0. Warum sind Sie heute hier?
Ich habe mein Verhalten im Umgang mit Alkohol grundlegend geändert und hätte das jetzt gern schriftlich, um der Fahrerlaubnisbehörde zu zeigen, dass ich keine Gefahr für den Straßenverkehr darstelle.
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
Es war einer der ersten richtig schönen Tage 2014. Vormittags hatte ich meine fehlenden Unterlagen beim Jobcenter eingereicht, um ALG II zu erhalten. Den Rest des Tages bis zum Abend verbrachte ich vor dem Computer. Im Laufe des Nachmittages verabredete ich mit Freunden, sich vielleicht abends im Nachbardorf zu treffen. Da meine Freunde nach und nach alle absagten, ich aber "voller Tatendrang" war, entschied ich mich gegen 18:30 die Band, die ich bis dahin Freitags aufgenommen hatte, bei der Probe zu besuchen. Ich fuhr also mit dem Auto ca. 7 km zu deren Proberaum. Dort angekommen unterhielt ich mich draußen mit der Band und trank ein Bier, während der Probe zwei weitere. Nach der eigentlichen Probe (ab ca. 2130), als wir dann nur noch zu dritt waren, 9 weitere Flaschen Bier, bis ich den Drang verspürte, nach Hause zu wollen. Gegen 02:00 Uhr begab ich mich dann mit dem Auto auf den Heimweg. Nach ca. 5 km standen die Beamten. Ich habe sofort angehalten, als ich im Rückspiegel sah, dass an ihrem Wagen das Licht anging.
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
Zurückgerechnet waren das insgesamt 6 Liter Bier (Widmark).
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie fahren?
5km, wollte insgesamt ca. 7km fahren
(habs mit Google Maps überprüft, hatte bisher nur geschätzt)
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
Darüber habe ich in dem Moment nicht nachgedacht.
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Ich habe nicht darüber nachgedacht, die TF vermeiden zu müssen. Es war nie etwas schlimmes vorgefallen, wenn ich unter Alkoholeinfluss fuhr und dadurch fühlte ich mich zu sicher.
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
In den 3 Jahren vor der TF habe ich mich in den Sommermonaten oft im Nachbardorf mit Freunden getroffen und bei den Gelegenheiten oft ein oder zwei Bier getrunken. Das ging über lange Zeit, aber ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, dass all diese Fahrten schon unter Alkoholeinfluss stattfanden. Dazu kommen dann auch noch Fahrten unter Restalkohol und im Jahr direkt vor der TF auch Fahrten mit zunehmend höheren Blutalkoholkonzentrationen bis hin zu eben der Trunkenheitsfahrt. Zusammengenommen sind das bestimmt mehrere hundert Male gewesen. Daraus folgere ich, dass ich mir keine oder nur wenige Gedanken machte, was alles hätte passieren können und dass ich unheimliches Glück hatte. Schäden, Verletzte oder sogar Tote, durch meine Leichtsinnigkeit herbeigeführt... Es fällt mir leider schwer, mich in die Lage zu versetzen: "Was wäre, wenn etwas derartiges vorgefallen wäre?"
(Weiterhin erkenne ich, dass meine hohe Alkoholtoleranz dazu führte, dass ich unter Alkoholeinfluss in der Lage war, ein Fahrzeug unbeschadet von A nach B zu befördern und ich daher meine Fähigkeit, ein Kfz zu bewegen, überschätzte.)
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
Erinnern tu' ich mich daran, dass mein Vater immer schon Bier trank und dass mein Großvater Abends zu Fußballspielen im Fernsehen eine halbe 0,33 Krombacher trank. Der hatte son' Verschluss für solche Flaschen und die andere Hälfte trank er dann am nächsten Abend. Das ist im Grunde eine schöne Erinnerung an den richtigen (wenn auch übertrieben sparsamen, aber mein Großvater stammte aus einer Zeit, in der Sparsamkeit gelebt wurde - Kriegs/Nachkriegszeit) Umgang mit Alkohol und seinen "Zweck" als Genussmittel. Zum ersten Mal getrunken habe ich mit 14: ein Freund hatte von seiner Praktikumsvergütung eine Kiste Bier spendiert, davon hab ich dann 2 Flaschen getrunken, mehr oder weniger widerwillig: ich wollte ja dazugehören.
Das häufigere Trinken ging dann mit 16 los, als ich in die rechte Szene geriet. Hier habe ich nun mindestens einmal pro Monat mit den Skins gefeiert und getrunken. Da ich in meiner Jugend ein Außenseiter gewesen bin (dicklich, unsportlich, schlecht in der Schule) und die Skins einen für gewöhnlich so akzeptieren wie man ist, fand ich dort die Anerkennung, die mir bis dahin fehlte. Dazugehören war insofern einfach, als dass man sich lediglich den Kopf rasieren und eine gewisse Trinkfestigkeit an den Tag legen musste.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Als ich noch Skinhead war habe ich ein bis zweimal im Monat gefeiert und getrunken. Zu der Zeit belief sich das auf jeweils etwa 3 Liter Bier pro Anlass. Nachdem ich 2001 die rechte Szene verließ pendelte sich das wieder auf ein "normales" Maß ein: höchstens ein Mal im Monat mehr als 0,6 Liter Bier, 1 Mal pro Woche bis zu 0,6 Liter, aber unregelmäßig. Von 2001 bis 2010 habe ich nur zu besonderen Anlässen wie Geburtstage, Silvester und ähnliche Feierlichkeiten oder wenn ich mit der Band auftrat und nicht fahren musste, Alkohol zu mir genommen. Als mich 2010 meine damalige Freundin verließ ist das mehr geworden: 2 bis 3 Mal im Monat zu der Zeit. Insgesamt etwa 10 Liter Bier im Monat. Als sich dann Ende 2012 meine Band auflöste und ich gezwungen war, mein Tonstudio aufzugeben, hat sich das auf zwei bis zweieinhalb Kisten Bier im Monat erhöht, aufgeteilt auf 3 bis 4 Gelegenheiten.
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
An vielen Wochenenden habe ich von 2013 bis 2014 mindestens 2 Liter Bier getrunken, das konnte sich je nach Gesellschaft und Stimmung auf 6, vielleicht 7 Liter steigern. 4 bis 6 mal im Jahr trank ich bis 0,5 Liter Rum oder Whisky mit Cola anstelle von Bier. 2 bis 3 Mal im Jahr habe ich außerhalb der Wochenenden getrunken, aber nur, wenn ein Feiertag folgte. Wenn ich mich im Sommer mit Freunden draußen traf, habe ich (auch außerhalb der Wochenenden) bis zu 2 x 0,5 Liter Bier getrunken. Das passierte dann 2 bis 3 mal pro Monat.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
In meiner Jugend mit den anderen Skins zumeist bei einem "Gruppenmitglied" in der Garage. Da haben wir gefeiert und getrunken. Seit der Trennung von meiner Freundin 2010 mit Freunden, Bekannten oder Nachbarn die mich zu sich einluden oder mit denen ich mich traf. Seltener habe ich Leute zu mir eingeladen. Seit Sommer 2013 dann mit der Band, die mich für ihre Albumaufnahmen engagiert hatte, insbesondere mit dem Bassisten, aber in erster Linie erst nach den Aufnahmen.
12. Warum haben Sie getrunken?
Der Stress, den das nichtfunktionierende Tonstudio mit sich brachte, die Einsamkeit, die aus der Trennung resultierte, der Wegfall der Gesellschaft beim gemeinsamen Musizieren und die finanzielle und berufliche Unsicherheit waren ausschlaggebende Faktoren.
(In meiner Zeit als Skinhead hatte ich eine Freundin, die mich sehr oft betrogen hat. Meine erste Liebe sozusagen. Von ihr trennen konnte ich mich nicht (wegen "Liebe" und so) und daher habe ich die negativen Gefühle schon damals mit Alkohol verdrängt. Dass das für den Moment gewissermaßen funktioniert, hatte sich eingeprägt und ich wendete diese "Lösung" erneut an
- Das behalte ich im Hinterkopf, erwähne es aber nur wenn nötig - Die Gedanken darüber, was die Zukunft bringen würde, wie es finanziell und zwischenmenschlich weitergehen würde, wie es mit meinen musikalischen Ambitionen aussieht - kurz: Alles, was nicht zur ersehnten Harmonie in meinem Leben führte und das ich immer nur in mich reingefressen hatte anstatt es rauszulassen - waren kurzerhand verdrängt. Also habe ich im Endeffekt für einen vorübergehenden Seelenfrieden getrunken, damit ich mal für eine Weile die Sorgen über die Zukunft loswerden konnte. Auch die Gesellschaft in Form von Trinkpartnern hat das unterstützt: Ich konnte über meine Probleme reden, was mir nüchtern so nie eingefallen wäre. Heute kann ich das auch ohne Alkohol.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
Heiterkeit, Redseligkeit, Geselligkeit. Bei 2 Litern Bier liegt in etwa der Scheitelpunkt, sprich, ab hier ging es dann bergab: Koordination und Rhetorik fingen an nachzulassen, Selbstüberschätzung und Überheblichkeit stiegen gleichzeitig an. Unter dem Einfluss von Alkohol fiel es mir wesentlich leichter, auf fremde Menschen zuzugehen und mit ihnen zu reden. Wenn es irgendwo Ärger gab, war ich meist derjenige, der versucht hat zu schlichten. Eigentlich war ich immer recht umgänglich, wenn ich getrunken hatte, hab nie Ärger gemacht oder irgendwelchen Mist gebaut (abgesehen natürlich vom Fahren unter Alkoholeinfluss). Die negativen Eigenschaften, die der Alkohol in mir hervorrief waren wohl, dass ich recht nervig und anhänglich, sogar aufdringlich wurde.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Natürlich war ich am Tag nach dem Trinkabend zu nichts zu gebrauchen. Das führte dazu, dass meine Mutter, in deren Haus ich meine Wohnung habe, sauer war, weil ich nix von dem rechtzeitig und nur lustlos gemacht habe, was Samstags in vielen Haushalten anliegt wie Rasenmähen und so Zeugs. Ich habe mir vieles vorgenommen, was dann aber aufgrund der Auswirkungen des Alkoholkonsums aufgeschoben wurde oder nicht zur erwünschten Perfektion führte, wenn ich es dennoch anging, wie z.B. den Bau einer elektrischen Bassgitarre und das Erlernen von Programmiersprachen. Diese "Projekte"setze ich derzeit in die Tat um: Die Gitarre ist fast fertig und das Programmieren wird sich in der bevorstehenden Umschulung anwenden lassen.