15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Da, ich Alkohol nur an den Wochenenden trank, blieben die Folgen für mein Leben überschaubar. Die schlimmste Auswirkung waren zahlreiche Samstage und Sonntage, die ich verkatert auf der Couch verbracht habe. Eine zentrale Wirkung war die verminderte Leistungsfähigkeit. Nach einer durchzechten Nacht war ich am nächsten Tag kaum zu gebrauchen. Ich liebe auch die Freizeit an Wochenenden mit meiner Familie. Doch durch den Kater konnte ich, aber auch meine Freizeit nicht wirklich mit meiner Familie zusammen genießen, somit habe ich sie öfter vernachlässigst. Ich hatte Probleme hin und wieder mit meinen Kopfschmerzen. Umfeld bezogen habe ich mich am nächsten Tag oft geschämt, wenn ich bertunken irgendetwas Dummes gesagt habe. Ironischer weise hatte ich sogar das Gefühl, dass sich mein Umfeld verbesserte, da ich durch die häufigen Partys natürlich viele Leute kennenlernte und mich geschätzt fühlte. Heute weiß, dass ich auf einen Großteil dieser Bekanntschaften verzichten kann.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Nun, da ich heute Abstinenz lebe ist ein Vergleich nicht möglich, aber es gab Phasen in meinem Leben, in den ich häufiger und mehr getrunken habe als sonst. Ich habe besonders wie erwähnt die letzten 1,5 Jahre nach meiner schweren Knieverletzung regelmäßig alle 2 Wochen viel Alkohol konsumiert. Die Gründe waren wie schon gesagt die Ängste vor der Zukunft, Alltagstress, Druck und Frust über meine Verletzung, somit konnte ich meine Innerliche Ruhe finden.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Nein
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Nein
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Früher glaubte ich Gelegenheitstrinker zu sein. Heute weiß ich, dass dies nicht der Fall war. Ich habe zu viel und zu oft getrunken und Alkoholmissbrauch getrieben. Rückblickend schäme ich mich für viele Situationen und mein Verhalten gegenüber meine Familie und bin auch sehr froh darüber, dass ich durch den Unfall und die MPU ich gezwungen war mich mit dem Thema Alkohol auseinander zu setzen.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
Nein
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
In der Nacht vom 31.05.2014. auf den 01.06.2014.
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute Alkohol/keinen Alkohol?
Nach meinem Unfall wurde mir bewusst, dass ich ein Problem mit dem Alkohol hatte.
Ich habe mir vorgenommen, weiterhin Abstinenz zu leben wegen meiner Familie, seit ich Abstinenz lebe, führe ich ein glücklicheres Leben mit meiner Familie, wir verbringe jetzt die Wochenenden viel gemeinsam, die früher wegen mir immer alleine was unternehmen mussten, weil ich im Bett lag aufgrund meines Katers. Wir unternehmen jetzt viel gemeinsam gehen Schwimmen, Wandern, Reisen übers Wochenende machen Städtereisen und besuchen dabei unsere Verwandtschaften. Ich merke richtig, seitdem ich keinen Alkohol mehr konsumiere, dass das Familienleben noch intensiver geworden ist und wir noch vertrauter geworden sind zueinander, vor allem das Verhältnis zu meinem Sohn ist seitdem noch intensiver geworden und ich spüre tagtäglich, wie glücklich er ist. Mein Leben hat an Qualität gewonnen und das möchte ich nicht missen. Außerdem bin ich viel fitter, konzentrierter, ausgeschlafener und nicht mehr so gereizt. Ich will auch weiterhin Abstinenz leben wegen meiner Gesundheit. Durch das viele Lesen und durch die intensive Betreuung der Suchtberaterin, ist mir heute bewusst geworden, dass ein zu häufiges und unkontrolliertes Trinken auch Gesundheitliche Nachfolgen haben kann. Das kontrollierte trinken funktioniert bei mir nicht, dass hat meine Vergangenheit mir gezeigt. Ich habe mir nie ein Limit gesetzt und meist bis zum Rauschzustand getrunken. Mir ist die Gefahr zu groß, wieder in das alte Schema zurück zu fallen. Deswegen trinke ich lieber keinen Alkohol. Ich möchte auch Anfang 2016 mit einem Abendstudium anfangen und BWL studieren. Mein Ziel ist es in zwei bis drei Jahren in meiner jetzigen Firma die Stelle als Teamleiter zu besetzten und mich gegeben falls beruflich noch weiter zu entwickeln.
24. Warum haben Sie das Trinken reduziert bzw. aufgegeben und warum nicht schon eher?
Früher habe ich kein Grund gesehen, das Trinken zu reduzieren oder aufzugeben, da mir die Einsicht fehlte, dass ich ein Problem habe und sogar gefährdet war, abhängig zu werden. Als ich nach dem Unfall neben dem Autowrack saß, wusste ich trotz des Schocks, dass Alkohol keinen Platz mehr in meinem Leben hat. Auch Tage und Wochen später saß der Schock noch sehr tief. Ich hatte mich und andere gefährdet und dabei noch Glück gehabt, dass es nur zu einem erheblichen Sachschaden gekommen war, ich überlebt hatte und somit die Chance, mein Leben zu ändern. Nachdem der Schock überwunden war, setzte eine Reflektionsphase ein. Mir wurde klar, dass dieser Unfall ein starker Motivator war, endlich etwas zu ändern in meinem Leben, ich aber langfristig Strategien brauchte um mein Verhalten zu ändern und an meinen Vorsätzen festzuhalten. Dazu war es erst mal wichtig, mir selber einzugestehen, warum ich eigentlich so viel getrunken hatte, und die Ursachen abzustellen.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Zunächst einmal sorgte der Schock nach dem Unfall dafür, dass ich keinen Alkohol mehr anrührte. Mit der Zeit wurde mir dann klar, dass ich Zeit brauchen würde, meinen Konsum zu überdenken, die Ursachen herauszufinden und mir über den zukünftigen Umgang mit Alkohol Gedanken zu machen. Dafür brauchte ich einen klaren Kopf, also entschied ich mich zunächst für eine Trinkpause, bis ich die Ursachen aufgearbeitet und damit auch der Weg nach vorne klarer wurde. Dabei haben mir die Gespräche mit der Suchtberatung sowie mit dem Verkehrspsychologen gut getan. Ich konnte offen über meine Probleme reden und die haben mir immer Ratschläge gegeben. Nach meiner TF habe ich mich mit meiner Frau oft über das warum und wieso es passiert ist unterhalten. Wir haben auch ein offenes Familiengespräch geführt in dem jeder sagen konnte was ihn beschäftigt und was ihm auf dem Herzen liegt. Dabei habe ich offenbart, dass ich sehr starke Selbstzweifel hatte, weil ich mich immer als schlechter Vater gesehen habe wegen meiner Verletzung und nicht Dinge machen konnte mit meinem Sohn wie andere Väter, weil ich immer unter Knieschmerzen litt, dass ich glaube deswegen auch zu viel Alkohol getrunken habe. Meine Frau hat mir dabei klargemacht, dass dieser Eindruck nicht stimmt und ich immer ein super Vater bin. Vor allem hat meine Frau betont, dass sie sehr stolz auf mich ist und ich sehr wichtig für die Familie bin. Gleichzeitig ist die Familie sehr wichtig für mich, da ich weiß wenn immer ein Problem auftaucht, ich Menschen hinter mir habe, die alles dafür tun würden mir zu helfen.
Mit einigen meiner Freunde brach der Kontakt ab, da ich keine Motivation bzw. Basis fand mit Ihnen etwas zu unternehmen. Ich begann auch wieder zu Schwimmen und Fahrrad zu fahren. Das Hobby ist leider zu Beginn meiner Verletzung eingeschlafen. Mit meinen 2 besten Freunden hat sich eigentlich kaum was verändert. Ich bin grundsätzlich ein sozialer Mensch der Leute und Gespräche brauch. Deshalb gehe ich auch nach wie vor gerne raus unter Leute und gern auf Leute zu. Ich habe festgestellt, dass die Abstinenz mir persönlich gut tut und neue Kraft gegeben hat. Woran ich mich jedoch anfangs gewöhnen musste war, dass ich zu Feierlichkeiten oder auf Partys einer der wenigen bin die Wasser oder Saft trinke. Aber auch das stört mich nicht mehr, im Gegenteil, es stärkt mein Selbstbewusstsein.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Sehr positiv, ich fühle mich wohler stehe ohne Probleme auf bin nicht mehr gereizt, genervt sowie gestresst kann durchschlafen ohne Probleme. Bin unternehmungslustiger, fitter und nicht mehr Müde an den Wochenenden. Mache sehr viel Gemeinsames mit der Familie gehen öfter spazieren, Fahrrad Touren unternehmen gemeinsam viel und spielen gemeinsam. Wir bekommen des Öfteren auch Besuch und machen viel mit den Schwiegereltern. Natürlich hat sich auch was in Freundeskreis geändert habe mich von manchen distanziert, weil ich gemerkt habe wer in schlechten Zeiten zu mir steht und wer nicht, habe somit meinen Freundeskreis leicht verkleinert und mache mehr was mit Freunden die auch Kinder haben. Ich spüre auch seitdem ich keinen Alkohol mehr zu mir nehme ich kontaktfreudiger bin ich rede auch offen über meine Probleme mit Freunden, dass ich schlechte Erfahrung mit dem Alkohol hatte und daher keinen mehr zu mir nehme und es mir besser geht. Es kommt sehr gut an und die unterstützen mich alle dabei. Außerdem merke ich seitdem ich keinen Alkohol mehr trinke ich in der Arbeit viel fitter, konzentrierter und lockerer bin und viele Sachen mir leichter fallen als vorher.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Durch die strikte Einhaltung meiner Abstinenz. Ich habe mich auch von vielen alten „Freunden“ getrennt und umgebe mich nur noch mit den Menschen, mit denen ich mich im nüchternen Zustand wohl fühle, mit denen ich offen auch über Probleme und unangenehme Dinge reden kann und indem ich meinen Hobbys nachgehe, dem Sport! Da bekomm ich durch Leistung Anerkennung und Respekt. Ich werde in einer Gruppe eingebunden und man lernt auch neue Freundschaften zu knüpfen. Dazu gehe ich normalen Freizeitaktivitäten nach. Ich unternehme viel mit meiner Familie. Ich kümmere mich viel um meinen Sohn und wir verbringe viel mehr Zeit miteinander ich begleite Ihn jetzt viel mehr zu seinen Freizeitaktivitäten, wie Fußball und Schwimmen. Da ich auch mit einem Abendstudium beginnen will, benötige ich einen klaren Kopf, und da spielt Alkohol keine Rolle mehr in meinem Leben.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
Ja, das ist theoretisch vorstellbar. Ich habe, aber seit der TF einiges über mich und mein Leben viel gelernt und weiß jetzt, warum ich so viel getrunken habe. Ich habe mich seitdem geändert und brauche den Alkohol nicht mehr, um abzuschalten, Probleme zu verdrängen und um den Druck zu lösen. Mir ist aber klar, dass es in Zukunft Ereignisse geben kann im Leben, die einen Rückfall bewirken könnten. Ich könnte aufgrund meines Knies Beeinträchtigungen im Sport haben oder im Beruf über- oder unterfordert sein, ich könnte mich mit den falschen Leuten umgeben. Im Gegensatz zu früher weiß ich jetzt aber, welche inneren und äußeren Motive in der Vergangenheit zu meinem Alkoholkonsum geführt haben. Daher kann ich die Anzeichen für einen möglichen Rückfall erkennen und gegensteuern. Wenn ich das Gefühl habe, kann ich diese Probleme jetzt offen ansprechen und nicht wie früher verdrängen und in mir rein fressen. Falls meine Frau Anzeichen spüren sollte, dass ich Probleme, Stress oder Druck verdränge, so haben wir es in einem vier Augengespräch uns gegenseitig versprochen und ausgemacht, dass wir uns hin setzten und offen über die Probleme reden und eine Lösung finden, oder gegeben falls sofort professionelle Hilfe suchen, bei der Suchtberatung, wo meine Frau und ich eine Notrufnummer haben bei Notfällen, wo wir jeder Zeit anrufen können bei Anzeichen auf Rückfall.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich brauche nichts zu trennen, da ich mich strickt an die Abstinenz halte.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Nein