Hallo zusammen,
ich habe schon sehr viel in diesem Forum gelesen und bin ganz begeistert. Auch ich habe Mist gebaut und daher einen FB angehängt.
Ich hole mir Hilfe bei der Caritas und hatte letztens eine "Probe MPU" die Dame sagte, dass sei noch nicht ausreichend.... Ihre Erklärung fand ich aber dann wiederrum etwas mager ;-) Jetzt wollte ich mal von anderer Seite hören, ob die Caritas recht hat, oder ich nur den kostenpflichtigen Kurs besuchen soll..... Ich werde den Kurs trotzdem machen (alleine schon wegen der Bescheinigung), aber ich möchte trotzdem Mal eine andere Meinung zu meiner Aufarbeitung hören
Zur Person
Geschlecht: weiblich
Größe: 1,66m
Gewicht: 61kg
Alter: 47
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 29.8.2019
BAK: 2,31‰
Trinkbeginn: 17.30 Uhr
Trinkende: 22.00
Uhrzeit der Blutabnahme: 22.30 Uhr
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: Nein
Strafbefehl schon bekommen: Ja
Dauer der Sperrfrist: Keine, da Fahrrad
Führerschein
Hab ich noch: Ja
Hab ich abgegeben: Nein.
Hab ich neu beantragt: Nein
Habe noch keinen gemacht:
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Nein.
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein
Genaue Fragestellung der FSSt. (falls bekannt): Nein
Bundesland:
RLP
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Nein
Ich lebe abstinent seit: Juni 20
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Urinscreening ja/nein: ja
Keinen Plan?:
Leberwerte ja/nein seit wann, wie viele: Nein
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Ja
Selbsthilfegruppe (SHG): Geplant
Psychologe/Verkehrspsychologe: Ja, zwei Gespräche am Telefon
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein
Keine Ahnung:
MPU
Datum: wahrscheinlich März 21
Welche Stelle (MPI):
Schon bezahlt?: Nein
Schon eine MPU gehabt? nein
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten:
Nein
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Es war der 29. August 19. Ich wollte abends auf ein Fest im Biergarten es war traumhaftes Wetter, dort wusste ich, werden viele Bekannte sein.
Als Babysitter für meinen damals 9 jährige Tochter (der Sohn von 13 Jahren war nicht mehr bedürftig) wollte meine Schwiegermutter einspringen, da sie immer Donnerstags bei uns übernachtet. Am Nachmittag erklärte sie mir dann, sie könnte doch nicht…
Ich war so enttäuscht, dass ich mir dann zu Hause u. 17 30 Uhr eine Flasche Wein aufgemacht habe, die ich dann leer getrunken habe. Um ca. 20 Uhr kam meine Schwiegermutter überraschenderweise doch zurück und sagte ich könnte doch noch los. Ich also aufs Fahrrad (Auto kam nicht in Frage!) und los.
Großes Hallo im Biergarten und Freude über mein Kommen. An einem Cocktailstand, der von Bekannten betrieben wurde, habe ich mich für einen Andalö Spritz entschieden, in der Annahme es sei das gleiche wie Aperol Spritz.
Es war warm und daher schnell getrunken und weil so lecker noch schnell einen. Es war dann ca. 22 Uhr und ich musste zurück. Ich wusste, dass die Polizei am Straßenende kontrollier, war mir aber sicher safe zu sein (im Nachhinein natürlich total naiv). Fuhr also los um 22 30 Uhr nach ca. 10min. merkte ich, dass das, was ich gerade runtergestürzt habe, nicht das sein konnte, was ich dachte und fahre vor den Augen der Polizei in den Graben. Pusten….zur Wache 2,31 Promille
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Von ca. 17 30 – 19 30 Uhr 1l Weißwein
Von ca. 20 30-22 00 Uhr zwei Andalö Spritz mit wohl viel hartem Alkohol drin
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
2 Km nur gerade und bergab 10 min
5 Km
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Beim losfahren schon, als die Wirkung vom harten Alkohol einsetzte nicht mehr
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Nein, ich war mir ja sicher noch fahren zu dürfen
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Mit dem Auto habe ich sehr gewissenhaft die 0,5 Promillegrenze eingehalten auch Restalkohol war mir ein Begriff.
Aber mit dem Fahrrad bestimmt 400 Mal
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mein Vater hat, seitdem ich denken kann, wenn er von der Arbeit nach Hause kam immer einen Maria Cron getrunken. Meine Mutter nie, wegen ihrer Migräne.
Wenn Gäste da waren, gab es durchaus Alkohol, aber nie übermäßig.
Ich mit 16 bei uns im Keller mit ein paar Schulfreunden Dosenbier.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Während der Schulzeit haben ich mit Freunden am Wochenende oft Bier getrunken.
In der Lehre 92-95 hat sich der Konsum nicht verändert.
Im Studium 95-2001 auf den Studentenpartys habe ich bis zu 1,5L Bier getrunken oder Caipirinha.
Im Beruf bis zur ersten Schwangerschaft 2001-2005 bin ich von meiner Firma in verschiedene Städte geschickt worden.
Wir waren immer ein Team und waren jeden Abend aus. Mal mit mehr mal mit weniger Alkohol. Wir wurden auch oft von Geschäftspartnern eingeladen und da floss sehr viel Alkohol. Bis zu 2l Bier und Schnäpse.
Von 2005-2011habe ich zwei Kinder bekommen und voll gestillt, kein Alkohol
Bis 2015 kaum Alkohol, da ich ständig nachts raus musste und morgens früh auch.
Ab 2015 habe ich bei Einladungen am WE wieder mehr getrunken, da ich morgens nicht mehr so früh aufstehen musste.
Ab 2016 habe ich angefangen auch unter der Woche mal zu trinken
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
2001 -2005 3mal in der Woche 0,5l Bier, 2 mal in der Woche 2l Bier und 5-6 Schnäpse
2005-2015 nichts bis fast nichts
2015-2019 langsame Steigerung bis zum Schluss 1-2 mal die Woche bis zu einer Flasche Weißwein 1l und im Schnitt 1 Mal im Monat am WE bis zu 2 Flaschen Wein, Schnaps nur noch in Ausnahmefällen.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
In der Schulzeit und im Studium hauptsächlich privat oder auf Partys
2001-2005 meistens in Lokalen oder Kneipen mit meinen Kollegen
20015-2016 Mit Freunden oder mit meinem Mann im privaten Bereich
Ab 2016 mit Freunden und meinem Mann und manchmal auch alleine
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Ich wollte immer Kinder, aber ich bin keine Kleinkindmutter, ich habe die Zeit als nicht sehr erfüllend erfahren.
Ich fühlte mich derartig eingesperrt und einsam. Ich hatte auch zu dem Zeitpunkt wenig Freunde, die ich um Hilfe bitten konnte.
Als negativer Faktor kam hinzu, dass ich meinem Mann, aus Rücksicht auf seine schlechten Nerven, nie zumuten wollte, zwei Kinder alleine zu hüten, damit ich auch mal etwas unternehmen konnte, ohne zeitlichen Zwang.
Ich fühlte die Verpflichtung, mich um die Kinder zu kümmern.
Ich habe meine Unabhängigkeit von damals sehr stark vermisst.
Bis zu der Zeit habe ich aber nur am Wochenende etwas getrunken. Am Freitagabend gab es das Ritual mit meinem Mann eine Flasche Wein aufzumachen, die wir uns dann geteilt haben. Am Samstag mit Freunden habe ich ähnliche Mengen getrunken.
Dann kam eine entscheidende Veränderung, nämlich als mein Sohn 2016 aufs Gymnasium kam und somit ab mittags zu Hause war. Ich musste immer so schnell wie möglich nach der Arbeit nach Hause. Mir fehlten die ein bis zwei Stunden Unabhängigkeit nach der Arbeit (Tochter KiTa, Sohn Hort). Ich hatte bereits so viele Jahre schon zurückstecken müssen, und durch die neue Situation wurde es noch schlimmer. Es hatte sich so viel angestaut. Ich hatte das Gefühl, dass mein Leben so nicht geplant war.
Da habe ich angefangen, wenn das Gefühl der Einsamkeit und des Eingesperrt sein, zu groß wurde, Alkohol zu trinken. Ich habe mir so den Alltag erträglich gemacht. Das war dann auch mal in der Woche der Fall.
Und ich habe angefangen die Momente, wenn wir uns mit Freunden treffen konnten, so intensiv wie möglich spüren zu wollen, da hat mir der Alkohol bei geholfen und die Mengen wurden mehr.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol konnte ich Gefühle intensiver spüren, ich hatte dann das Gefühl lebendig zu sein.
Bei viel Alkohol wurde ich sentimental und bin in Selbstmitleid vergangen.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein, es gab keine Kritik.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Es gab keine Auswirkungen auf mein Umfeld.
Da ich nur abends etwas trank, hat mein tägliches Umfeld natürlich nichts mitbekommen können. Meine Kinder waren noch zu klein, um Veränderungen bei mir mit Alkohol in Verbindung zu bringen und mein Mann hat auch nichts gesagt.
Bei mir hat sich gezeigt, dass ich doch wesentlich schlechter schlafe mit Alkohol und dadurch deutlich müder war.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Während meiner ersten Berufstätigkeit (2001-2005) war ich in der Baubranche beschäftigt und dort galt Trinkfestigkeit zum guten Ton.
Ich war die einzige Frau im Team (und eigentlich immer), so dachte ich, ich muss da meinen Mann stehen und habe fast das gleiche getrunken wie die Männer.
Einige Geschäftspartner und Auftragnehmer waren auch beeindruckt und ich hatte somit einen anderen Stand als Auftraggeberin.
Ich wurde als Frau anders wahrgenommen und man hatte Respekt vor mir. Im Nachhinein ist das natürlich totaler Irrsinn gewesen, seine Gesundheit zu ruinieren, um anerkannt zu werden, aber beim ersten Job ist man noch ziemlich naiv und es war eine starke Krise zu der Zeit, der Druck war enorm.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ich habe zu Schulzeiten einmal Wodka auf nüchterne Margen getrunken und hatte danach ein paar Erinnerungslücken. Da war ich geheilt und wollte diesen Zustand nie wieder.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Währen meiner zwei Schwangerschaften und Stillzeiten 2005-2011
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Ich habe mich bei der starken Alkoholgefährdung gesehen, mit Hang zum Missbrauch.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein ich trinke keinen Alkohol mehr
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Mitte März 2020
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute keinen Alkohol/keinen Alkohol?
Alkohol hätte über kurz oder lang mein Leben doch noch zerstören können, ich hatte viel Glück, dass meine Gesundheit die Mengen bis jetzt gut überstanden hat, aber wer weiß wie lange, dass noch so gewesen wäre.
24. Warum haben Sie das Trinken aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe lange Zeit unterschätzt und verdrängt, was ich meinem Körper da wirklich antue. Erst der Wert schwarz auf weiß (bzw. Umweltpapier;-) ) hat mir die wahre Dimension meiner Giftfestigkeit offenbart.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Nach der TF habe ich aus dem Schock heraus 3Monate nichts getrunken.
Ich war dann aber noch nicht so weit, auf Alkohol komplett zu verzichten.
Ich habe (fast) KT gemacht. Bei unseren privaten Einladungen am WE habe ich weiterhin Wein getrunken, aber nach Zwei Gläsern immer aufgehört. Das waren zwischen einmal bis drei Mal im Monat.
Dann kam der Strafbefehl mit der tatsächlichen Promillezahl, da war mir klar, dass nur Abstinenz richtig ist.
Bei der Umstellung auf kein Alkohol, hatte ich ganz schnell das bekannte Gefühl aus den Schwangerschaften wieder. Dieses erleichterte mir die Umstellung doch sehr.
Bald kam dann die Erkenntnis hinzu, dass an den Abenden, als ich das Getränk wechseln musste, obwohl es mir noch geschmeckt hätte (nicht aus einem Kontrollverlust heraus!!), ich nicht „einverstanden“ war. Ich hätte einfach gerne noch mehr davon getrunken.
Daher gleich ein Getränk zu wählen, dass man den ganzen Abend ohne Einschränkung trinken könnte, ist viel besser.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich fühle mich viel fitter, schlafe besser und bin auch ausgeglichener. Ich unternehme mehr, ich mache gerade meinen Angelschein und habe mit meinem Sohn schon Ausflüge geplant. Mein Umfeld äußert sich auch sehr positiv über meine neue Fitness und Ausstrahlung.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Meine häusliche Situation hat sich stark verändert. Ich bin durch das jetzige Alter der Kinder nicht mehr so gebunden und kann bei aufkommendem schlehten Gefühlen, wie zum Beispiel Einsamkeit, einfach etwas unternehmen.
Die Kinder üben aber auch eine starke Kontrolle aus. Ein pubertierender Jugendlicher begutachtet seine Eltern ganz genau. Da will ich ihm keine extra Möglichkeit geben, seine Mutter als peinlich anzusehen.
Außerdem gönne ich mir jetzt als Belohnung oder als Gefühlsverstärker oder als Frustmittel Schokolade, die setzt bekanntlich auch Glückshormone frei.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ich kann nicht in die Zukunft schauen, aber ich tue alles, um die alten Gewohnheiten zu vermeiden. Meine Vermeidungsstrategien sind so einfach, dass sie jederzeit eingesetzt werden können.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich trinke keinen Alkohol mehr.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Auch wenn es auf eine sehr unsanfte Art war, bin ich froh, dass mir die Augen geöffnet wurden, was ich meinem Körper zugemutet habe und vor allem bevor schlimmeres passiert ist!
ich habe schon sehr viel in diesem Forum gelesen und bin ganz begeistert. Auch ich habe Mist gebaut und daher einen FB angehängt.
Ich hole mir Hilfe bei der Caritas und hatte letztens eine "Probe MPU" die Dame sagte, dass sei noch nicht ausreichend.... Ihre Erklärung fand ich aber dann wiederrum etwas mager ;-) Jetzt wollte ich mal von anderer Seite hören, ob die Caritas recht hat, oder ich nur den kostenpflichtigen Kurs besuchen soll..... Ich werde den Kurs trotzdem machen (alleine schon wegen der Bescheinigung), aber ich möchte trotzdem Mal eine andere Meinung zu meiner Aufarbeitung hören
Zur Person
Geschlecht: weiblich
Größe: 1,66m
Gewicht: 61kg
Alter: 47
Was ist passiert?
Datum der Auffälligkeit: 29.8.2019
BAK: 2,31‰
Trinkbeginn: 17.30 Uhr
Trinkende: 22.00
Uhrzeit der Blutabnahme: 22.30 Uhr
Stand des Ermittlungsverfahrens
Gerade erst passiert: Nein
Strafbefehl schon bekommen: Ja
Dauer der Sperrfrist: Keine, da Fahrrad
Führerschein
Hab ich noch: Ja
Hab ich abgegeben: Nein.
Hab ich neu beantragt: Nein
Habe noch keinen gemacht:
Führerscheinstelle
Hab schon in meine Akte geschaut Ja/Nein: Nein.
Sonstige Verstöße oder Straftaten?: Nein
Genaue Fragestellung der FSSt. (falls bekannt): Nein
Bundesland:
RLP
Konsum
Ich trinke noch Alkohol, wenn ja wie oft wieviel: Nein
Ich lebe abstinent seit: Juni 20
Abstinenznachweis
Haaranalyse ja/nein: nein
Urinscreening ja/nein: ja
Keinen Plan?:
Leberwerte ja/nein seit wann, wie viele: Nein
Aufarbeitung
Suchtberatungsstelle aufgesucht?: Ja
Selbsthilfegruppe (SHG): Geplant
Psychologe/Verkehrspsychologe: Ja, zwei Gespräche am Telefon
Kurs für verkehrsauffällige Autofahrer: nein
Ambulante/stationäre Therapie: Nein
Keine Ahnung:
MPU
Datum: wahrscheinlich März 21
Welche Stelle (MPI):
Schon bezahlt?: Nein
Schon eine MPU gehabt? nein
Wer hat das Gutachten gesehen?:
Was steht auf der letzten Seite (Beantwortung der Fragestellung)?:
Altlasten
Bereits durch Alkohol auffällig geworden Punkte oder sonstige Straftaten:
Nein
1. Beschreiben Sie den Tag Ihrer Trunkenheitsfahrt aus eigener Sicht mit Datum und Uhrzeiten.
(wann, wo und mit wem getrunken / wann und wie aufgefallen / Promille)
Es war der 29. August 19. Ich wollte abends auf ein Fest im Biergarten es war traumhaftes Wetter, dort wusste ich, werden viele Bekannte sein.
Als Babysitter für meinen damals 9 jährige Tochter (der Sohn von 13 Jahren war nicht mehr bedürftig) wollte meine Schwiegermutter einspringen, da sie immer Donnerstags bei uns übernachtet. Am Nachmittag erklärte sie mir dann, sie könnte doch nicht…
Ich war so enttäuscht, dass ich mir dann zu Hause u. 17 30 Uhr eine Flasche Wein aufgemacht habe, die ich dann leer getrunken habe. Um ca. 20 Uhr kam meine Schwiegermutter überraschenderweise doch zurück und sagte ich könnte doch noch los. Ich also aufs Fahrrad (Auto kam nicht in Frage!) und los.
Großes Hallo im Biergarten und Freude über mein Kommen. An einem Cocktailstand, der von Bekannten betrieben wurde, habe ich mich für einen Andalö Spritz entschieden, in der Annahme es sei das gleiche wie Aperol Spritz.
Es war warm und daher schnell getrunken und weil so lecker noch schnell einen. Es war dann ca. 22 Uhr und ich musste zurück. Ich wusste, dass die Polizei am Straßenende kontrollier, war mir aber sicher safe zu sein (im Nachhinein natürlich total naiv). Fuhr also los um 22 30 Uhr nach ca. 10min. merkte ich, dass das, was ich gerade runtergestürzt habe, nicht das sein konnte, was ich dachte und fahre vor den Augen der Polizei in den Graben. Pusten….zur Wache 2,31 Promille
2. Was und wie viel haben Sie am Tattag insgesamt getrunken?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Trinkzeit)
Von ca. 17 30 – 19 30 Uhr 1l Weißwein
Von ca. 20 30-22 00 Uhr zwei Andalö Spritz mit wohl viel hartem Alkohol drin
3. Wie viel Kilometer fuhren Sie, bis Sie aufgefallen sind und wie viel Kilometer wollten Sie insgesamt fahren?
2 Km nur gerade und bergab 10 min
5 Km
4. Hatten Sie das Gefühl, noch sicher fahren zu können?
(Ja/Nein + Begründung)
Beim losfahren schon, als die Wirkung vom harten Alkohol einsetzte nicht mehr
5. Wie haben Sie die Trunkenheitsfahrt vermeiden wollen (wenn überhaupt)?
Nein, ich war mir ja sicher noch fahren zu dürfen
6. Haben Sie bereits früher im Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss gestanden und sind aufgefallen?
Nein
7. Wie oft haben Sie alkoholisiert am Straßenverkehr teilgenommen ohne aufzufallen und was folgern Sie daraus?
Mit dem Auto habe ich sehr gewissenhaft die 0,5 Promillegrenze eingehalten auch Restalkohol war mir ein Begriff.
Aber mit dem Fahrrad bestimmt 400 Mal
8. Wann hatten Sie den ersten Kontakt mit Alkohol und wann haben Sie das erste Mal Alkohol zu sich genommen?
(Allererste Erinnerung und erster Konsum)
Mein Vater hat, seitdem ich denken kann, wenn er von der Arbeit nach Hause kam immer einen Maria Cron getrunken. Meine Mutter nie, wegen ihrer Migräne.
Wenn Gäste da waren, gab es durchaus Alkohol, aber nie übermäßig.
Ich mit 16 bei uns im Keller mit ein paar Schulfreunden Dosenbier.
9. Haben Sie regelmäßig Alkohol getrunken, und wie hat sich ihr Trinkverhalten in den letzten Jahren entwickelt?
Während der Schulzeit haben ich mit Freunden am Wochenende oft Bier getrunken.
In der Lehre 92-95 hat sich der Konsum nicht verändert.
Im Studium 95-2001 auf den Studentenpartys habe ich bis zu 1,5L Bier getrunken oder Caipirinha.
Im Beruf bis zur ersten Schwangerschaft 2001-2005 bin ich von meiner Firma in verschiedene Städte geschickt worden.
Wir waren immer ein Team und waren jeden Abend aus. Mal mit mehr mal mit weniger Alkohol. Wir wurden auch oft von Geschäftspartnern eingeladen und da floss sehr viel Alkohol. Bis zu 2l Bier und Schnäpse.
Von 2005-2011habe ich zwei Kinder bekommen und voll gestillt, kein Alkohol
Bis 2015 kaum Alkohol, da ich ständig nachts raus musste und morgens früh auch.
Ab 2015 habe ich bei Einladungen am WE wieder mehr getrunken, da ich morgens nicht mehr so früh aufstehen musste.
Ab 2016 habe ich angefangen auch unter der Woche mal zu trinken
10. Wie viel und wie oft haben Sie getrunken?
2001 -2005 3mal in der Woche 0,5l Bier, 2 mal in der Woche 2l Bier und 5-6 Schnäpse
2005-2015 nichts bis fast nichts
2015-2019 langsame Steigerung bis zum Schluss 1-2 mal die Woche bis zu einer Flasche Weißwein 1l und im Schnitt 1 Mal im Monat am WE bis zu 2 Flaschen Wein, Schnaps nur noch in Ausnahmefällen.
11. Wo und mit wem haben Sie überwiegend getrunken?
In der Schulzeit und im Studium hauptsächlich privat oder auf Partys
2001-2005 meistens in Lokalen oder Kneipen mit meinen Kollegen
20015-2016 Mit Freunden oder mit meinem Mann im privaten Bereich
Ab 2016 mit Freunden und meinem Mann und manchmal auch alleine
12. Warum haben Sie getrunken?
(Innere + äußere Motive)
Ich wollte immer Kinder, aber ich bin keine Kleinkindmutter, ich habe die Zeit als nicht sehr erfüllend erfahren.
Ich fühlte mich derartig eingesperrt und einsam. Ich hatte auch zu dem Zeitpunkt wenig Freunde, die ich um Hilfe bitten konnte.
Als negativer Faktor kam hinzu, dass ich meinem Mann, aus Rücksicht auf seine schlechten Nerven, nie zumuten wollte, zwei Kinder alleine zu hüten, damit ich auch mal etwas unternehmen konnte, ohne zeitlichen Zwang.
Ich fühlte die Verpflichtung, mich um die Kinder zu kümmern.
Ich habe meine Unabhängigkeit von damals sehr stark vermisst.
Bis zu der Zeit habe ich aber nur am Wochenende etwas getrunken. Am Freitagabend gab es das Ritual mit meinem Mann eine Flasche Wein aufzumachen, die wir uns dann geteilt haben. Am Samstag mit Freunden habe ich ähnliche Mengen getrunken.
Dann kam eine entscheidende Veränderung, nämlich als mein Sohn 2016 aufs Gymnasium kam und somit ab mittags zu Hause war. Ich musste immer so schnell wie möglich nach der Arbeit nach Hause. Mir fehlten die ein bis zwei Stunden Unabhängigkeit nach der Arbeit (Tochter KiTa, Sohn Hort). Ich hatte bereits so viele Jahre schon zurückstecken müssen, und durch die neue Situation wurde es noch schlimmer. Es hatte sich so viel angestaut. Ich hatte das Gefühl, dass mein Leben so nicht geplant war.
Da habe ich angefangen, wenn das Gefühl der Einsamkeit und des Eingesperrt sein, zu groß wurde, Alkohol zu trinken. Ich habe mir so den Alltag erträglich gemacht. Das war dann auch mal in der Woche der Fall.
Und ich habe angefangen die Momente, wenn wir uns mit Freunden treffen konnten, so intensiv wie möglich spüren zu wollen, da hat mir der Alkohol bei geholfen und die Mengen wurden mehr.
13. Welche Wirkung haben Sie in der Vergangenheit nach Alkoholgenuss bei sich beobachtet?
(bei wenig und bei viel Alkohol)
Bei wenig Alkohol konnte ich Gefühle intensiver spüren, ich hatte dann das Gefühl lebendig zu sein.
Bei viel Alkohol wurde ich sentimental und bin in Selbstmitleid vergangen.
14. Gab es kritische Hinweise Anderer auf Ihren Alkoholkonsum und wie haben Sie darauf reagiert?
Nein, es gab keine Kritik.
15. Welche Auswirkungen und Folgen hatte Ihr Alkoholkonsum auf Ihr Leben und Ihr Umfeld?
Es gab keine Auswirkungen auf mein Umfeld.
Da ich nur abends etwas trank, hat mein tägliches Umfeld natürlich nichts mitbekommen können. Meine Kinder waren noch zu klein, um Veränderungen bei mir mit Alkohol in Verbindung zu bringen und mein Mann hat auch nichts gesagt.
Bei mir hat sich gezeigt, dass ich doch wesentlich schlechter schlafe mit Alkohol und dadurch deutlich müder war.
16. Gab es in Ihrem bisherigen Leben frühere Zeiten, in denen sie weit mehr Alkohol als heute getrunken haben?
Wenn ja, nennen sie bitte die Lebensabschnitte und mögliche Ursachen und Umstände dafür.
Während meiner ersten Berufstätigkeit (2001-2005) war ich in der Baubranche beschäftigt und dort galt Trinkfestigkeit zum guten Ton.
Ich war die einzige Frau im Team (und eigentlich immer), so dachte ich, ich muss da meinen Mann stehen und habe fast das gleiche getrunken wie die Männer.
Einige Geschäftspartner und Auftragnehmer waren auch beeindruckt und ich hatte somit einen anderen Stand als Auftraggeberin.
Ich wurde als Frau anders wahrgenommen und man hatte Respekt vor mir. Im Nachhinein ist das natürlich totaler Irrsinn gewesen, seine Gesundheit zu ruinieren, um anerkannt zu werden, aber beim ersten Job ist man noch ziemlich naiv und es war eine starke Krise zu der Zeit, der Druck war enorm.
17. Haben sie jemals die Kontrolle über ihre Trinkmenge verloren und bis zur Volltrunkenheit Alkohol konsumiert?
Ich habe zu Schulzeiten einmal Wodka auf nüchterne Margen getrunken und hatte danach ein paar Erinnerungslücken. Da war ich geheilt und wollte diesen Zustand nie wieder.
18. Haben Sie früher schon einmal oder öfter über einen längeren Zeitraum bewusst und mit Absicht völlig auf den Genuss von Alkohol verzichtet?
Währen meiner zwei Schwangerschaften und Stillzeiten 2005-2011
19. In welcher Kategorie von Trinker haben sie sich früher gesehen und wie stufen Sie sich heute rückblickend ein?
Ich habe mich bei der starken Alkoholgefährdung gesehen, mit Hang zum Missbrauch.
Heute und in Zukunft
20. Trinken Sie heute Alkohol? Wenn ja, was, wie viel und wie oft?
(Genaue Angaben in Sorte, Menge, Häufigkeit)
Nein ich trinke keinen Alkohol mehr
21. Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken?
Mitte März 2020
22. Trinken sie gelegentlich alkoholfreies Bier?
Nein
23. Warum trinken Sie heute keinen Alkohol/keinen Alkohol?
Alkohol hätte über kurz oder lang mein Leben doch noch zerstören können, ich hatte viel Glück, dass meine Gesundheit die Mengen bis jetzt gut überstanden hat, aber wer weiß wie lange, dass noch so gewesen wäre.
24. Warum haben Sie das Trinken aufgegeben und warum nicht schon eher?
Ich habe lange Zeit unterschätzt und verdrängt, was ich meinem Körper da wirklich antue. Erst der Wert schwarz auf weiß (bzw. Umweltpapier;-) ) hat mir die wahre Dimension meiner Giftfestigkeit offenbart.
25. Wie haben Sie die Änderung Ihres Trinkverhaltens erreicht und dabei die Umstellungsphase erlebt?
Nach der TF habe ich aus dem Schock heraus 3Monate nichts getrunken.
Ich war dann aber noch nicht so weit, auf Alkohol komplett zu verzichten.
Ich habe (fast) KT gemacht. Bei unseren privaten Einladungen am WE habe ich weiterhin Wein getrunken, aber nach Zwei Gläsern immer aufgehört. Das waren zwischen einmal bis drei Mal im Monat.
Dann kam der Strafbefehl mit der tatsächlichen Promillezahl, da war mir klar, dass nur Abstinenz richtig ist.
Bei der Umstellung auf kein Alkohol, hatte ich ganz schnell das bekannte Gefühl aus den Schwangerschaften wieder. Dieses erleichterte mir die Umstellung doch sehr.
Bald kam dann die Erkenntnis hinzu, dass an den Abenden, als ich das Getränk wechseln musste, obwohl es mir noch geschmeckt hätte (nicht aus einem Kontrollverlust heraus!!), ich nicht „einverstanden“ war. Ich hätte einfach gerne noch mehr davon getrunken.
Daher gleich ein Getränk zu wählen, dass man den ganzen Abend ohne Einschränkung trinken könnte, ist viel besser.
26. Wie wirkt sich Ihr geändertes Verhalten auf Sie, Ihr Leben und Ihr Umfeld aus?
Ich fühle mich viel fitter, schlafe besser und bin auch ausgeglichener. Ich unternehme mehr, ich mache gerade meinen Angelschein und habe mit meinem Sohn schon Ausflüge geplant. Mein Umfeld äußert sich auch sehr positiv über meine neue Fitness und Ausstrahlung.
27. Wie stellen Sie sicher, dass Ihr neues Verhalten dauerhaft stabil bleibt?
Meine häusliche Situation hat sich stark verändert. Ich bin durch das jetzige Alter der Kinder nicht mehr so gebunden und kann bei aufkommendem schlehten Gefühlen, wie zum Beispiel Einsamkeit, einfach etwas unternehmen.
Die Kinder üben aber auch eine starke Kontrolle aus. Ein pubertierender Jugendlicher begutachtet seine Eltern ganz genau. Da will ich ihm keine extra Möglichkeit geben, seine Mutter als peinlich anzusehen.
Außerdem gönne ich mir jetzt als Belohnung oder als Gefühlsverstärker oder als Frustmittel Schokolade, die setzt bekanntlich auch Glückshormone frei.
28. Können Sie sich vorstellen, jemals wieder in Ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen?
(mit Begründung)
Ich kann nicht in die Zukunft schauen, aber ich tue alles, um die alten Gewohnheiten zu vermeiden. Meine Vermeidungsstrategien sind so einfach, dass sie jederzeit eingesetzt werden können.
29. Wie wollen sie in Zukunft das Trinken vom Fahren trennen?
Ich trinke keinen Alkohol mehr.
30. Haben Sie zum Abschluss noch etwas hinzuzufügen?
Auch wenn es auf eine sehr unsanfte Art war, bin ich froh, dass mir die Augen geöffnet wurden, was ich meinem Körper zugemutet habe und vor allem bevor schlimmeres passiert ist!