt. Zu ihm habe ich gesagt, seit der zweiten TF habe ich nichts mehr getrunken. Ich habe gemerkt, dass es auf bestimmte Zeiten ankommt. Er fand es auch wichtig, ob der Entschluß für AB von mir und vor der Psychotherapie gekommen ist oder während der Therapie gemeinsam mit der Ärztin. Ich habe ihm gesagt, den Entschluß habe ich vorher und ganz für mich gefaßt.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein.
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Ich trinke keinen Alkohol, weil es mir ohne Alkohol sehr gut geht! Weil ich soviel schaffe und erreicht habe.
Ich übernehme für mein Leben selber die Verantwortung. Ich will niemals wieder so sehr die Kontrolle über mein Leben verlieren. Ich habe jetzt so vieles erreicht. Mein Leben ist geordnet und hat Struktur und Sinn. Und dieses alles, was ich bislang erreicht erreicht habe, werde ich mir durch das Trinken von Alkohol nicht kaputt machen.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich wollte lange Zeit nicht wahrhaben, das ich ein Alkoholproblem habe. Ich habe mir eingeredet, das Alkohol dazu gehört und die meisten meiner damaligen Freunde haben auch Alkohol getrunken. Das war auch noch nach meiner ersten TF so.
Nach meiner zweiten TF ist mir bewußt geworden, wie unverantwortlich ich mit meinem Leben umgegangen bin. Ich war und bin erschrocken darüber, das ich so betrunken war, das ich nicht mehr weiß was ich getan habe. Ich hätte das Leben und/oder die Gesundheit von anderen Menschen und mir zerstören können.
Ich habe eine Therapie begonnen (die ich im Dezember 2009 abgeschlossen habe) in der meine familiäre Situation und meine Alkoholproblematik aufgearbeitet wurden. Während dieser Therapie habe ich gelernt, mit Konflikten umzugehen.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Ich habe mit meiner Therapeutin intensive Gespräche geführt. Mit ihrer Hilfe habe ich meine gesamte Situation aufgearbeitet. Ich habe mit ihr über alle Probleme gesprochen. Diese Gespräche haben mir sehr geholfen meine Lebenssituation zu erfassen, meine Schwächen und Stärken zu erkennen und neün Mut und Kraft zu finden.
Ich habe gelernt über meine Probleme zu reden. Ich habe aber auch gelernt nein zu sagen. Und ich habe gelernt, mir Hilfe zu suchen und diese Hilfe auch anzunehmen. Wenn es mir nicht gut ging, habe ich meine Freundin angerufen und wir haben geredet oder ich bin mit dem Fahrrad zu ihr gefahren. Wir haben dann über alles gesprochen und auch wenn wir nicht immer gleich eine Lösung für das jeweilige Problem fanden, schon das reden und die andere Sichtweise (die ich dadurch bekam) haben mir immer wieder geholfen, jede Situation zu meistern.
Ich bin sehr viel Fahrrad gefahren oder ich bin spazieren gegangen. Dabei habe ich aufgetankt und neü Energie und auch positive Gedanken bekommen.
Ich konnte mich wieder an der Schönheit der Natur erfreün. Ich habe wieder Interesse für mein Hobby die Fotografie. Ich kann mich wieder auf ein Buch konzentrieren.
Ich habe in dieser Zeit meinen jetzigen Freund kennengelernt. Er unterstützt mich. Wir sind füreinander da.
Ich habe mir leckere Säfte gekauft. Habe mir einen Obstteller gemacht. Habe dieses abends vor dem Fernseher als Snack gegessen. Und ich habe am Morgen das Gefühl genossen, fit aufzuwachen.
Ich habe gelernt, dass es kein Problem und keine Schwierigkeit gibt, die ich nicht lösen kann. Ich weiß wie viel ich geschafft habe, was ich bislang alles erreicht erreicht habe. Die Umstellungsphase war Arbeit an mir und meinem damaligen Verhalten, aber sie war ein stetiger Weg nach oben. Mir ist wieder bewußt geworden, was ich leisten kann, was ich alles schaffen kann.
Mit meinem heutigen inneren Wissen, meiner heutigen Stärke würde mir solch ein Absturz niemals mehr passieren. Da bin ich mir zu 100 % sicher. Einfach auch deshalb, weil ich mir dieses alles so genau vorstellen kann.
Zu meinem Ex habe ich jetzt einen "normalen" Kontakt. Er kann die Kinder jederzeit sehen. Die Kinder können ihn immer anrufen. Er holt die Kinder jeden zweiten Samstag bis Sonntag zu sich. Zwischendurch macht er mal mit einem Kind etwas. Oft ruft der Kleine (8 Jahre) bei ihm an. Die Mädchen (13 Jahre) auch, aber die "wollen" dann auch was. Z.B. mal aus der Schule oder von einer Freundin abgeholt werden. Ich empfinde für ihn genauso viel wie für meinen Nachbarn, es ist ein neutrales Gefühl. Auch bei meiner ehemaligen Freundin ist das Gefühl jetzt neutral.
Zu meiner Mutter (mein Vater ist schon lange verstorben) habe ich jetzt einen sehr guten Kontakt. Sie kommt regelmäßig (1 x Woche) zu mir.
Sie akzeptiert jetzt Grenzen, die ich ihr aufzeige.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich bin voller Energie und Tatendrang.
Es geht mir sehr gut.
Mein Privatleben ist geordnet und stabil.
Ich unternehme viel mit meinen Kindern und meinem Freund.
Ich rede offen über Probleme.
Zu einigen von meinen alten Freunden habe ich, seit ich mit dem Trinken aufgehört habe, nur noch wenig Kontakt. Ich werde nicht mehr zu den Feiern eingeladen. Uns hat letztendlich das gemeinsame Trinken verbunden.
Aber mit meinen anderen Freunden habe ich sehr guten Kontakt. Ich habe auch neü Menschen kennengelernt.
Alle kennen meine Haltung gegenüber dem Alkohol. Sie wissen, das ich abstinent lebe. Ich freü mich über ihre positiven Eindrücke, die sie mir von mir jetzt mitteilen, so wie sie mich jetzt erleben.
Ich bin aktiv. Ich bin ich sehr viel im Garten. Ich freü mich über alles, was dort grünt und blüht. Ich habe Töpfe mit Sommerblumen bepflanzt und erfreü mich daran. Ich genieße die warmen Sonnenstrahlen und die Radfahrten durch die Natur.
Ich kümmere mich um mich. Ich achte darauf, dass es mir gutgeht. Dann geht es auch meinen Kindern und meinem Freund gut. Und es geht uns gut.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neüs Verhalten daürhaft stabil bleibt?
Indem ich nicht vergesse, was ich gelernt und verinnerlicht habe. Ich habe die TF als Chance begriffen, mein Leben neu zu ordnen und zu leben. Ich habe in dieser Zeit sovieles erreicht! Ich weiß, was ich leisten kann und ich bin auf das erreichte sehr stolz! Es geht mir sehr gut, ich bin glücklich.
Und indem ich weitermache, wie bisher:
Ich rede über meine Gefühle und benenne meine Sorgen. Ich akzeptiere, dass das Leben immer wieder Höhen und Tiefen bereithält.
Weiterhin sportlich aktiv bleibe und mir auch Auszeiten nehme.
Ich spreche Probleme und Sorgen an und ich hole mir professionelle Hilfe, wenn ich nicht weiter weiß. Die Gepräche mit meinem Freund geben mir sehr viel. Ich rede aber auch viel mit einer Freundin
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(Ja/Nein + Begründung)
Vorstellen kann ich es mir. Aber ich weiß, das ein Rückfall nicht unerwartet kommt. Es wird Warnzeichen geben und es liegt an mir, diese zu erkennen. Mein Partner und auch Freunde geben mir jederzeit Kraft und Hilfe. Ich würde auch sofort wieder psychologische Gespräche in Anspruch nehmen.
Ich weiß, dass ich ein Alkoholproblem habe und ich weiß auch wie schnell ich durch das Alkoholgedächtnis wieder auf so hohe Promillewerte kommen könnte, weil der Körper diese Mengen nicht vergißt.
Und weil ich das alles weiß und mir auch meine damaligen Alkoholexsesse für immer als Abschreckung im Gedächtnis bleiben werden, bin ich mir sehr sicher niemals wieder Alkohol zu trinken.
Ich will niemals wieder so tief fallen.
Ich kenne den Weg nach unten.
Ich kenne den Weg nach oben.
Und den nach unten will ich nie wieder gehen, dazu ist der Weg nach oben viel zu schön.
Und ich weiß, das Leben hält noch einiges an schönen Dingen für mich bereit.
Ich genieße mein neüs gesundes und glückliches Leben. Ich habe soviel in meinem Leben erreicht. Ich habe nach meiner Scheidung das Haus behalten, bin alleinige Eigentümerin. Ich habe eine Qualifizierungsmaßnahme erfolgreich abgeschlossen und mich beworben. Ich habe eine Zusage für meine absolute Traumstelle bekommen. Arbeite als Teamassistentin in der AOS-Psychologie. Und dieser Arbeitsplatz ist im öffentlichen Dienst. Dort mußte ich ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen und habe daher meinen Arbeitgeber erläutert, wie es zu den damaligen Trunkenheitsfahrten kam und das dieses heute nicht mehr passieren wird, da ich an mir und meinem Verhalten in Extremsituationen gearbeitet habe.
Bin mit meinen 3 Kindern glücklich, unternehme einiges mit ihnen und achte sehr auf ihre schulische Entwicklung. Und ich habe einen liebevollen Partner, mit dem ich sehr glücklich bin und mit dem ich jederzeit über alles reden kann.
Mein Freund und ich planen zusammenzuziehen. Wir planen auch zu heiraten. Wir wollen unser Leben gemeinsam und miteinander verbringen.
Meine Kinder mögen meinen Freund sehr gerne, sie freün sich immer, wenn er bei uns ist.
Mein Freund trinkt keinen Alkohol. Er ist mit 26 Jahren Vater geworden und hat sich damals geschworen, dass ihn seine Tochter niemals besoffen sieht. Hört sich jetzt krass an, aber auch seine Vergangenheit hat ihm gezeigt, dass er nicht mit dem Alkohol umgehen kann.
Ich habe so vieles erreicht.
Aber alles nur und das weiß ich sehr genau mit klarem Kopf und Verstand!
Das alles werde ich mir nicht durch den Alkohol kaputt machen!
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich trinke keinen Alkohol mehr.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Ja.
Nach dieser zweiten TF habe ich mich kritisch mit mir und meinem Verhalten auseinandergesetetzt. Ich weiß, das es ein großes Glück war, das ich durch mein damaliges Verhalten niemand körperlichen Schaden zugefügt habe. Ohne die Aufarbeitung nach dieser TF hätte sich mein Alkoholkonsum durch den damaligen Scheidungsterror weiter gesteigert. Ich hätte nicht die Kraft gehabt, für mich und meine Kinder zu kämpfen. Möglich wäre auch der Schritt in die Alkohohlabhängigkeit oder eines noch größeren Alkoholmißbrauchs.
Ich bin Stolz auf das, was ich bislang erreicht habe und lebe mein neüs Leben selbstbestimmt und achtsam .